Bei der medizinischen Erstversorgung verwundeter Soldaten zählt auf dem Gefechtsfeld nicht nur jede Minute, auch eine möglichst präzise Dokumentation der erfolgten Behandlungsschritte ist von enormer Bedeutung. Im ersten Schritt der Rettungskette versorgt der Einsatzersthelfer B den verwundeten Soldaten, macht ihn transportfähig und übergibt ihn an das sanitätsdienstliche Personal. Auf dem Gefechtsfeld sind dabei die Rahmenbedingungen extrem schwierig: Zeitdruck, blutige Handschuhe oder die gleichzeitige Herstellung von Feuerüberlegenheit erschweren die bis dato handschriftliche Dokumentation der Behandlungsdaten.
Lösung: Eine speziell trainierte KI zur Spracherkennung
Die BWI wurde von der Bundeswehr mit Vorarbeiten für Projekte zur Digitalisierung der Rettungskette beauftragt. Unter anderem sollen identifizierte Fähigkeitslücken mit digitalen Assistenzfunktionen geschlossen werden, wie in diesem Fall die digitale Dokumentation und Weitergabe von Verletzungen, Behandlungsschritten oder Vitalparametern. Für die spezifischen
Anforderungen der Patientendokumentation auf dem Gefechtsfeld entwickelte die BWI folgende Idee: Eine notfallmedizinisch trainierte Spracherkennung auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) soll gesprochene Informationen unter Gefechtslärm automatisiert erfassen, transkribieren und strukturiert in die medizinische Standard-Dokumentation übertragen.
Hierfür entwickelte die BWI im Rahmen eines Experiments einen ersten Prototyp. Der Fokus lag dabei auf dem Einsatzersthelfer B am Ort der Verwundung bis zur Übergabe an den ersten medizinischen Experten. Eine von der BWI trainierte KI wurde so verfeinert, dass die Spracherkennung selbst unter Stress und hoher Gefechtslautstärke undeutlich gesprochene Worte im korrekten Sinnzusammenhang erkennt. Bei der Entwicklung wurde auch berücksichtigt, dass die Einsatzersthelfer auf dem Gefechtsfeld oft eigene, präklinisch-militärische Begriffe verwenden
Mobiler Einsatz auch auf dem Gefechtsfeld
Die KI-Anwendung wird auf dem Standard Mobile Device des Einsatzersthelfers B installiert. Dieses ist ebenso wie das Headset ohnehin an der Ausrüstung des Soldaten befestigt und beeinträchtigt dessen Beweglichkeit somit nicht. Die KI-Anwendung ist insbesondere aufgrund taktischer Erfordernisse im Offline-Betrieb des Mobile Device einsatzfähig und erkennt nach Aktivierung die medizinischen Sprachspezifika, etwa in der Unterhaltung des Einsatzersthelfers B mit seinem Begleitsoldaten. Diese werden von der KI automatisiert erfasst, transkribiert und strukturiert in die Standard-Dokumentation übertragen. In diesem Schritt werden auch weitere relevante Zeitstempel dokumentiert, beispielsweise, wann ein Tourniquet angelegt wurde. Diese Daten werden mit GPS-Positionsdaten angereichert, sodass ein digitales Bild mit Verletzungen, Vitalwerten, Behandlungsmaßnahmen und exakten Zeitstempeln als weiterleitbare Datei entsteht. Diese Informationen erleichtern dem übernehmenden sanitätsdienstlichen Teil der Rettungskette die Beurteilung über die weiter zu treffenden medizinischen Maßnahmen.
Erfolgreiche Erprobung
Nachdem die BWI gemeinsam mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr das Experiment erfolgreich abschließen konnte, wurden der Prototyp und dessen Funktionalitäten auf der Informations- und Lehrübung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Juli 2025 vorgestellt. Die Erkenntnisse aus der erfolgreichen Erprobung fließennun in das für 2027 geplante Projekt „Patientenversorgungs-, Assistenz- und Dokumentationssystem Moble Sanitätskräfte“ (PADMOS) ein, in dem die BWI die Bundeswehr unterstützt. Die generierten Daten könnten darüber hinaus in die Erstellung von Lagebildern auf verschiedenen Ebenen einfließen.




