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Nachgefragt bei … Johannes Rosenboom, Senior Vice President Sales, Marketing und Business Development bei Materna

Foto © Materna
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Herr Rosenboom, die Materna-Gruppe realisiert als ein führendes IT-Dienstleistungsunternehmen nachhaltige IT- und Digitalisierungsprojekte für Kunden aus Konzernen, Mittelstand und Behörden. Wo liegen das besondere Know-how und die Kompetenzen des Unternehmens? Wir verbinden – wie kaum ein anderes IT-Unternehmen – Beratungs- und Konzeptions-Know-how mit Realisierungs- sowie technischer Implementierungsstärke. Gerade bei Projekten in der Verwaltung schöpfen wir aus einer jahrzehntelangen, fundierten Erfahrung unserer über 1.200 Mitarbeitenden, die sich dediziert mit der Verwaltungsdigitalisierung beschäftigen. Wir haben mehrere Hundert Projekte erfolgreich umgesetzt. Kurz gesagt: Materna holt man immer dann gern an Bord, wenn es um das konkrete Machen geht. Dabei orientieren wir uns an neuesten Technologien und sind etwa bei den Themen Fachverfahrensentwicklung, Souveräne Cloud, Datenökonomie und Generative Künstliche Intelligenz (KI) mit zahlreichen Lösungen und Use Cases bei unseren Behördenkunden und auch im Sicherheitsbereich unterwegs. Nicht umsonst zählen wir zu einem der größten IT-Dienstleister insbesondere in der Bundes- und Landesverwaltung, aber auch in den Bereichen innere und äußere Sicherheit, öffentliche Verkehrssteuerung und in der Finanz- und Justizverwaltung.

Mit GRIP² strebt Materna auch die uneingeschränkte Position als Marktführer für die Anwendung von KI in der öffentlichen Verwaltung und privaten Unternehmen an. Wo liegen die besonderen Herausforderungen? Generative KI ist gekommen, um zu bleiben. KI wird alle Lebens- und Arbeitsbereiche durchdringen – auch die der Verwaltung, der Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr. KI entwickelt sich rasant weiter, sodass eine wichtige Herausforderung darin besteht, a) den Überblick zu behalten, b) Sicherheits- und digitale Souveränitätsaspekte mitzudenken und c) ganz wichtig: die Menschen frühzeitig einzubinden, mitzunehmen und gegebenenfalls Ängsten entgegenzuwirken. Daher setzen wir bewusst auf Vorgehensmodelle und Screening-Methoden, in denen wir gemeinsam mit den Mitarbeitenden unserer Kunden konkrete Anwendungsszenarien identifizieren, in ein pragmatisches Vorgehensmodell gießen und daraus konkrete KI-Projekte entwickeln. Dabei sind wir mit unserer „Materna GenAI Factory“ ein herstellerneutraler Guide, der Kunden durch den KI-Tool-Dschungel begleitet und sie bei der Umsetzung unterstützt. Nicht KI um der KI willen, sondern immer entlang der konkreten Problemstellungen und Bedürfnisse unserer Kunden. Hier sind wir bereits frühzeitig in zahlreichen Projekten und Technologie-Partnerschaften unterwegs, u. a. mit Aleph Alpha.

Personalgewinnung ist insgesamt eine besondere Problematik für Wirtschaft, Behörden und die Bundeswehr. Was macht aus Ihrer Sicht die Materna- Gruppe zu einem interessanten Arbeitgeber in der zurzeit sehr umworbenen IT-Branche? Auch wir spüren den stärker werdenden Fachkräftemangel. Dennoch konnten wir in den letzten Jahren unsere Beschäftigtenzahl kontinuierlich auf mittlerweile über 4.200 erhöhen. Materna hat es erfolgreich geschafft, sich als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren. Für junge Menschen und Berufs- und Quereinsteiger haben wir Formate etabliert, die einen hohen Zuspruch bei den Bewerber:innen finden. Dies reicht von einer sehr erfolgreichen eigenen d, Datenökonomie und Generative Künstliche Intelligenz Berufsausbildungssparte über vielfältige Traineeprogramme bis hin zu zahlreichen internen Weiter- beziehungsweise Fortbildungsangeboten. Dazu gehören auch immer wieder neue, innovative Wege in der Personalgewinnung. Zum Beispiel setzen wir in unserer „Code Challenge“ auf moderne Formate mit Ansätzen aus der Gamification und sprechen gezielt Programmier:innen an – mit bisher großem Erfolg.

Auch bei „seniorigen Profis“ und High Potenzials sind wir ein gefragter Arbeitgeber. Ich denke, dass wir die richtige Mischung aus Freiheitsgraden, Autonomie und Selbstständigkeit auf der einen Seite und spannenden, innovativen Projekten und Technologien auf der anderen Seite bieten. Gerade im Public Sector engagieren wir uns in vielen langfristigen und für die Verwaltung essenziellen Projekten, in denen Mitarbeitende eine gesellschaftliche Sinnhaftigkeit ihres Arbeitens direkt erleben. Im Kontext Bundeswehr machen wir sehr gute Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit dem Berufsförderungsdienst der Bundeswehr und haben mittlerweile viele engagierte und top ausgebildete Kameraden in unseren Reihen. Gleichzeitig sind wir als Arbeitgeber auch deswegen so attraktiv, weil wir nach wie vor ein Familienunternehmen sind, was Werte wie Mitarbeiterzufriedenheit und Verantwortung lebt und sich diesen Spirit – trotz allem Wachstum – erhalten hat. Und – auch eher branchenunüblich: Materna ist frei von jeglichen Investoren oder ähnlichen finanziellen Abhängigkeiten. Das festigt die Stabilität und Freiheit für längerfristige Investitionen und unternehmerische Entscheidungen und stellt auch für die Mitarbeitenden einen nicht zu unterschätzenden Wert dar.

Behörden digitalisieren. Wie können Sie bei der Bekämpfung von Cyber Crime unterstützen? Materna legt den Fokus unter anderem auf Cyber Security-Beratung wie etwa die Erstellung von Sicherheitskonzepten, Einführung eines Informationssicherheits- Managementsystems, IT-Grundschutz, Awareness sowie die Einführung eines Security Operations Center (SOC). Mit unserem Tochterunternehmen Materna Radar Cyber Security bieten wir zudem ein SOC as a Service-Paket aus unserem europäischen Rechenzentrum an. Behörden müssen die gesetzlichen Anforderungen etwa aus NIS2 erfüllen, Cyberangriffe erkennen und zudem noch schnell reagieren. Mit einem SOC werden Angriffe frühzeitig identifiziert und es erfolgt mittels Endpoint Detection and Response eine unmittelbare Reaktion. Diese Leistungen erbringen wir unter anderem auch bei der BWI, um sicherzustellen, dass der Fuhrpark der Bundeswehr jederzeit einsatzbereit und vor Cyberangriffen geschützt ist.

Sie haben die Chatbots für die Bundesverwaltung programmiert. Welche besonderen Hürden mussten hier auf der Behördenseite überwunden werden? Mit dem Gewinn des Bundesrahmenvertrages gemeinsam mit unseren Partnern Ubitec und PWC tragen wir einen Beitrag zur Dienstekonsolidierung im Bund bei und entwickeln die Basiskomponente Chatbot. Aus bereits erfolgreich abgeschlossenen Chatbot-Projekten lassen wir wichtige Erfahrungen einfließen, zum Beispiel zunächst mit konkreten fachlichen Use Cases zu beginnen und diese dann sukzessive zu erweitern. Um Synergien schon zum Projektstart zu heben und die Akzeptanz der Chatbots zu steigern, fokussieren wir auf Prozesse und Szenarien, die häufig anfallen und hohe manuelle Aufwände produzieren beziehungsweise personelle Kapazitäten binden. Darüber hinaus sollte bereits in der Planung an Themen wie Changemanagement und Barrierefreiheit gedacht werden.

Erst kürzlich ist Materna dem GovTech Campus Deutschland beigetreten und wird damit das Thema Generative KI in der öffentlichen Verwaltung weiter vorantreiben. Matthias Szymansky, Materna, Ammar Alkassar, Vorstand GovTech Campus, Johannes Rosenboom, Materna (v.l.n.r.). (Foto © Materna)

Materna hat von der NRW.Mobidrom GmbH den Zuschlag für die Entwicklung, den Aufbau und den Betrieb der Mobilitätsdatenplattform NRW erhalten. Welche wesentlichen Ziele werden mit dieser Plattform für die Nutzer erreicht? Hier geht es um ein wegweisendes Projekt für Nordrhein-Westfalen, an dem wir maßgeblich beteiligt sind. Über die Mobidrom-Datenplattform werden ab 2025 Mobilitätsdaten verkehrsträgerübergreifend aufbereitet, gebündelt und diskriminierungsfrei zur Verfügung gestellt. Die Daten und die über die Plattform angebotenen Dienste richten sich an Kommunen, private und öffentliche Verkehrsunternehmen sowie Forschungseinrichtungen und Start-ups. Die Datenplattform stellt mit dem zentralen Zugang eine wichtige Ergänzung des Mobilitätsökosystems dar und wird sogenannte multimodulare Mobilitätskonzepte ermöglichen. Bestehende Datenquellen aus den Bereichen motorisierter Individualverkehr, Bus und Bahn, Fahrrad und Leihroller sowie Mobilitätsakteure werden untereinander und auch mit bundesweiten Plattformen vernetzt.

Gibt es darüber hinaus Neuheiten aus dem Unternehmen, die zum Beispiel auch auf Ihrem AFCEA Stand thematisiert werden? Auf der AFCEA konzentrieren wir uns auf Lösungen für Generative KI und Digitale Souveränität für die Bundeswehr. Unser Tochterunternehmen Materna Virtual Solution ist mit einem eigenen Stand vertreten. Dort dreht sich alles um ultramobile, sichere Kommunikation bis zu VS-NfD-Niveau. Die sichere mobile Kommunikation mit Kontakten, Kalender und Outlook gehört inzwischen zu den Grundlagen. Künftig werden aber auch die Fachverfahren mobil. Damit sind wir heute in der Lage, das Herzstück der Verwaltung gesichert auf Smartphones und Tablets zur Verfügung zu stellen. Das führt zu neuen Möglichkeiten mobiler, nutzerfreundlicher Arbeit mit einer Ende-zu-Ende-Digitalisierung ohne Medienbrüche und das in einem abgesicherten Kontext. Im Kontext der Bundeswehr ergeben sich für diese ultramobilen, sicheren Fachanwendungen viele Einsatzszenarien sowohl in der Verwaltung als auch in den Teilstreitkräften. Denken wir hierbei zum Beispiel an alle Prozesse, in denen heute immer noch das berühmte Klemmbrett eine Rolle spielt.

Welche strategischen Ziele und Perspektiven verfolgt das Unternehmen insgesamt? Gemäß unserer Unternehmensmission verfolgen wir das Ziel, gemeinsam mit und für unsere Kunden eine „einfache“, sichere und nachhaltige digitale Welt zu schaffen. Dabei setzen wir auf kontinuierliche Innovationen und die Adaption neuer technologischer Entwicklungen für die Anforderungen unserer Kunden. Wir verstehen uns, wenn Sie so wollen, als Transformationsriemen zwischen Technologie, Methoden und IT-Trends auf der einen Seite und den verwaltungsspezifischen, fachlichen Herausforderungen unserer Kunden auf der anderen Seite. Hier sind zum Beispiel die Themen Künstliche Intelligenz, der Aufbau sicherer und souveräner Cloud-Formen, übergreifende föderale Datenhäuser inklusive KI, Big Data und GIS-Elementen (Red.: Geoinformationssysteme, Geografische Informationssysteme) und Cyber Security zu nennen. Sie hatten mich bereits nach unserem Strategieprogramm „GRIP²“ gefragt. GRIP² steht für Growth (Wachstum), Retention (Mitarbeiterbindung), Innovation, Processes (Prozessoptimierung) und Profit (profitables Management). Gerade im Behördengeschäft merken wir die steigende Nachfrage nach IT-Lösungen und Expertise „Made in Germany“. Und das von stabilen, leistungsfähigen deutschen Mittelständlern. Dieser Aspekt zahlt auch auf die politische Zielsetzung einer digitalen Souveränität und dem Halten von IT-Beurteilungs- und Umsetzungsfähigkeiten im eigenen Land ein.

Die neue Materna-Unternehmenszentrale (Visualisierung) in Dortmund ist ab dem Sommer 2024 einzugsbereit. Auf 44.000 Quadratmetern entsteht ein modernes Bürogebäude – unter anderem mit Restaurant, Bistro, Fitnessraum, begrüntem Innenhof und kreativen Workspaces. (Foto © Gerber Architekten)

Kann Materna auch zur geforderten Zeitenwende in Deutschland beitragen? Im Zuge der Zeitenwende sind in dem verabschiedeten Sondervermögen der Bundeswehr auch explizit rund 20 Milliarden Euro für Digitalisierung und Kommunikation vorgesehen. Dies ist auch dringend geboten, weil eine moderne Verteidigung heute maßgeblich auf digitalen Fähigkeiten und einer einsatz- und planungsrelevanten Informationsbasis basiert. Wir denken hier an Automatisierungen, KI, Cybersicherheit, die Absicherung von Kommunikation oder auch die Planung von IT-Plattformen, um eine Grundlage für künftig immer wichtiger werdende Paradigmen wie „Software defined Defense“ zu schaffen. Neben den großen Trends bei der Digitalisierung der Streitkräfte sind wir bereits heute mit zahlreichen, ganz unterschiedlichen IT-Projekten bei der BWI und Bundeswehr befasst: vom Dokumentenmanagement der Bundeswehr über die pCloud bis hin zum Groupware- Projekt, Automatisierungen mittels IT-Service- Management beziehungsweise Enterprise Service Management und Security-Themen, um nur einige zu nennen. Daher sehen wir uns als Materna gut aufgestellt, unseren Anteil und unsere Expertise für die Digitalisierung der Bundeswehr einzubringen.

Die Fragen stellte Michael Horst.

 

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