< Previous©Bw/Maximilian Schulz Schützenpanzer Puma ©Lindhorst 11HHK 6/2020 Gasteditorial seit März dominiert der kampf gegen CoViD-19 das regierungshandeln, die schlagzeilen und die gesell- schaftlichen Debatten. Wie das schwert des Damo- kles hält die pandemie die Welt in atem. Massive einschränkungen im privat- wie im Wirtschaftsleben erscheinen notwendig, um ihre auswirkungen zu begrenzen, und die Folgekosten dieser einschrän- kungen schlagen sich auch in der struktur des Bun- deshaushalts nieder. Der schutz und die sicherheit der Bevölkerung haben ihren preis. Dabei treten unwillkürlich andere sicherheitsrelevante themen in den Hintergrund. in ganz besonderer Weise gilt das für die Bundes- wehr. sie garantiert unsere äußere sicherheit im rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung. in jahrelanger anstrengung konnte die schere zwi- schen ihrem anspruchsvollen auftrag und ihren dürftigen Mitteln zumindest ein stück weit ge- schlossen werden. Darin dürfen wir jetzt nicht nach- lassen. Das Corona-Virus entbindet uns nicht von unserer Verantwortung für die Handlungsfähigkeit unserer streitkräfte; es entbindet uns nicht von unseren selbstverpflichtungen gegenüber nato und eu. Der neue amerikanische präsident wird das Gleiche fordern wie sein Vorgänger: Dass wir zu unserem Wort stehen, und dass wir Worten taten folgen lassen. er wird es in anderem ton fordern, aber er fordert es mit demselben recht. Vorausschauendes planen und Handeln sind dabei entscheidend. rüstung ist ein prozess mit so vielen Variablen und Bedingungen, dass man ihn nicht nach aktueller kassenlage betreiben kann. Die in- dustrie kann nicht einfach auf knopfdruck Material und Fahrzeuge ausliefern, selbst dann nicht, wenn es um Bündnisverpflichtungen geht. ein Beispiel: Der kern der panzergrenadiertruppe, der schützen- panzer puma, ist Bestandteil dieser Verpflichtungen im rahmen der VJtF-Verantwortung Deutschlands. sie erfordern unter anderem, dass sein rüststand an aktuelle Herausforderungen angepasst wird. Diese anpassungsarbeiten würden die Verfügbarkeit des „systems panzergrenadier“ einschränken, wenn nicht gleichzeitig ein zweites – bereits auf aktu- ellem rüststand befindliches – Los beschafft wer- den würde, um die befürchtete „puma-Delle“ gar nicht erst entstehen zu lassen. allein an der produktion eines zweiten Loses wären etwa 400 Zulieferer, mehrheitlich aus dem gesamten Bundesgebiet, beteiligt. Die rechtzeitige einplanung von Haushaltsmitteln und damit die aussicht auf eine zeitnahe Beschaffung sind hier von systemrele- vanter Bedeutung. sie würde die schlüsselkompetenz deutscher Landsystemtechnologien sicherstellen. sie würde den Fortbestand von unternehmen der Zuliefererindustrie gewährleisten und unterstützen, die auch die industrielle Basis für internationale rüstungskooperationen bilden, insbesondere für das Main Ground Combat system (MGCs). Derzeit kämpfen gerade die kleinen und mittleren unternehmen mit rückläufigen auftragseingän- gen in Folge der CoViD-19-pandemie. über ihnen schwebt das schwert des Damokles und hält sie in atem. Wenn jetzt das puma-Beschaffungspaket aufgeschnürt oder verschoben wird, lässt es sich später nicht einfach umsetzen, als sei nichts gewe- sen. Dann werden an vielen entscheidenden stellen die Lichter schon ausgegangen sein. sicherheit ist unteilbar. Der schutz vor CoViD-19 darf nicht gegen den schutz unseres Landes gerech- net werden. Wir müssen beide Herausforderungen stemmen, und wir könnten es auch. Frank Haun Vorsitzender der Geschäftsführung krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. kG Co-Ceo kMW+nexter Defense systems n.V. Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Frank Haun ©KMW©Bw/Tom Twardy Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Autonomie werden künftig massiven Einfluss auf die Bundeswehr haben.13HHK 6/2020 Gasteditorial Deutschland hat die Corona-krise bislang deut- lich besser gemeistert als viele andere europäische Länder. Die Bundeswehr ist maßgeblich mit zahl- reichen amtshilfeleistungen bei der nationalen Be- wältigung im einsatz. Wir erleben, dass die Corona-krise offenbar bei vielen Menschen ihr Verhältnis zur Digitalisierung positiv verändert hat. Jeder Dritte steht der Digi- talisierung seither offener gegenüber, wie eine untersuchung des itk-Branchenverbandes Bitkom herausgefunden hat. Digitalisierung ist wichtig und sie kommt immer wei- ter voran. Wie die neue analyse des „eGovernment Monitor 2020“ zeigt, haben auch die nutzung und akzeptanz digitaler Behördengänge zugenommen. erstmals seit Beginn der umfrage im Jahr 2011 ver- wenden mehr als die Hälfte der Befragten digitale Verwaltungsangebote. es ist gut, dass Deutschland mit hohen investitio- nen und planvorhaben in der Behördenlandschaft an dem flächendeckenden ausbau des Digitalisie- rungsstandes arbeitet. Dies betrifft sowohl den ausbau von service-angeboten für Bürger und Wirtschaft als auch die Modernisierung behörden- interner prozesse. so ebnet die Bundeswehr mit dem umstieg von it-infrastrukturen den Weg zu einer mobilen, nutzerorientierten it-ausstattung und schafft gemeinsam mit der BWi eine einheitliche kooperationsplattform für ihre truppen. Das ist eine investition, die zukünftig als digitale Brücke zu nationalen und internationalen Verbündeten und für eine sichere Zusammenarbeit steht. Zu den technologien, die der Digitalisierung einen weiteren kräftigen schub verleihen, gehört ins- besondere künstliche intelligenz. auf Bundes- ebene umfasst die „ki-strategie Deutschland“ zwölf Handlungsfelder mit mehr als 100 laufenden Förderprogrammen, initiativen und kooperatio- nen. rund 50 weitere Vorhaben sind in planung. Jetzt müssen sich die Verantwortlichen die Frage stellen, wo sie anfangen sollten. um aus den vielen Möglichkeiten konkrete Lösungen zu entwickeln, müssen das Fach- oder Domänenwissen und das technologische know-how im umgang mit ki zu- sammenkommen. Bei Materna haben wir einen dokumentenzentrierten ansatz entwickelt und hel- fen dabei, ki-Verfahren, etwa Maschinelles Lernen, einzusetzen. Wir wissen, dass die arbeit mit Doku- menten in nahezu jedem behördlichen prozess zu den größten Zeitfressern gehört. ki kann Doku- mente in vielen Fällen schneller erfassen, sortieren, auswerten und verarbeiten als Menschen. ki hilft ihnen, entscheidungen zu beschleunigen und die nutzer durch automatisierte prozesse entscheidend zu entlasten. ki-Lösungen sind so vielfältig wie die einsatzszena- rien. auch in diesem einsatzgebiet zählt die Bun- deswehr bereits zu den Vorreitern mit innovations- experimenten in ihren rechenzentren. so wird ki bereits intensiv in der Datenanalyse und beim ser- ver- und application-Management eingesetzt, um die effizienz und Leistungsfähigkeit im it-Betrieb zu steigern. unsere Welt wird immer globalisierter und digita- lisierter und personalressourcen immer knapper. auch in der Bundeswehr wird ki immer schneller einzug halten und die Digitalisierung weiter voran- treiben. Mit besten Grüßen Michael Hagedorn executive Vice president Geschäftsbereich public sector Materna information & Communications se Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Michael Hagedorn ist Executive Vice President des Geschäftsbereichs Public Sector bei Materna. ©MaternaBerlin, 12. november 2020. Der Bundespräsident hat beim Feierlichen Gelöbnis zum 65. Gründungstag der Bundeswehr eine rede in schloss Bellevue ge- halten: „in der integration Deutschlands in europa und im Bündnis liegt die gute Zukunft unseres Landes. ein demokratisches Deutschland in einem vereinten europa, gemeinsam dem Frieden in der Welt dienend – dafür steht die deutsche politik, dafür steht die deutsche Gesellschaft, dafür steht diese Bundeswehr! Dafür dienen sie, unsere staats- bürger in uniform.“ aufgrund der Corona-einschränkungen fand die Zeremonie nur mit kleinen abordnungen statt. neben der Würdigung der Leistungen der Bundes- wehr in den vergangenen Jahrzehnten bestimmten insbesondere auch gesellschaftskritische aussagen die rede des staatsoberhauptes. Dabei nahm steinmeier u.a. auch den Begriff des „freundlichen Desinteresses“ auf, den einst sein Vorgänger Horst köhler geprägt hatte, und sprach von einer „Gleich- gültigkeit, die dem Vertrauen zwischen Bundes- wehr und Gesellschaft nicht dient.“ Nachfolgend Auszüge aus der Rede des Bundesprä- sidenten: „nie zuvor hatte die Bundeswehr so breite Verant- wortung zu tragen: solidarität mit unseren Bündnis- partnern in Mittel- und osteuropa, auslandseinsätze vom Balkan über afghanistan und Mali bis in den irak und den indischen ozean, Verteidigung auch im Cyberraum und unterstützung bei heimischen notla- gen – nun auch in der pandemie. kurzum: Wir können uns auf unsere Bundeswehr verlassen! sie leistet außerordentliches! Darauf können wir stolz sein! Hinter diesen Leistungen stehen Menschen. Men- schen wie sie, liebe rekrutinnen und rekruten, die Verantwortung übernehmen, die sich zur Verant- wortung verpflichtet haben. Menschen, die bereit sind, alles einzusetzen, bis hin zum eigenen Leben. Das macht ihren Beruf so besonders, mitunter be- sonders schwierig. Das kann ihn aber auch sehr befriedigend machen. Was ihnen abverlangt wird, gehört nicht zu den gängigen kategorien sonsti- ger Berufsbeschreibungen: einsatzbereitschaft und Hingabe, Mut und tapferkeit. Mehr Verantwortung als je zuvor, aber fast unsichtbar geworden Feierliches Gelöbnis zum 65. Gründungstag der Bundeswehr 14HHK 6/2020 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht zu den Soldaten. ©Bw/Sebastian WilkeZugleich ist die Bundeswehr keine armee wie jede andere – und kann es mit Blick auf unsere Geschichte auch nicht sein. Die Werte unserer Verfassung sind ihr unverrückbares Fundament. nicht nur Befehl und Gehorsam, sondern die Verpflichtung auf das eigene Gewissen, die Grundsätze der inneren Füh- rung – sie leiten unsere streitkräfte. auch auf diese tradition können wir stolz sein. ihr Dienst ist wichtig für unser Land, für Freiheit und Demokratie. Doch wissen das auch die staats- bürger ohne uniform? es scheint paradox: Die Bundeswehr übernimmt heute mehr Verantwortung als je zuvor, ist aber im Bewusstsein, im alltag der allermeisten Deutschen fast unsichtbar geworden. in der alten Bundesrepublik, in der Gründungsphase und den Jahrzehnten danach, führte kein Weg an der Bundeswehr vorbei. es gab viel mehr standorte als heute. Hunderttausende junge Männer leisteten verpflichtenden Wehrdienst, fast jede Familie hatte mit der armee zu tun. erbitterte friedens- und sicherheitspolitische Debatten prägten nicht nur die deutsche innenpolitik, sondern auch das Bild der soldaten in der Öffentlichkeit. Manche in uni- form wurden dafür auch persönlich angefeindet. aber mit dem Glück der Deutschen einheit hat sich vieles verändert. Mit dem schwinden der existen- ziellen Bedrohung aus dem täglichen Bewusst- sein ist auch viel interesse an der Bundeswehr ge- schwunden. seit der aussetzung der Wehrpflicht gibt es in unserer Gesellschaft weniger Wissen über die Bundeswehr von heute. Die truppe ist heute deutlich kleiner, vielfältiger, bunter als damals. Die veränderten aufgaben und die Demographie ha- ben ihren teil dazu beigetragen. selbstverständlich dienen Frauen in der Bundeswehr. Diversität ist keine Frage des prinzips mehr. und der anteil derer, deren eltern und Großeltern aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, steigt. endlich gibt es heute wieder eine jüdische Militärseelsorge – und ich will hinzufügen: religiöse Betreuung dürfen wir auch unseren muslimischen soldatinnen und soldaten nicht vorenthalten. Zugleich ist die truppe professioneller geworden. unsere Freiwilligenarmee ist nicht nur in der Lan- des- und Bündnisverteidigung im einsatz, sondern steht auch in gefährlichen auslandseinsätzen für unsere Freiheit und sicherheit ein. Doch wie viel von dieser realität nehmen die Deutschen eigentlich wahr? Wer erfährt davon, wer interessiert sich dafür? es droht ein freundli- ches Desinteresse, eine Gleichgültigkeit, die dem Vertrauen zwischen Bundeswehr und Gesellschaft nicht dient. und das ist nicht die einzige Herausforderung: krieg, Gefecht, tapferkeit, Verwundung, trauma, tod, bewaffnete, gar kämpfende Deutsche in an- deren Ländern – das verdrängen wir gern, darüber sprechen wir nur ungern oder vor allem kritisch. Das macht es den soldatinnen und soldaten der Bundeswehr nicht leicht. ich weiß, wie schwer es für viele soldaten ist, über prägende erlebnisse aus dem einsatz zu sprechen, der auch zur Wirklichkeit der Bundeswehr heute gehört. „Das will keiner hören“, sagen sie. oder: „Das können sowieso nur die verstehen, die so was selbst erlebt haben.“ Das ist eine Herausforderung für viele soldatenfamilien. Das ist eine Herausforderung für die Bundeswehr- führung. in dieser sprachlosigkeit liegt aber auch die Gefahr einer gegenseitigen Verständnislosig- keit von soldat und Gesellschaft, die wir nicht ein- fach hinnehmen können. Denn für uns muss weiter gelten, was vor 65 Jah- ren Maxime der neugegründeten Bundeswehr war: armee und Gesellschaft dürfen sich in einer Demo- kratie niemals fremd werden! … Wer dem staat und der Gesellschaft seine Bereit- schaft beweist, das eigene Leben für unsere sicher- heit, Demokratie und Freiheit einzusetzen, der hat aber auch einen anspruch auf eine überzeugende antwort auf die Frage: Wofür wird die Bundeswehr gebraucht? Wofür diene ich? Die antwort auf diese Frage ist die Bringschuld von parlament und politik gegenüber den soldaten. es ist ihr Beitrag dazu, dass wir uns nicht fremd wer- den. ich selbst habe über viele Jahre hinweg einsatz- mandate formuliert und im Bundestag eingebracht, deshalb weiß ich: Mit einem Bundestagsbeschluss nach kurzer Debatte allein ist es nicht getan. Doch im kern ist die antwort klar: Wir brauchen die Bundeswehr, weil Deutschland Verantwortung für seine eigene sicherheit übernehmen muss. Weil wir für unsere nachbarn und Verbündeten Verantwor- tung übernommen haben – so wie sie für unsere sicherheit Verantwortung übernehmen. Weil sich die Welt um uns herum verändert – und zwar nicht immer so, wie wir uns das wünschen. Weil unser Werben für eine Logik der Zusammenarbeit in der Welt und für eine starke, gerechte internationale ordnung nicht aus einer position der schwäche gelingt.“ HHK 6/2020 Politik „unsere soldatinnen und soldaten und unsere zivi- len angehörigen der Bundeswehr haben gemein- sam eine beispiellose erfolgsgeschichte geschrie- ben. Wir Deutschen leben in einem freien und sicheren Land. nach sieben Jahrzehnten Frieden dürfen wir auch sagen: Wir hatten nie erfolgreichere und zuverlässigere streitkräfte als unsere Bundes- wehr.“ Verteidigungsministerin annegret kramp-karrenbauer ©Bw/Torsten Kraatz Die komplette rede finden sie hier:Berlin, 25. november 2020. in einer regierungsbefra- gung vor dem Deutschen Bundestag konkretisierte Verteidigungsministerin annegret kramp-karren- bauer nicht nur aussagen ihrer zweiten sicherheits- politischen Grundsatzrede, sie nahm auch zu diver- sen Beschaffungsprojekten stellung. Deutsch-französische Projekte Das Future Combat air system (FCas) und das Main Ground Combat system (MGCs) seien die zwei wich- tigen deutsch-französischen kernprojekte, die mit aller kraft vorangetrieben werden, unterstrich die Ministerin. Bei FCas gebe es „probleme mit dem Finanzrahmen, nicht nur für die deutsche seite, son- dern auch für die französische seite. an dem punkt arbeiten wir gemeinsam, im übrigen auch mit dem spanischen partner“, sagte kramp-karrenbauer. Beim MGCs gebe es „viele interessenten aus ganz europa, die sich gerne stärker an diesem projekt beteiligen möchten, weil sie ebenfalls Modernisie- rungsbedarf haben.“ Die Ministerin betonte in ihrer stellungnahme auch die unterschiedlichen Verfahren: „Was von den Franzosen am stärksten für erklärungsbedürftig empfunden wird, ist das Verfahren, das wir hier im Deutschen Bundestag haben, mit den 25-Millionen- euro-Vorlagen. es ist für eine französische Verteidi- gungsministerin relativ ungewohnt, dass ein parla- ment nicht nur über ein Gesamtbudget abstimmt, sondern auch über große rüstungsvorhaben.“ Klärungsbedarf Ganz anders steht es derzeit um das taktische Luft- verteidigungssystem (tLVs). „Wir werden uns über die Frage bodengebundener Luftverteidigung un- terhalten müssen. Das ist nicht nur eine Frage der technischen Fähigkeiten mit Blick auf das thema tLVs, sondern es bedarf einer Gesamtbetrachtung der unterschiedlichen schichten – wenn sie so wollen –, in denen Verteidigung stattfindet. Dazu gehören auch die Fragen, wo wir Fähigkeitslücken haben, wo wir in die Modernisierung gehen, wie wir in den internationalen kooperationen stehen und wie das Ganze über die Zeitachsen finanziert werden könnte.“ Die Ministerin kündigte an, eine entscheidungsmatrix in den ersten Monaten des nächsten Jahres vorzulegen. Die Beschaffung eines zweiten Loses schützenpan- zer puma „hängt insbesondere davon ab, wie weit wir mit der einsatzbereitschaft und der Verbesse- rung beim 1. Los kommen. Diese untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Das sind zwei große Fragen, die wir im nächsten Jahr noch zu klären haben. Davon hängen auch priorisierungen ab.“ Nachfolge G36 und STH Zur auswahlentscheidung über ein neues standard- gewehr stellte sie zunächst klar, dass die Bundes- wehr mit dem G36 ein Gewehr hat, „das – auch un- abhängig von früheren untersuchungen – seinen Dienst tut, von dem man aber sagen muss: es wird am ende dieses Jahrzehnts in die Jahre gekommen sein. insofern ist es richtig, dass wir über die Modernisierung reden.“ Man habe jetzt drei neue Gewehrmuster, die den technischen anforderun- gen erprobter- und erwiesenermaßen gerecht werden. Welches dieser Muster genommen wird, hänge davon ab, wie die patentrechtstreitigkeiten ausgehen. „Zum schweren transporthubschrauber wird noch im Dezember eine empfehlung des Verteidigungs- ministeriums auf den tisch kommen, und das wird dann im nächsten Jahr dem Bundestag zur entschei- dung zugeleitet werden“, führte sie aus. (liho) (Mehr zu diesen Themen in der nächsten Ausgabe des Hardthöhenkurier.) Neuer Anlauf für den STH – TLVS und 2. Los Puma weiterhin offen 16HHK 6/2020 Politik Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrer zweiten sicherheitspolitischen Grundsatzrede. ©Bw/Sebastian WilkeQuadriga – Ersatz für die erste Generation Die Luftwaffe wird 38 neue mehrrollenfähige eurofighter-kampfjets der 4. Generation erhal- ten. Die „Quadriga“ soll hauptsächlich die Flug- zeuge der ersten Baureihe ersetzen, die allein für den Luftkampf konzipiert sind und deshalb vorran- gig zur Besetzung der alarmrotten in Deutschland und im Baltikum (Verstärktes air policing Baltikum) genutzt werden. Dieses Modell wird jedoch weder von der Luftwaffe noch von der industrie weiter- entwickelt. es ist veraltet und reparaturanfällig. Der Zulauf der insgesamt 38 neuen Flugzeuge wird voraussichtlich von 2025 bis 2030 stattfinden. im ersatz enthalten sind auch die zwei abgestürzten eurofighter, bei deren unfall ein pilot der Luftwaffe letztes Jahr ums Leben kam. sieben Maschinen wer- den schulungsdoppelsitzer sein. Weiterentwicklung Die entscheidung umfasst auch vier sogenannte ins- trumentierte eurofighter. Mit diesen für testzwecke speziell verkabelten und ausgerüsteten Flugzeugen kann das Waffensystem in kooperation mit der rüs- tungsindustrie weiterentwickelt werden, um die Zukunft des eurofighters operationell, aber auch technologisch in Deutschland voranzutreiben. Zeitgleich zum Zulauf der tranche 4 wird das natio- nale test- & evaluierungszentrum eurofighter – ein Verbund aus Luftwaffe, Beschaffungsorganisation, Zulassung und industrie – eingerichtet. Dies schafft eine international auf augenhöhe agierende um- gebung zur Weiterentwicklung des gesamten systems. in dieser umgebung kann die Luftwaffe auch erstmals unmittelbaren Zugriff auf die instru- mentierten eurofighter haben – alles in allem ein mehrfacher Quantensprung für den Betrieb und die Weiterentwicklung von technik, technologie und Verfahren. (pfl) Eurofighter mit der Folierung zur Tranche 4. ©Bw/Toni Dahmen MBDA Deutschland steht vor Restrukturierung schrobenhausen, 3. Dezember 2020. Da ein Vertrags- schluss zur realisierung des taktischen Luftvertei- digungssystems (tLVs) 2021 nicht mehr geplant ist, hat thomas Gottschild, Geschäftsführer MBDa Deutschland, eine restrukturierung des unterneh- mens angekündigt: „Wir nehmen die Vertagung der entscheidung zur kenntnis. trotz eines ent- scheidungsreifen angebots sind die für tLVs not- wendigen Haushaltsmittel weder für 2021 noch im mittelfristigen Finanzplan ausgewiesen. aufgrund dieser entwicklung sind wir gezwungen, eine re- strukturierung des unternehmens durchzuführen. Die notwendigen Maßnahmen werden derzeit er- arbeitet und in den nächsten Wochen mit den zu- ständigen Gremien, dem Betriebsrat, den Führungs- kräften und Vertretern der kundenseite diskutiert. Dies schließt die Diskussion über die Möglichkeiten der Fortführung des Vergabeverfahrens tLVs und den erhalt der schlüsselqualifikationen im Bereich Luftverteidigung für Deutschland mit ein.“ Weiter heißt es in der pressemitteilung: „seit der aus- wahlentscheidung 2015 arbeitet MBDa Deutschland mit dem deutschen kunden an der realisierung von tLVs. Das unternehmen hat insgesamt 150 Millionen euro in das projekt investiert, um über diesen langen Zeitraum kernkompetenzen im Bereich Luftverteidi- gung zu erhalten und auszubauen sowie die gefor- derten angebote zu erstellen und zu verhandeln. in der jüngeren Vergangenheit wurden massive, technologische Fortschritte bei den Bedrohungen sichtbar. tLVs ist das einzige system, das die natio- nalen Forderungen zur Bekämpfung der aktuellen und zukünftigen Gefährdungen aus der Luft voll- umfänglich erfüllt. aufgrund der Weiterverbreitung von technologien werden diese Bedrohungen in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Vor diesem Hintergrund ist es not- wendig, dass tLVs so früh wie möglich zur Verfü- gung steht, um den schutz von Zivilisten und soldaten im einsatz zu gewährleisten.“ (liho)Thomas Gottschild ©MBDA/Bernhard Huber 17HHK 6/2020 WehrtechnikDie Bundeswehr soll 2021 rund 46,93 Milliarden euro erhalten, rund 1,3 Milliarden euro mehr als im laufenden Jahr. rund 12,2 Milliarden euro sind für investive aus- gaben vorgesehen. Darin sind insbesondere die zu- kunftsweisenden Gemeinschaftsentwicklungen mit anderen europäischen staaten enthalten, beispiels- weise das Future Combat air system und das Main Ground Combat system mit Frankreich oder das gemeinsam mit norwegen geplante uboot-Design nebst Flugkörpern. auch die Mittel des konjunktur- paketes sind im Haushaltsentwurf berücksichtigt. Damit soll die truppe vor allem digitaler werden. neben vielen für die VJtF 2023 wichtigen Vorhaben sowie kleineren und mittleren rüstungsvorhaben sind auch zahlreiche Großprojekte weiter oder erst- mals berücksichtigt: das Mehrzweckkampfschiff Mks 180, der ersatz der ersten tranche eurofighter (Quadriga), der nH-90 nFH (nato Frigate Helicopter) als nachfolger für den sea Lynx, die eurodrohne so- wie neue Flottendienstboote. 350 Millionen euro sind für die Beschaffung von a400M vorgesehen (2020: 400 Millionen euro), 442 Millionen euro für schützenpanzer puma (2020: 580 Millionen euro), 998,23 Millionen euro für eurofighter (2020: 350 Millionen euro) und 379 Millionen euro für das Mehrzweckkampfschiff 180 (2020: 396,43 Millionen euro). Für die Materialerhaltung in der Bundeswehr sieht der etatentwurf 4,1 Milliarden euro vor (2020: 4,12 Milliarden euro), davon allein 2,45 Milliarden euro für die erhaltung von Flugzeugen, Flugkörpern, Flugrettungs-, sicherheits- und sonstigem flugtech- nischen Gerät (2020: 2,33 Milliarden euro). Die internationalen Verpflichtungen der Bundes- wehr, unter anderem für die nato und für aus- landseinsätze, schlagen mit 1,76 Milliarden euro zu Buche (2020: 1,84 Milliarden euro). Doch nicht nur beim Material soll sich einiges ver- bessern. sowohl für soldatinnen und soldaten als auch für zivile Beschäftigte sind zahlreiche Ver- besserungen im personalhaushalt geplant. Die Haushälter planen dabei mit einer Veranschla- gungsstärke der Bundeswehr von 179.000 Berufs- beziehungsweise Zeitsoldatinnen und -soldaten. (hib/sch) Mehr Geld aus dem Bundeshaushalt 18HHK 6/2020 Politik Die parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, annalena Baerbock, hat ein stärkeres gemeinsames europäisches engagement in der Verteidigungs- politik gefordert. „europa kreist seit Jahren um sich selbst, die trump-administration hat der Welt den rücken gekehrt. Die Lücke, die entstanden ist, füllen autoritäre staaten“, sagte sie kürzlich in einem interview mit der „süddeutschen Zeitung“. Wenn der Westen staaten wie China, russland oder die türkei nicht das Feld überlassen wolle, müsse europa seine „Friedensrolle“ in der Welt wieder ernster nehmen. Zum streit um die rüstungsausgaben sagte Baerbock: „Wir müssen erst über eine strategische neuauf- stellung sprechen, dann über die ausgaben. es muss auch um die Fähigkeiten der nato und die kon- krete Lastenverteilung gehen. ein theoretisches Zwei-prozent-Ziel hilft da nicht wirklich weiter.“ offen zeigte sich annalena Baerbock dafür, über höhere ausgaben für Verteidigung und Bundes- wehr nachzudenken: „es fehlen nachtsichtgeräte zum üben, von Flugstunden ganz zu schweigen. Wir müssen uns da ehrlich machen. Ja, in man- chen Bereichen muss man mehr investieren, damit Gewehre schießen und nachtsichtgeräte funktio- nieren“, sagte die Grünen-politikerin. Gleichzeitig werde aber auch viel Geld im Militärhaushalt „zum Fenster rausgeschmissen“. (SZ) Baerbock für stärkeres europäisches Engagement Annalena Baerbock ©Urban Zintel Effective Proven Trusted Eurofighter Typhoon – developed by Europe, for Europe. Next >