Reale Unterstützungsleistungen des Cyber- und Informationsraums 

Fähigkeiten TSK CIR: Das Zentrum Cyber-Operationen ist die einzige Dienststelle in der Bundeswehr, die offensive Cyberoperationen durchführt. (Foto © Bw/Stefan Uj)
Fähigkeiten TSK CIR: Das Zentrum Cyber-Operationen ist die einzige Dienststelle in der Bundeswehr, die offensive Cyberoperationen durchführt. (Foto © Bw/Stefan Uj)

Streitkräfte im MDO-Einsatz

Mit der Aufstellung der Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum (TSK CIR) zum 1. Mai 2024 hat die Bundeswehr einen entscheidenden Schritt in die Zukunft der Operationsführung vollzogen. Im Unterschied zu den klassischen, physisch-materiellen Einsatzräumen Land, Luft, See und Weltraum ist der Cyber- und Informationsraum kein abgrenzbarer Schauplatz, sondern durchdringt alle Dimensionen.

Gerade deshalb wird seine Wirkung oft als abstrakt oder „virtuell“ wahrgenommen. Gerade deshalb wird seine Wirkung oft als abstrakt oder „virtuell“ wahrgenommen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die realen Unterstützungsleistungen des CIR reichen von handfester Infrastruktur über operationelle Aufklärung bis hin zu unmittelbaren Wirkbeiträgen im Einsatz. CIR ist längst nicht mehr nur Enabler, sondern integraler Bestandteil streitkräftegemeinsamer Wirkung. Die NATO hat mit dem Konzept der Multi-Domain Operations (MDO) einen Paradigmenwechsel vollzogen: Ziel ist das synchronisierte Wirkciren über alle Dimensionen hinweg, um durch Gleichzeitigkeit, Tiefe und Komplexität den Gegner zu überfordern. Die Teilstreitkraft CIR stellt hierfür zentrale Fähigkeiten bereit, die eine koordinierte, vernetzte Operationsführung überhaupt erst ermöglichen.

IT-Services und Nachrichtenwesen als digitales Rückgrat

Das Kommando IT-Services der Bundeswehr schafft mit seinen IT-Bataillonen das digitale Nervensystem moderner Gefechtsführung. Mit Blick auf das NATO Force Model 2025 (NFM25) werden derzeit zentrale Knotenpunkte (Service Delivery Points) aufgebaut und in die Zielarchitektur des German Mission Network integriert. Diese Netzwerke ermöglichen eine adaptive, sichere Kommunikation vom Einzelsystem bis zur strategischen Ebene. Informationstechnik ist dabei längst nicht mehr bloße Unterstützungsleistung. Der Wirkverbund Informationssicherheit mit dem Chief Information Security Officer der Bundeswehr (CISOBw), dem Zentrum für Cyber-Sicherheit und dem Zentrum für Operative Kommunikation bildet die erste Verteidigungslinie gegen hybride Bedrohungen und schützt die digitale Operationsführung.

Das Joint Intelligence Center fungiert künftig als zentrale Stelle für Aufklärungsdaten aller Dimensionen und wird als nationaler Knoten im multinationalen Gefüge NATO-konform reorganisiert. Die neue Ausrichtung nach geostrategischen Räumen bildet die Grundlage für einen dynamischen Intelligence-Fusion-Prozess. Zukunftsfähige Aufklärung basiert auf Sensorfusion: die intelligente, automatisierte Verschmelzung verschiedenartiger Datenquellen:

  • SIGINT,
  • IMINT,
  • OSINT,
  • MASINT,
  • HUMINT,
  • GEOINT

zu einem kohärenten Lagebild. Schon heute werden rund um die Uhr Daten erfasst, bewertet und mit Verbündeten geteilt. Luftwaffenerfassungstrupps, Flottendienstboote und weitere spezialisierte Einheiten sind bereits Elemente eines künftigen, dimensionsübergreifenden Sensorverbunds. Besonders die weltraumgestützte Aufklärung, etwa über SAR-Lupe oder SARah, gewinnt an Bedeutung: Eingebunden in Cloud-Strukturen mit KI-gestützter Vorauswertung an Bord und Laser-Kommunikation in Echtzeit verkürzt sich der Entscheidungszyklus von Stunden auf Minuten.

Cyber und Elektromagnetischer Kampf im vernetzten Gefecht

Cyberoperationen sind im MDO-Kontext keine isolierten Maßnahmen mehr, sondern eingebettet in eine synchronisierte Wirkungskette. Über den SCEPVA Prozess (Sovereign Cyber Effects Provided Voluntarily by Allies) fließen nationale Cyberfähigkeiten bereits koordiniert in multinationale Einsätze ein. Ebenso erfährt der Elektromagnetische Kampf (EloKa) eine substanzielle Aufwertung. Die EloKa-Kräfte der Bundeswehr sind heute schon in land-, luft- und seegestützte Operationen eingebunden. In zukünftigen Konflikten werden sie maßgeblich zur Erlangung elektromagnetischer Überlegenheit beitragen – eine Schlüsselbedingung für das Wirken in allen anderen Dimensionen.

Die Zukunft der Gefechtsführung liegt in der Auflösung linearer Befehlsketten zugunsten dynamischer, sensorbasierter Wirkungsketten. Ein Infanterist im urbanen Raum markiert ein Ziel, dessen Daten in Sekundenbruchteilen an das wirksamste verfügbare System weitergeleitet werden – sei es ein Luftschlag, ein Flotteneffektor oder eine Cyberoperation gegen gegnerische Führungsnetze. Im Rahmen des New Force Model wird dieses Prinzip in realen Szenarien erprobt. Der TCPED-Prozess (Tasking, Collection, Processing, Exploitation, Dissemination) wird zunehmend automatisiert. KI erkennt Muster, schlägt Handlungsoptionen vor und beschleunigt den Entscheidungsprozess erheblich.

Den kompletten Artikel lesen Sie in Ausgabe 4/25 des HHK!

Von Oberstleutnant i.G. Maximilian Christoph Harhausen, Kommando Cyber- und Informationsraum

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Die Sonderpublikation zur AFCEA Fachausstellung 2025 kann kostenlos heruntergeladen werden. (Bild: MRV)
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