Sie sind klein, schnell, überaus wendig und manchmal mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Ihr markantes Surren kennt jedoch jeder. Wer das hört, schwebt in größter Lebensgefahr, Sekunden entscheiden über Leben und Tod. Seit dem Krieg in der Ukraine sind Drohnen Bestandteil der Kriegsführung. Die Gefährdung durch sie ist enorm, doch es gibt Mittel im Kampf gegen die Gefahr aus der Luft.
Das Fallschirmjägerregiment 26 aus Zweibrücken übt auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. „Wir kämpfen nicht nur gegen Drohnen, wir setzen sie auch selbst ein, etwa zur Aufklärung. Also in der Vorbereitung militärischer Operationsplanungen, aber auch unmittelbar, etwa bei Zugriffen im urbanen Gelände. Für uns sind Drohnen Hilfsmittel, aber auch – und das üben wir hier mit Nachdruck – unmittelbare Gefahren aus nächster Nähe. Sie wirken also defensiv wie auch offensiv“, beschreibt Oberst Oliver Henkel, Regimentskommandeur aus Zweibrücken.
Es ist ein anderer Kampf
Soldaten kämpfen bei der Fliegerabwehr aller Truppen gegen unmittelbare Bedrohungen aus der Luft, es gehört zu ihren Grundbefähigungen. Der Kampf gegen Luftziele zur Selbstverteidigung ist damit in allen Truppengattungen implementiert. Bei Drohnen aber bekommt dieser Kampf einen anderen, neuen Stellenwert. „Es ist anders. Die Gefahr durch Drohnen ist irgendwie allgegenwärtig, sie kommen aus dem Nichts, sind superschnell und je nachdem, wie der Gegner sie ausgerüstet hat, sind sie für uns Infanteristen eine tödliche Gefahr“, beschreibt Oberstabsgefreiter Christian P. Der Kampf gegen Drohnen ist für ihn neu. In der Oberlausitz kämpft er zum ersten Mal gegen diese kleinen Fluggeräte, und er hat recht. Die Gefahr durch Drohnen wirkt tatsächlich vielschichtig: Sie sammeln in Echtzeit Informationen über die Position und Bewegungen von Soldaten. Das nutzt der Gegner, um gezielt Angriffe zu planen und die Taktiken der Truppen zu analysieren. Bewaffnete Drohnen fliegen präzise Angriffe auf Soldaten, Fahrzeuge oder Stellungen.
Zudem können sie Bomben oder Raketen abwerfen, ohne dass sich die Soldaten rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Auch psychologisch wirken Drohnen. Die Gefährdung erzeugt Angst und Unsicherheit. Diese psychologische Belastung beeinträchtigt wiederum die Moral und Einsatzbereitschaft. Obendrein sind Drohnen mit hochentwickelten Sensoren und Waffensystemen ausgestattet, wodurch sie sich mit sehr hoher Präzision im Ziel auswirken. Und nicht zuletzt werden sie durch kosteneffiziente Massenproduktion in sehr großen Stückzahlen hergestellt und gegen militärische Ziele eingesetzt.
Tödlicher Schutzschild, Drohnenanflug zwecklos
Christian und sein Kamerad sind als Drohnenabwehrtrupp eingesetzt. Ihr Auftrag ganz klar: Augen und vor allem Ohren offenhalten. Die beiden Fallschirmjäger nutzen den gerade noch dichten Waldrand und die Deckung zwischen Totholz und halbhohen Kiefern. Der Blick nach vorne muss frei sein, doch brauchen die beiden auch Deckung von oben und dürfen von heranfliegenden Drohnen nicht erkannt werden. „Wir überwachen das Vorgehen unserer Fallschirmjäger am Boden. Dabei konzentrieren wir uns besonders auf das typische Drohnengeräusch. Meist ist das schon weit früher zu hören, als man die Drohnen überhaupt sehen kann.

Eine leichte Anhöhe mit guter Rundumsicht, aber auch etwas Deckung ist ideal“, so der erfahrene Fallschirmjäger. Ihre Ausrüstung ist grundverschieden, aber im Verbund äußerst wirksam. Zwei Systeme verwenden die Soldaten parallel. Militärisch bezeichnet sind das der schultergestützte Störsender HP-47 und das Zielassistenzsystem SMASH X4, ein sogenanntes Feuerleitvisier, verbaut auf dem vollautomatischen Sturmgewehr G27. Es ist nichts zu sehen, aber es ist da, dieses rauschende Fiepen wird lauter und lauter. Für die Fallschirmjäger wird klar: feindliche Objekte in der Luft. Der Trupp setzt das erste Mal zum Abschuss einer feindlichen Drohne an.
Treffer – der richtige Moment entscheidet
Christian erklärt: „Unser schultergestützter Störsender HP-47 ist das erste Mittel gegen die Drohnen. Der kommt als erster zum Einsatz. Mit dem Jammer unterbinden wir mehrere Kommunikationswege der Drohne.“ Die Soldaten stören mit ihm zunächst die GPS-Navigation. Ist das Signal des Global Positioning System unterbrochen oder zumindest gestört, kann die Drohne nicht mehr per Satellitennavigation gesteuert werden. Eine weitere Möglichkeit ist das Stören der Fernsteuerung, des Remote-Control-Modus. Dabei wird das Signal zwischen Drohne und Bediener gestört. Steuerung sowie Bild- und Datenübertragung sind dann nicht mehr möglich. „Wir können auch diese beiden Störvarianten zusammenfassen und je nach Drohnenart einen totalen Absturz oder eine Notlandung herbeiführen“, sagt Christian. „Für uns ist jedoch wichtig, dass wir die Drohnen zunächst bewegungsunfähig machen oder zumindest in ihrem Flug verlangsamen. Das ist wichtig für den nächsten Schritt.“




