RENK als Key Enabler für Landsysteme und die Marine

Dr. Alexander Sagel steht seit Februar als CEO an der Spitze der RENK Group AG. (Foto © RENK/Robert Gongoll)
Dr. Alexander Sagel steht seit Februar als CEO an der Spitze der RENK Group AG. (Foto © RENK/Robert Gongoll)

„Die technologische Führungsposition auch in den nächsten Jahren verteidigen“

CEO Alexander Sagel setzt vier Schwerpunkte für die Zukunft des Unternehmens.

Sehr geehrter Herr Sagel, seit Februar stehen Sie an der Spitze der RENK Group. Kaum im Amt hat sich die sicherheitspolitische Lage weiter verschärft. War RENK darauf vorbereitet?

Wir erleben eine Zeitenwende, die wir alle lieber nicht erleben würden. diesen Zeiten sollten wir froh sein, dass es in Deutschland und Europa Unternehmen wie RENK gibt, die Verantwortung für diese Umwälzungen übernehmen können und wollen. Die politische und finanzielle Feststellbremse ist gelöst – endlich. Jetzt müssen wir Fahrt aufnehmen und das starke Momentum nutzen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können Industrie und Politik gemeinsam Großes bewirken. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten. RENK ist vorbereitet. Wir stehen in der Summe als Unternehmen hervorragend da, sei es bezüglich unserer Technologien, der finanziellen Mittel, des hohen Auftragsbestandes als auch unserer Kapazitäten und Standorte.

Was sind Ihre Schwerpunkte?

An der Spitze der RENK Group arbeiten zu dürfen, ist eine wunderbare Aufgabe und eine tolle Verantwortung. Das Unternehmen mit mittlerweile über 4.100 Mitarbeitern an 21 Standorten weltweit ist in seinem Produktportfolio und seiner strategischen Position am Markt wirklich einzigartig. Insgesamt gesehen muss jetzt deutlich die Geschwindigkeit zunehmen, um das Verteidigungsbudget in konkrete Projekte und dann eben auch in Verträge überzuleiten. Deshalb habe ich vier Schwerpunkte gesetzt.

  • Ein wesentlicher Fokus ist das Thema operative Exzellenz. Das ist der Schwerpunkt Nummer eins. Die Rüstungsindustrie kann sich nicht hinter der Aussage verstecken, es gäbe kein Geld. Jetzt müssen die vorhandenen Kapazitäten ausgelastet werden. Insofern fokussieren wir uns auf Ausbringung und Performance – eben operative Exzellenz.
  • Der zweite wichtige Punkt ist Technologie. RENK liefert mittlerweile 152 Jahre Spitzentechnologie im Bereich Mechanik und Hydraulik. Bei dem für uns relevanten Markt beträgt unser Anteil 75 Prozent. Wir sind auch technologisch führend. Diese Position müssen und wollen wir in den nächsten Jahren verteidigen. Wir schauen sowohl im Bereich Landsysteme als auch bei Marine auf Elektrifizierung, auf Hybridisierung und auf Digitalisierung. Zur Digitalisierung: Heute bestehen unsere Getriebe zu 99,9 Prozent aus feiner Mechanik wie ein Uhrwerk. Die zukünftigen Anforderungen durch die Digitalisierung der Kriegsführung werden von den Plattformen ein höheres Maß an Autonomie, an Fähigkeiten über externe Steuerung verlangen. Da wollen und werden wir uns auch als RENK positionieren, als Key Enabler, gerade für Kettenfahrzeuge, egal ob wir von 60 Tonnen oder von einer Tonne reden. Überall werden wir über unsere Getriebe und mit entsprechender Software zur Digitalisierung und Autonomisierung beitragen.
  • Der dritte Punkt ist die Internationalisierung. Wir sind schon lange ein internationaler Konzern, haben einen starken Footprint in den USA. In den letzten fünf bis sechs Jahren haben wir uns regelmäßig durch Akquisitionen hier vergrößert. Jetzt sind wir dabei, Indien zu erschließen. Wir haben kürzlich dort ein ganz neues Werk für den lokalen Defence-Markt eröffnet. Als Beispiel für die Programme, in denen wir vertreten sind, nenne ich den Light Battle Tank. Und auch in den USA haben wir durch eine Akquisition von RENK America Marine & Industry in den letzten Monaten unseren Footprint für die U.S. Navy ausgebaut.
  • Der letzte Punkt: Wir werden ein starkes organisches Wachstum haben. Das Auftragsbuch ist voll, wir haben Aufträge für 5,5 Milliarden Euro. Das ist für eine kleine bescheidene Firma wie RENK ziemlich viel. Aber wir werden auch wie in der Vergangenheit konsequent schauen, dass wir, wenn sich die Gelegenheit ergibt, auch über weitere Akquisitionen mögliche Lücken, zum Beispiel beim Thema Digitalisierung, schließen.

Werden Sie den Standort Augsburg weiter ausbauen oder haben Sie etwas anderes im Blick?

Wir investieren seit Langem im Schnitt pro Jahr rund drei Prozent von unserem Umsatz in die Standorte. Mit Blick auf die Forderungen des jüngsten NATO-Gipfels und des Koalitionsvertrages der Bundesregierung kann ich deshalb sagen, dass wir bereits jetzt gut aufgestellt sind. Wir werden aber trotzdem für den weiteren Kapazitätsaufwuchs in den nächsten Jahren immer so drei Prozent in Investitionen stecken. Wenn die ganzen Aufträge denn auch zeitnah kommen, wird RENK zusammen mit den Entwicklungskosten rund eine halbe Milliarde Euro in den nächsten vier bis fünf Jahren investieren.

Wir haben heute zum Thema Getriebe drei Werke in Europa. Der Stammsitz in Augsburg liegt mitten in der Stadt, da können wir nicht mehr viel wachsen, aber wir werden auch hier noch in weitere Anlagen investieren. Ebenso investieren wir in unseren Standort Rheine. Dort haben wir ein großes Werk für Industriegetriebe mit enorm viel Platz und werden weitere Kapazitäten aufbauen, vor allem für die Landsysteme. Wir können so sukzessive einen zivilen Standort in einen militärischen umwandeln. Zusätzlich haben wir noch eine Fähigkeit zur Getriebeassemblierung in unserem Werk in Frankreich. Sie sehen: Die RENK verfügt über eine hervorragende Werksstruktur mit einer starken Mannschaft.

Luftaufnahme des Standortes Augsburg. (Foto © RENK)
Luftaufnahme des Standortes Augsburg. (Foto © RENK)

Was ist denn aus dem Sondervermögen schon bei Ihnen angekommen? Und womit rechnen Sie aufgrund der neuen Rahmenbedingungen für den Verteidigungshaushalt in den nächsten ein oder zwei Jahren?

Aus dem Sondervermögen kam schon etwas an. Es waren Aufträge für Leopard, Puma und die Panzerhaubitzen. Mit dem Blick auf die Marine muss ich sagen: Es hängt nun von der Anzahl der zusätzlichen Schiffe ab. Kommt zum Beispiel die Beauftragung der sechsten Fregatte F127, weil die ersten fünf haben wir eigentlich schon gedanklich verarbeitet? Kommen die Versorgungsschiffe und andere? Auf diese Fragen braucht es Antworten und Stückzahlen.

Auch bezogen auf die Landsysteme stellt sich die Frage: Wie viele zusätzliche Brigaden müssen wir aufstellen? Wie viele davon als schwere Panzer- oder Panzergrenadierbrigaden? Medienberichten zufolge plant die Bundeswehr in den nächsten zehn Jahren die Anschaffung von rund 1.000 Kampfpanzern Leopard und rund 2.500 Radpanzern Boxer. Wie viele Brigaden für die Mittleren Kräfte? Wir beziffern den Auftragseingang vom deutschen Kunden in den nächsten Jahren irgendwo zwischen 400 Millionen bis 1,4 Milliarden Euro. Wir wissen noch nicht, was von den anderen europäischen NATO-Ländern kommt und nicht jedes Land hat die gleichen Finanzierungsfähigkeiten wie Deutschland.

Der Prozess ist folgender: Zuerst werden unsere Kunden beauftragt, also beispielsweise Rheinmetall oder KNDS. Wenn man sich um Beschleunigung bemüht, würde ich persönlich davon ausgehen, das geschieht teilweise noch in diesem Jahr. Danach beauftragen die Kunden uns, hoffentlich schon irgendwann im ersten Halbjahr 2026. Wir haben eine Reaktionszeit von weniger als zwölf bis 14 Monaten von der Beauftragung einer Investition bis zur Lieferfähigkeit von Getrieben. Ich sage Ihnen ganz klar: RENK wird liefern!

Das komplette Interview lesen Sie in Ausgabe 4/25 des HHK!

Aktuelle Beiträge lesen Sie auf esut.de

Verwandte Themen:

Die verschlungenen Wege eines Sturmgewehrs – eine Fallstudie zum legalen und illegalen Waffenhandel Dieser Artikel beleuchtet die Beschlagnahmung und...

Das Team des Hardthöhenkurier wünscht allen Leserinnen und Lesern trotz der Kriege und Krisen in der Ukraine, im Nahen...

Bei der medizinischen Erstversorgung verwundeter Soldaten zählt auf dem Gefechtsfeld nicht nur jede Minute, auch eine möglichst präzise Dokumentation...

Weitere Nachrichten
HHK+ Vorteile nutzen
mockup complete

Erhalten Sie jetzt einen Zugang zu den HHK+ Artikeln & Magazinen vom Hardthöhen-Kurier

Aktuelle Magazine
Partner & Anzeigen
Partner unsere Sonderpublikationen