Hamburg, 2. April 2020 – Es ist nur ein Projekt von vielen: Im Rahmen von „B Zero“ entwickelt das Fraunhofer-Institut u.a. mit Wärtsilä, Hoppe Bordmesstechnik, NautilusLog und der Bernhard Schulte-Gruppe ein Sensor- und Navigationssystem, das zur autonomen Steuerung auf Handelsschiffen eingesetzt werden soll. Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Ziel ist es, das Schiff zwischen definierten Abfahrts- und Ankunftspunkten autonom zu führen. Die Brücke muss dann nicht mehr permanent besetzt sein. Smart Shipping, datenbasierte Logistik, Künstliche Intelligenz: „Die ‚digital transition’ ist ein wesentlicher Treiber des Veränderungsprozesses in der maritimen Wirtschaft“, sagt Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der Hamburg Messe und Congress (HMC). Entsprechend ist das Thema Digitalisierung einer der Schwerpunkte der Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft, die unter dem Leitmotiv „SMM 2020 – Driving the maritime transition“ steht.
Foto ©HMC / Nico
Gemeinsam Lösungen finden
Die Branche nimmt die Herausforderung an. So hat der führende Schifffahrtskonzern Maersk sich mit den IT-Experten von IBM zusammengetan, um die TradeLens einzurichten. In der offenen Standardplattform für globale Handels- und Lieferketten sind bereits über 90 Organisationen vertreten, darunter Häfen, Zollbehörden, Linienschifffahrtsunternehmen und Frachteigentümer. „Unsere Branche muss neue Technologien und Softwarelösungen in offenen, innovativen Gemeinschaften entwickeln“, sagt Søren Skou, CEO von A.P. Møller Maersk. „Wir müssen aus dem Inneren unseres Unternehmens heraus digitalisieren, aber gleichzeitig wird unsere Branche bei der Suche nach den besten Lösungen auf Partnerschaften angewiesen sein.“ Ein ideales Forum für diesen Austausch bietet die SMM 2020, auf der die Entscheider aller wichtigen Branchenakteure vertreten sind und Aussteller aus aller Welt ihre Innovationen vorstellen. „Die Digitalisierung reißt Mauern ein, verändert Geschäftsmodelle, und das in rasantem Tempo“, sagt Hege Skryseth, Präsidentin von Kongsberg Digital. Technologien wie das Internet der Dinge (IOT), Big Data, Automatisierung und Robotik würden zu bedeutenden Veränderungen für die Branche führen. Kongsberg ist einer der Partner im Projekt „Yara Birkeland“, einem elektrisch angetriebenen Containerschiff, das mittelfristig komplett autonom mit Düngemittel zwischen zwei norwegischen Häfen unterwegs sein soll. Wenn auch im kleinen Maßstab, erreicht das Thema autonome Schifffahrt damit ein höheres Level. Laut aktuellem SMM Maritime Industry Report (MIR) erwartet ein knappes Drittel der Befragten, dass innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte Schiffe ohne Crew Realität sind.
Daten clever nutzen
Eine bedeutende Rolle bei der digitalen Transformation der Schifffahrt spielen die Klassifikationsgesellschaften. Beispiel DNV GL: Die Norweger haben die Plattform Veracity entwickelt, um die Verbindungen zwischen Branchenakteuren, Experten und Datenanalysten zu erleichtern. Dort sollen demnächst auch die Lösungen des Wetterdatenspezialisten StormGeo eingebunden werden. „Die effektive Nutzung großer Daten kann Schiffsbetreibern helfen, die Leistung ihrer Flotte deutlich zu verbessern, die Sicherheit ihrer Schiffe zu erhöhen, die Betriebskosten zu senken und effizienter zu werden“, sagt Knut Ørbeck-Nilssen, Vorstandschef von DNV GL – Maritime. Für eine reibungslose Kommunikation und den Transfer großer Datenmengen kommt es auf Unternehmen wie Inmarsat oder Thuraya an, die ihre innovativen Produkte für die satellitengestütze Vernetzung ebenfalls auf der SMM präsentieren. Beim Austausch sensibler Daten muss das Thema Integrität permanent mitgedacht werden. Lloyd’s Register bestätigt Unternehmen die Cybersicherheit ihrer Systeme mit dem Zertifikat „ShipRight Safe AL2“.
Neue Wege gehen
Dass die Digitalisierung auch Herstellungsprozesse revolutioniert, zeigt das Thema 3-D-Druck. „Wir glauben, dass die On-Demand-Produktionstechnologie die maritime Lieferkette komplett umgestalten wird“, sagt etwa Hakon Ellekjaer, Head of Venture 3-D-Printing bei Wilhelmsen Marine Products. Die SMM sattelt hier noch einmal drauf: Die Fläche der 3-D-Printing-Area in der Halle A2, auf der die Besucher sich live von den faszinierenden Möglichkeiten des additiven Herstellungsverfahrens überzeugen können, wird gegenüber der letzten SMM verdoppelt. Mit dabei ist unter anderem das australische Unternehmen Spee3D. Dessen innovatives Verfahren „SpeeD3cell“ erlaubt es dank Ultraschallabscheidung, Metallteile 100- bis 1000-mal so schnell zu drucken wie bisher.
Abgerundet wird das digitale Portfolio der SMM durch eine begleitende Fachkonferenz: Auf dem Maritime Future Summit (MFS), der traditionell am Vortag des SMM-Starts stattfindet, ist Künstliche Intelligenz eines der bestimmenden Themen. Experten diskutieren unter Leitung von Prof. Volker Bertram (World Maritime University), wie selbstlernende Systeme Schiffsbetrieb, Schiffsdesign und Schiffbau künftig beeinflussen werden. Mehr Informationen zum MFS-Konferenzprogramm gibt es hier.
„Es ist unser Anspruch, das Thema Digitalisierung im maritimen Sektor auf der SMM 2020 in all seinen Facetten abzubilden“, sagt HMC-Bereichsleiter Selbach. Um den Besuchern die Sache zu erleichtern, leitet sie die „Digital Route“ zielgerichtet zu Unternehmen mit spezieller digitaler Agenda.
Weitere Informationen unter www.smm-hamburg.com