Interview mit Generalmajor Dirk Faust, Kommandeur der Division Schnelle Kräfte
Herr General, welches aktuelle dienstliche Thema hat für Sie zurzeit besondere Priorität? Das Auftragsbuch der Division ist gut gefüllt. Alle Truppenteile der Division Schnelle Kräfte unterliegen einer recht hohen Aus- und Belastung sowohl hier in Deutschland als auch bei Einsätzen und Missionen. Neben der Auftragserfüllung in diesen Bereichen haben Ausbildung und Übung oberste Priorität, um jederzeit über einsatzbereite Kräfte, die im Gefecht bestehen können, zu verfügen. Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung.
Wie steht es in Ihrem Verantwortungsbereich um die notwendigen Fähigkeiten, die materielle Ausstattung und die Durchhaltefähigkeit? Mit der jetzigen materiellen Ausstattung können und müssen wir die Aufträge der Division vollumfänglich erfüllen. Das reicht von militärischen Evakuierungsoperationen, Einsätzen im Rahmen des internationalen Krisenmanagements bis hin zur Landes- und Bündnisverteidigung. Dazu kommen die bereits erfolgenden Zuläufe und laufenden Beschaffungen von neuem Gerät, wie zum Beispiel neue Fallschirmsysteme, Lastenabsetzausstattungen, die neue Luftlandeplattform, das Collaborative All Terrain Vehicle, der Leichte Kampfhubschrauber, Nachtsichtgeräte, Funkgeräteausstattung und einige mehr. Darüber hinaus ist auch die notwendige Durchhaltefähigkeit für Anfangsoperationen gewährleistet. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese bei leichten und schnellen Kräften wie der DSK geringer ist als bei mittleren und schweren Kräften. Wir sind daher auf entsprechende Folgeversorgung angewiesen.
Haben sich Auftrag, Ausbildung und Fähigkeiten der DSK seit der Zeitenwende und dem anhaltenden Krieg in der Ukraine verändert? Die Division hat sich nicht verändert. Wir verfügen über einzigartige Fähigkeiten mit der Luftlandebrigade 1, der Gebirgsjägerbrigade 23, dem Kommando Spezialkräfte, dem Kommando Hubschrauber, der Fernspähkompanie 1 und weiteren Divisionstruppen. Dazu kommt noch die 11. Luchtmobiele Brigade aus den Niederlanden. Das bietet uns die Flexibilität, schnell eine Vielzahl von Aufträgen erfüllen zu können, wie gesagt, von militärischen Evakuierungsoperation über internationales Krisenmanagement bis hin zum Einsatz im Rahmen der Landes und Bündnisverteidigung. Das haben wir während der Evakuierung aus dem Sudan beziehungsweise der Operation „Gulfstream“ und jüngst im Rahmen der Übungen „Nordic Response“ und „Swift Response“ 2024 wieder einmal bewiesen. Die Männer und Frauen der Division wurden und werden so ausgebildet, dass sie im Gefecht bestehen können, das war schon immer so und nicht erst seit dem brutalen völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Sind Strukturanpassungen entlang des Zielbildes für die Einsatzkräfte Heer für der DSK geplant? Der Schwerpunkt in der Umsetzung des dynamischen Zielbildes Heer liegt klar bei der Division 2025 und bei der Aufstellung der Panzerbrigade 45 für und in Litauen. Hier müssen alle Kräfte des Heeres ihren Beitrag leisten. Allerdings gibt es in der DSK Kräfte und Fähigkeiten, die aufgrund der Priorisierung dafür grundsätzlich nicht herangezogen werden können, wie das Kommando Spezialkräfte oder die Kräfte im Rahmen des nationalen Risiko- und Krisenmanagements zum Schutz deutscher Staatsangehöriger im Ausland. Dass sie aber grundlegend ihre Gliederung und damit ihren einzigartigen Fähigkeitsmix ändert, sehe ich nicht. Als die Division mit den leichten und schnellen Kräften des Heeres hat sie ihren festen Platz in selbigem und ist unverzichtbar.
Am 31. Dezember 2027 soll die Division 25 inklusive der Enabler und Unterstützungsgefechtsstände auf Basis von Digitalisierung landbasierter Operationen voll digitalisiert sein. Welche Forderungen haben Sie für die DSK an den Chief Digital Officer des Deutschen Heeres für landbasierte Operationen der Landstreitkräfte? Die Digitalisierung der Landstreitkräfte ist absolut notwendig, um mit Führungsüberlegenheit auf dem Gefechtsfeld zu bestehen. Die Mittel, die unsere Schwesterdivisionen dafür bereitgestellt bekommen, sind nur zum Teil dieselben, die wir für unsere Auftragserfüllung benötigen. Der Chief Digital Officer des Deutschen Heeres für landbasierte Operationen kennt unsere Bedarfe dafür genau. Ich bin überzeugt, dass wir künftig mehr als heute leichte und multinational interoperable digitale Führungsmittel einsetzen können, um unsere hochflexiblen und infanteristisch geprägten Aufgaben führen zu können.
Uns alle eint dabei das gemeinsame digitale Lagebild. Und auch in der DSK hat mit der Nutzung von SitaWare als Battle Management System und den Funkgeräten PRC-117 F/G sowie der Einführung des AN/PRC-160 als neue HF-Funkgerätegeneration die Umsetzung begonnen. In diesem Zusammenhang kommt es natürlich nicht nur auf die Geräte an, sondern auch gesichert verfügbare Übertragungsmöglichkeiten mit entsprechend großen Kapazitäten, wie zum Beispiel durch die Nutzung von Low Earth Orbit- und Middle Earth Orbit-Systemen. Für die Übertragungsmittel gilt das PACE-Konzept, das heißt, die Nutzung von Primary, Alternative, Contingency und Emergency Übertragungsmitteln.