MGCS, MARTE, FMBTech sind Kürzel, die für bi- und multinationale Studien- und Entwicklungsvorhaben in Europa stehen, mit denen derzeit in Europa Technologien für den Kampfpanzer der Zukunft vorangetrieben werden. Die russische Aggression in der Ukraine hat die Forderungen der NATO nach mehr Kampftruppe und damit den Bedarf an Kampfpanzern sprunghaft ansteigen lassen. Gelingt es jetzt, einen Standard-Panzer in Europa zu etablieren?
Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde in Europa unter anderem wegen des KSZE-Vertrages nach 1990 die Anzahl der Kampfpanzer stark reduziert und die Modernisierung der Bestände aufgeschoben. 2017 wurde in Deutschland mit der Modernisierung der Kampfpanzerflotte begonnen und das deutsch-französische Entwicklungsprojekt Main Ground Combat System (MGCS) mit einem Memorandum of Understanding gestartet. Beide Projekte erhielten in den zurückliegenden drei Jahren zusätzlichen Drive durch die konkrete Bedrohung aus Russland.
Ausgangslage
In Europa ist der Leopard 2 der Standard für Kampfpanzer. 16 Länder nutzen weit über 2.000 Leopard 2 in den Versionen vom A4 bis zum A7A1. Beginnend ab Ende dieses Jahres erfolgt mit der Auslieferung des ersten A8 ein weiterer bedeutender Schritt. Deutschland hat seinen Bestand an Kampfpanzern Leopard 2 vom Höchststand 2.125 Ende der 1990er- Jahre auf 312 Panzer im Jahr 2014 abgebaut. Ausgelöst durch die russische Annexion der Krim wurden eine Erhöhung der Umfangszahlen auf 320 Stück und Kampfwertsteigerungen beschlossen. Seitdem wurden 205 Leopard 2 zur Version A7V und weitere 17 zur Version A7A1 leistungsgesteigert. Über die mögliche Umrüstung von 88 Leopard 2 in den Versionen A5 und A6 ist noch nicht entschieden.
Leopard 2 A7
Ausgehend von der „Mannheimer Konfiguration“, mit der ab 1995 in der ersten grundlegenden Kampfwertsteigerung 350 Panzer zu den Versionen A5 bzw. A6 umgerüstet wurden, ist mit Auslieferungen ab 2014 die zweite grundlegende Kampfwertsteigerung zum A7-Standard in die Truppe gekommen. Der Leopard 2 A7 entstand aus der Rückgabe der an Kanada ausgeliehenen Leopard 2 A6M. Dazu wurden Kampfpanzer aus niederländischem Bestand von Krauss-Maffei Wegman (jetzt KNDS Deutschland) auf den deutschen Konstruktionsstand umgebaut, Obsoleszenzen beseitigt und Kampfwertsteigerungen eingebracht.
Die Konfiguration war Ausgangspunkt für die zahlenmäßig umfangreichere Umrüstung zum Leopard 2 A7V. Mit einem Vertrag von Mai 2017 wurden insgesamt 104 Kampfpanzer umgerüstet. Gegenüber den modernsten Panzern der Bundeswehr wurden weitere Verbesserungen eingebracht, daher das „V“ in der Versionsbezeichnung. Drei wesentliche Änderungen rechtfertigen das „V“:
- neu gebaute Stahlwannen,
- Bugschutz am Fahrgestell und
- die Verstärkung des Antriebsstrangs.
Hinzu kommen erneut Obsoleszenzbeseitigung, neue Wärmebildgeräte ATTICA und Nachtsichtgeräte Spectus vorn und hinten für den Fahrer. Der letzte Leopard 2 A7V wurde im Oktober 2023 an die Truppe übergeben. Um eine möglichst große Gleichheit in der Ausbildung und in der Logistik zu erreichen, sollte für den Rest der Panzerflotte die Einsatzreife erhalten werden. Wegen der knappen Haushaltsmittel konnten nur 50 A6 und 51 A6M (zusammen 101 Leopard A6) in die Maßnahme einbezogen werden. Dabei wurden das Panzerungsmodul auf dem Panzerbug, die Energie- und Kampfraumkühlanlage und das neue Stromerzeugeraggregat sowie die Halterung für die Zusatzpanzerung nicht realisiert. Mit Vertrag vom März 2019 begann die Umrüstung. Der erste Leopard 2 mit der Versionsbezeichnung A6A3 ging im Juli 2021 in die Truppe.




