38.Jahrgang · 8,50 € HHK Ausgabe 2/2022 ISSN 0933-3355 www.hardthoehenkurier.de FÜR EIN STARKES EUROPA Frank Haun, CEO KNDS: mehr Wirkung mit gleichen Systemen Im Systemverbund denken: Handlungsfelder für das Deutsche Heer IT der Bundeswehr: Vorschau auf die AFCEA Fachausstellung Interview mit der Parlamentarischen Staats- sekretärin Siemtje Möller MdB Dr. Wadephul zu den Folgerungen aus dem Ukrainekrieg Auf dem Weg zu alten und neuen Fähigkeiten RCH 155 | www.kmweg.com | Perfekte Kombination aus Feuerkraft, Schutz und Mobilität Unbemanntes, vollautomatisiertes Artillerie Missions Modul auf einsatzerprobtem BOXER mit nur 2 Personen Besatzung Überlegene Reichweite und Wirkbereich (360°) durch 155mm/L52 JBMoU Waffe Ultraschnelles “Shoot & Scoot”, MRSI, Bekämpfung beweglicher Ziele, ... 30 bezünderte Geschosse und 144 modulare Treibladungen im direkten automatischen Zugriff3 Editorial In der Verantwortung In der schwersten sicherheitspolitischen Krise seit Jahrzehnten beweisen gerade die Grünen staatspo- litische Verantwortung. Außenministerin Baerbock zeigt auf der internationalen Bühne Kämpferqua- litäten, bietet Lawrow knallhart die Stirn. Kriegs- wirtschaftsminister Habeck reist zu arabischen Potentaten und bittet um Gaslieferungen, obwohl er lieber Menschenrechtsverletzungen angepran- gert hätte. Angesichts der Ostermärsche bewertet er Pazifismus als „einen fernen Traum“. Das wird von den Angehörigen der Bundeswehr genaues- tens beobachtet, ausdrücklich gelobt und respekt- voll anerkannt. Respekt kommt auch aus der wehrtechnischen In- dustrie. Wo sonst Ausfuhrgenehmigungen manch- mal Jahre dauerten, geht es jetzt im Eiltempo: von Antragstellung am Freitag bis zur Billigung am folgenden Montag, also Entscheidung des Bundes- sicherheitsrates im Umlaufverfahren am Wochen- ende. Und das bei Lieferungen in ein Kriegsgebiet. Erneut profiliert sich die Vorsitzende des Vertei- digungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmer- mann. Klare Haltung, klare Worte, klare Taten –nicht zuletzt durch ihre Reise in die Ukraine. Ein Glücksfall für die FDP. Ihre überzeugende Kommu- nikation vermittelt planvolles Handeln. Das unter- scheidet sie von manchem(r) anderen. In vielen Ge- sprächen mit Soldatinnen und Soldaten hören wir Bedauern, dass ihre Partei auf das Verteidigungs- ressort verzichtete. Drama in drei Akten Ein kontinuierlich ansteigender Verteidigungshaushalt wäre für die Streitkräfte und die wehrtechnische Indus- trie ideal. Stattdessen soll es den 100 Mrd. „Booster“ geben, der Einzelplan 14 aber auf gleichem Niveau verbleiben. Dadurch droht ein Drama in drei Akten: 1.Akt: Die Euphorie. Großbeschaffungen werden endlich beschlossen; Aufbruchsstimmung in der Trup- pe; nach Jahren des Stillstandes soll sich was tun; die wehrtechnische Industrie erhöht sprunghaft die Zahl der Arbeitsplätze. 2.Akt: Die Ernüchterung. Die Juristen - nicht nur im BAAINBw - schlagen zu, das Material kommt doch nicht so schnell. Und mängelfrei ist es schon gar nicht. Für die Vollausstattung braucht man eigentlich auch 100 Prozent Personal. Aber der Aufwuchs stockt. In Kasernen und Depots kommt der Ausbau der Infra- struktur nur mit mehreren Jahren Verspätung voran. 3.Akt: Der tiefe Fall. Alles Großgerät ist endlich vor Ort, aber die Haushaltsmittel für den Betrieb wurden nicht erhöht. Fehlende Ersatzteile lassen die Einsatz- bereitschaft auch der neuen Systeme schnell auf alte Niveaus abstürzen. Preissteigerungen fressen die investiven Anteile auf. Entschluss: Die Langzeitlage- rung wird wieder in großem Umfang reaktiviert. Da ja überall neues Gerät herumsteht, wird auch nichts Neues mehr beschafft. Die Regierung konzentriert sich wieder auf die Erreichung der Klimaziele und die Legalisierung des Verkaufs von Cannabis. Wollen wir hoffen, dass es nicht so kommt. Aber sicher bin ich mir nicht, meint Ihr Burghard Lindhorst, Chefredakteur 3 Editorial Politik 6 „Wir können nicht mehr nur auf internationales Recht setzen – wir müssen uns wehren können!“ Interview mit Siemtje Möller MdB, Parlamentarische Staats- sekretärin bei der Bundesministerin der Verteidigung 10 MdB Dr. Wadephul: Alarmstart für die deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik 12 Dokumentation: die Rede von Wolodymyr Selenskyj vor dem Deutschen Bundestag 18 Faktencheck im Ukrainekrieg: Die Legende von der vierstufigen Alarmierung 20 Die militärische Nutzung sozialer Medien im Ukrainekrieg 22 Der ukrainische „Kriegsschatten“legt sich auch über den Nahen Osten! Bundeswehr 24 Auch Lambrecht hüllt sich in Schweigen – keine Infos mehr zum Führungspersonal? 25 Ostsee unter Kontrolle 26 Deutsche Landstreitkräfte: zentraler Baustein im europäischen Pfeiler der NATO 29 Marlow folgt Thomas 36 Kommandoübergabe beim I. Deutsch-Niederländischen Corps Inhalt 2/2022 Inserentenverzeichnis: AFCEA Bonn e.V. .............................................Seite 87 ALE Deutschland GmbH ..................................Seite 117 ATM ComputerSysteme GmbH ......................Seite 95 Boeing .............................................................Seite U3 Computacenter AG & Co. oHG .......................Seite 89 Deutscher BundeswehrVerband e.V. ............Seite 25 Dynamit Nobel Defence GmbH .....................Seite 29 EAFT – Emder Anlagen- und Fahrzeugtechnik GmbH .................................Seite 45 Fujitsu Technology Solutions GmbH ..............Seite 97 General Dynamics European Land Systems-Deutschland GmbH ....................Seite 77 INNOSYSTEC GmbH .........................................Seite 103 Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG .......Seite U2 Materna Information & Communications SE ....Seite 9 Mittler Books........................................ ...........Seite 46, 85 MBDA Deutschland GmbH .............................Seite U4 National Air Cargo (Deutschland) GmbH . ....Seite 35 Northrop Grumman LITEF GmbH ...................Seite 13 PELI PRODUCTS GERMANY GmbH .................Seite 23 roda computer GmbH .....................................Seite 107 secunet Service GmbH .....................................Seite 113 Secusmart GmbH .............................................Seite 93 steep GmbH .....................................................Seite 101 szenaris GmbH .................................................Seite 73 TAURUS Systems GmbH ..................................Seite 51 AFCEA Bonn e.V. ................................................Flyereinleger Corona ist nicht zu Ende – Interview mit GenMaj Carsten Breuer – Seite 48 ©Bw/Mario Bähr Am Anfang gescheitert – zum Angriff Russlands in der Ukraine – Seite 15 ©UkrMoD 37 Deutscher VJTF-Gefechtsverband zertifiziert 38 Über die Elbe 40 Nachgefragt bei… Oberst i.G. Tjeerd Blankestijn, stellvertretender Kommandeur der NRF (Land) Brigade 2022-24 45 Nachgefragt bei… Oberstleutnant Gerrit Reichinger, Leiter Gebirgs- und Winterkampfschule 47 Schelleis fordert 17 Milliarden Euro für die Streitkräftebasis 50 Taufe der Korvette „Köln“ 52 Ausbildung und logistische Betreuung für deutsche F-35: So könnte es gehen… 58 Start für die deutsch-französische Lufttransportstaffel 60 Rettung aus Kabul: die größte Evakuierungsoperation der Luftwaffe 66 Dienstvorschriften und Regelungen – seit 66 Jahren Rechts- und Handlungssicherheit in der Bundeswehr 74 Die Bedeutung von S/4HANA für die Logistik 85 Neue Fallschirmsysteme für die Bundeswehr 118 Oberstabsfeldwebel Stefan Stockinger wird mit dem Bestpreis des Generalinspekteurs ausgezeichnet 119 Laufteam Bundeswehr und Reservisten – vom virtuellen Lauf zum starken Verein ©Bw/Hauke Bunks Vorgestellt: die Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald – Seite 42 ©Bw/Lutz LeibeltWunstorf bleibt alleiniger deutscher A400M-Standort Seite 56 ©Bw/Stefan Petersen NATO/EU 70 In voller Fahrt – zweifache Kommandoübergabe in Ulm 72 „Ein steiniger Weg, aber am Ende erfolgreich!“ Interview mit GenLt a. D. Jürgen Knappe, ehem. Befehlshaber des Multinationalen Kommando Operative Führung und Commander des Joint Support and Enabling Command Wehrtechnik 30 „Alle EU- und NATO-Partner erwarten ein starkes Deutsches Heer“ Interview mit Frank Haun, CEO KMW + Nexter Defense Systems N.V. (KNDS) 54 Boeing und Airbus Helicopters: Strategische Industriepartnerschaft für deutsche Chinook 55 CH-53K: aktuelle Foreign Military Sales-Informationen der US-Regierung 64 Produkte für Schutzschirm gegen neue Bedrohungen kurzfristig lieferbar – Diehl Defence und HENSOLDT erweitern Leistungsfähigkeit ihrer verfügbaren Systeme zur bodengebundenen Luftverteidigung 65 MBDA– Ein Schlüssel zur Souveränität 65 HENSOLDT und Thales rüsten gemeinsam Fregatten F126 aus 78 EUROSATORY 2022 79 Rheinmetall – Mobilität und Feuerkraft: Rheinmetall stellt neue Feuerunterstützungsvariante Lynx 120 vor 80 Enforce Tac – Innovative und einsatzrelevante Lösungen auf der Fachmesse in Nürnberg 84 VECTED – Im Zielkonflikt: Reichweite versus Bildfeld 86 Dynamit Nobel Defence GmbH – Neue Effektoren für die Panzerabwehr IT der Bundeswehr 59 BWI entwickelt ein neues Krisenvorsorgeinformations- system – Vernetzung beteiligter Ressorts weltweit. 88 Cyberagentur veröffentlicht Strategie bis 2025 89 Computacenter – Moderne Basis im Rechenzentrum – ein Muss für Innovationen 90 MuQuaNet – Das Quanten-Internet im Großraum München 92 Forschung an der IT-Sicherheit von morgen durch moderne Methoden der Quantenkommunikation – Interview mit Prof. Dr. Udo Helmbrecht 94 RISK.twin – Hybride Digitale Zwillinge für den Schutz Kritischer Infrastrukturen 98 Kritische Infrastrukturen und ihre Verletzbarkeit rücken ins Zentrum des öffentlichen Interesses – anwendungs- orientierte Grundlagenforschung ist gefragt– Interview mit Prof. Dr.-Ing. Alexander Popp 100 SmartShip – Digitale Zwillinge für Intelligente Schiffe & Schiffsflotten 102 Forschung für IT-basierte Schiffe einer neuen Generation Interview mit den beiden Leitern des dtec.bw-geför- derten Projektes SmartShip an der HSU/UniBw H 103 INNOSYSTEC GmbH – SCOPE: Big Data Fusion „Made in Germany“ 104 LIONS – Ledger Innovation and Operation Network for Sovereignty 105 Forschung an Distributed-Ledger-Technologien (DLT) für die digitale Souveränität – Ein Interview mit der Leiterin des dtec.bw-geförderten Projektes LIONS an der UniBw M 112 SZENARIS – Lernen mit Extended Reality (XR): Kompetenzorientierte Simulationssysteme 113 steep GmbH liefert „Flughafen to go” im Auftrag der Bundeswehr 114 Atos und OHB erhalten den Zuschlag für das Weltraumlagezentrum Ausbaustufe 1 116 TÜV Rheinland – „Jack of all trades“ – Ein Anforderungs- profil für SiFasi 117 FKIE – Visual Analy- tics-Tool des FKIE Service 59 Impressum 120 Bücher 122 Themenvorschau 3/2022 38. Jahrgang · 8,50 € HHK Ausgabe 2/2022 ISSN 0933-3355 www.hardthoehenkurier.de FÜR EIN STARKES EUROPA Frank Haun, CEO KNDS: mehr Wirkung mit gleichen Systemen Im Systemverbund denken: Handlungsfelder für das Deutsche Heer IT der Bundeswehr: Vorschau auf die AFCEA Fachausstellung Interview mit der Parlamentarischen Staats - sekretärin Siemtje Möller MdB Dr. Wadephul zu den Folgerungen aus dem Ukrainekrieg Auf dem Weg zu alten und neuen Fähigkeiten ©Lockheed Martin, ©Bw/Tom Twardy, ©Laurence Chaperon, ©Björn Trotzki, ©Lindhorst, ©KNDS Spezialist für gehärtete IT und Elektronik – Interview mit Frank Scholz, CEO roda computer GmbH – Seite 108 ©Lindhorst6HHK 2/2022 Niemand wollte aber von dem schlimmsten Fall aus- gehen, dass Russland tatsächlich militärische Mittel einsetzt, um eigene vermeintliche Interessen durch- zusetzen. Was vorher also in der Theorie bei der Ein- schätzung verschiedener Abschreckungsszenarien durchdiskutiert, aber nicht für wahrscheinlich bewer- tet wurde, ist nun eingetreten. Die eher theoretische Betrachtung hat sich jetzt mit einer enormen Brutali- tät konkretisiert. Viele wollten dies nie wirklich wahr- haben, aber nun ist es Realität geworden. Eigentlich sollte solch kriegerisches Handeln vorbei sein, der Vergangenheit in Europa und der Welt an- gehören. Richtig. Ich komme aus der Tradition der Vereinten Nationen. Eine Politik des Interessenausgleiches über Regelwerke ist mir wichtig. Kein Mitglied der VN greift ein anderes Land an. Alle erkennen die Grenzen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an und versuchen, einen Interessenausgleich über Recht, über Verträge und in Gesprächen herzustellen. Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, Sie sind eine sicherheitspolitische Expertin. Hat Sie der Angriff auf die Ukraine überrascht? Den Sicherheits- und Verteidigungspolitikern war immer klar, dass Russland ein Gegenspieler ist. Russ- land hat andere politische Traditionen, andere Inte- ressen als die Staaten Westeuropas und ein eigenes Sicherheitsbedürfnis, was durchaus verständlich ist. Von Russland geht eine Herausforderung für unsere eigene Sicherheit aus. Nicht nur für die Bundesrepu- blik, sondern insbesondere für die baltischen Staaten, für Polen und die Südostflanke des Nato-Bündnisses. Die Einschätzung eines grundlegenden Wandels der Sicherheitslage teile ich deshalb nicht. Wir haben ja schon immer ernst genommen, dass Russland andere Interessen verfolgt als wir. Über mehrere Monate hinweg haben wir sehr genau verfolgt, was für ein Kräftedispositiv Russland an die ukrainische Grenze verlegt hat. Unsere Einschätzung war, dass Russland aus dem Stand heraus in der Lage wäre, die Ukraine anzugreifen. „Wir können nicht mehr nur auf internationales Recht setzen – wir müssen uns wehren können!“ Interview mit Siemtje Möller MdB, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin der Verteidigung Am 1. Dienstsitz des BMVg in Bonn stellte sich die Parlamentarische Staatssekretärin Siemtje Möller den Fragen von Chefredakteur Burghard Lindhorst. ©Bw/FimplerAlle Fotos: ©Lindhorst Backseater im Eurofighter von „Baron 1“ Debriefing nach der Landung Mitflug im Eurofighter beim Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ im Jahr 2019 /Fimpler Wehren können8HHK 2/2022 Politik Dafür gibt es Regeln, an die man sich halten muss, egal ob normaler Haushalt oder Sondervermögen. Alle Ausgaben müssen den Bestimmungen, insbesondere den Vergaberichtlinien, gerecht werden. Die Möglichkeit der Direktvergabe anstelle eines langwierigen Vergabeverfahrens wollen wir aus- weiten. Das erlauben die Bestimmungen der EU und wurde in der Vergangenheit auch schon in Einzelfäl- len gemacht. Ein Weg führt beispielsweise über die OCCAR. Ein anderes Mittel ist die Änderung der Un- terschwellenverordnung auf eine Grenze von 5.000 Euro, um Kapazitäten im BAAINBw nicht mit klein- teiligen Vergaben zu blockieren, sondern diese Ar- beitszeit – rund 20 Prozent – für die großen Projekte mit einzubringen. Wir brauchen keinen „German Sonderweg“ bei der Vergabe. Es gibt auch andere Instrumente, um schnel- ler zu werden. Bis vor wenigen Wochen hatten sich alle darüber beklagt, wir hätten nicht genügend Geld. Jetzt wird es kommen, und wir können endlich die Bundeswehr gemäß den Bedarfen so ausstatten, dass sie ihren Aufgaben gerecht werden kann. #MöllerMittendrin: das ist Ihr Motto. Eng an den Men- schen, ihre Erfahrungen und Erlebnisse teilen. Ein Höhepunkt war sicherlich der Mitflug in einem Euro- fighter. Da waren Sie Bundestagsabgeordnete, jetzt sind Sie Parlamentarische Staatssekretärin, also Vorge- setzte. Haben sich Ihre Besuche und Kontakte dadurch geändert? Ich habe einen recht gleichbleibenden Eindruck. Die Bundeswehr ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Viele Menschen, die ich kennenlerne, haben tolle Fähigkei- ten und Talente. Jetzt, als Parlamentarische Staatsse- kretärin, habe ich hierfür noch mehr Möglichkeiten. Das Umdenken ist wohl eher bei mir. Vorher bin ich ein- fach in die 4. Einfahrt nach Wilhelmshaven gefahren, habe „Moin“ gesagt, mit dem Kommandeur eine Tasse Kaffee getrunken und dabei erfahren, welche Schiffe gerade wo im Einsatz sind und welche Herausforderun- gen sich da stellen. Das geht so nicht mehr. Ich werde jetzt immer erst einmal protokollarisch begrüßt. Ich kann nicht mehr ganz so flexibel einfach mal irgendwo vorbeikommen. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Angehörige der Bundeswehr ein großes Thema. Auch für Sie als Politikerin und zweifache Mutter? Ja, das kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung nur bestätigen. Die Politik, genauso wie das Pendeln bei der Bundeswehr, verlangt den Familien viel ab. Nicht nur denjenigen, die die Arbeit erledigen, sondern ganz besonders auch denen, die zu Hause bleiben. Auch meine Familie muss mich viel abgeben, auf mich ver- zichten. Ich bin meinem Mann sehr dankbar, dass der Anteil, den ich nicht mehr für das Familienleben erbrin- gen kann, so liebevoll übernommen wird und ich trotz aller Belastungen zu Hause immer noch mit offenen Armen empfangen werde. Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg bei Ihren wichtigen Aufgaben! Deswegen ist der klassische symmetrische Krieg, den Russland jetzt begonnen hat, ohne dass sprachlich ver- niedlichen zu wollen, „old school“. Wir dachten, das gehört der dunkelsten Vergangenheit des europäischen Kontinents an. Dass ein klassischer symmetrischer Krieg mit konventionellen mechanisierten Mitteln, in dem Tausende von Menschen sterben, jemals wieder in Eu- ropa stattfindet, hatten wir nicht gedacht. Daher ist es tatsächlich eine Zeitenwende und eine neue, aber leider auch alte sicherheitspolitische Lage auf dem Kontinent. Darauf müssen wir reagieren. Deutschland will end- lich eine Nationale Sicherheitsstrategie erarbeiten. Die Nationale Sicherheitsstrategie ist schon vor dem Ukrainekrieg im Koalitionsvertrag geboren worden. Das haben alle Partner der Ampel-Koalition mitein- ander beschlossen. Wir brauchen eine eigene ein- heitliche Strategie statt eines vielschichtigen, mehr- stimmigen Chores. In einem gemeinsamen Papier soll klar aufgeschrieben werden, was eigentlich aus der außenpolitischen Tradition der Bundesrepublik her- aus die künftigen Handlungsfelder ausmacht. Dazu gehört eine einheitliche Verteidigungsstrategie vom klassischen Krisenmanagement bis zur Bündnis- und Landesverteidigung, die an enormer Aktualität und Brisanz gewonnen hat. Der brutale Angriffskrieg Russland hat gezeigt, dass wir nicht mehr nur auf internationales Recht setzen können. Gegen diese Bedrohung müssen wir uns weh- ren können. Das alles muss sich in der Sicherheitsstra- tegie widerspiegeln. Welche Verbände brauche ich für eine klassische Landes- und Bündnisverteidigung? Wie interoperabel ist das mit unseren Bündnispartnern? Wie viel militärische Mobilität stelle ich zur Verfügung, insbesondere auf der Drehscheibe Deutschland? Wie gestalte ich die Cyberfähigkeiten? Wie schütze ich Kritische Infrastruktur? Welche weiteren Handlungs- felder gibt es? Alles muss eingebettet sein in den eu- ropäischen Kontext und die Planungen der NATO. Wir sind nie allein. Wir sind immer zusammen mit unseren Freunden für den Frieden und die Sicherheit auf dem europäischen Kontinent verantwortlich. Die Erarbei- tung ist also insgesamt ein sehr komplexer Vorgang. Nun soll das Sondervermögen in Höhe von 100 Milli- arden Euro kommen und zudem dauerhaft das Zwei- Prozent-Ziel erfüllt, wenn nicht sogar leicht übertrof- fen werden. Wie errechnet sich das? Im Gegensatz zu früher ist die mittelfristige Planung der Haushaltslinie des Einzelplans 14 nicht mehr ab- fallend, sondern gleichbleibend bei etwas mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr. Dazu kommt dann jedes Jahr ein Anteil aus dem Sondervermögen obendrauf. Hin- zu kommen noch andere Titelgruppen, so etwa aus dem Einzelplan 60. Insgesamt gehen wir von rund 70 Milliarden aus. Dadurch kommen wir über das Zwei- Prozent-Ziel hinaus. Die Beschaffungsprozesse müssen beschleunigt werden. Das gilt erst recht in dieser angespannten sicherheitspolitischen Lage. Wie kann das gehen? Wann immer die Bundesrepublik Mittel verausgabt, ist sie an die Bundeshaushaltsordnung gebunden. • Security Operations Center (SOC) • Schwachstellenmanagement • Sichere digitale Identitäten • Web Security (OWASP Top 10) • Informationssicherheitsmanagement (ISMS) • Cyber-Security-Check • Awareness Trainings • Phishing-Kampagnen Weitere Infos: www.materna.de/cybersecurity IT-DIENST- LEISTER IM EINSATZ Wir sind Teil der digitalen Transformation in der Bundeswehr. ¢ Cyber Security betrifft uns alle. Gründe dafür sind Kunden- und Compliance-Anforderungen, die Auslagerung der IT in die Cloud, gesetzliche Vorgaben oder auch ein starker Wettbewerbsdruck. Schützen Sie Ihre Organisation nachhaltig – mit unseren Leistungen für die Planung, Erstellung und Umsetzung von ganzheitlichen Cyber Security-Maßnahmen. Leistungen von Materna aus dem CyberDefence CenterNext >