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Stichtag 1. Oktober 2013: Auflösung DLO – Aufstellung Division SÜD

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dlo-Bild-3In der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim gibt es keine auffälligen Veränderungen, doch innerlich steht der Großverband längst in der Umgliederung: Am 1. Oktober 2013 beginnt die Auflösung der Division Luftbewegliche Operationen (DLO). Gleichzeitig wird die Division SÜD neu aufgestellt. Das ist die erste Umgliederung eines Großverbandes im Rahmen der Neuausrichtung des Heeres und sie bringt umfangreiche organisatorische und personelle Veränderungen mit sich.

Autor: Oberstleutnant Stefan Bitterle, Kommando Heer PIZ

Wie stellt man eine Division auf? „Vorbereiten kann man sich auf der einen Seite auf Basis der Organisationsstruktur. Die Unterlagen sind da.“, sagt der Divisionskommandeur, Generalmajor Benedikt Zimmer. „Auf der anderen Seite gilt es einen großen Schritt zu machen und komplett umzuschalten, vom Denken in einer Division, die mit der Heerestruppenbrigade, mit den Heeresfliegerkräften und dem Jägerregiment sehr spezialisiert war, auf das Führen einer mechanisierten Division. Das ist etwas vollkommen anderes – nicht nur im Mindset sondern in vielen Bereichen. Und da kommt es auf jeden Einzelnen an.“

dlo-Bild-1Auf dem Weg zu einer neuen Struktur
Vor dem Stabsgebäude der Division Luftbewegliche Operationen (DLO) in Veitshöchheim bei Würzburg stehen auch weiterhin ein LEOPARD 2 und eine Bo 105 nebeneinander. Der Kampfpanzer erinnert an die 12. Panzerdivision, die von 1967 bis 1994 hier in Veitshöchheim zuhause war, der Hubschrauber steht für die aktuellen Aufgaben der DLO. Doch schon zum Ende des Jahres wird die Division die verbleibenden drei Heeresfliegerregimenter an die neue Division Schnelle Kräfte abgeben und dann über keine eigenen fliegenden Verbände mehr verfügen. Wenn der Großverband seine neue Struktur abschließend eingenommen haben wird, heißt er 10. Panzerdivision. Aber das ist noch etliche Monate hin. Seit mehr als einem Jahr jedoch gibt es bereits Arbeitsgruppen, welche die Neuaufstellung der Division SÜD vorbereiten. Das geschieht von oben nach unten: Erst muss das neue Divisionskommando handlungsfähig sein, dann kann die Führung der nachgeordneten Truppenteile übernommen werden.

Neue IT-Struktur
Ein Kernelement des neuen Stabes ist die Informationstechnologie. Die Erkenntnis ist ebenso einfach wie eindeutig: „Wenn die Führungsunterstützung im Stab der Division SÜD nicht funktioniert, ist der Stab nicht arbeitsfähig“, sagt Jörg Meier, in der G6-Abteilung der Division Dezernatsleiter für Informationsmanagement. Innerhalb von sieben Tagen müssen die Führungsunterstützer die IT-Struktur der Division umschalten. An der Aufgabe wird in Veitshöchheim bereits seit neun Monaten getüftelt. Dem Major und seinem Team spielt jedoch der Kalender in die Hände: Da der 3. Oktober mit dem Tag der Deutschen Einheit auf einen Donnerstag fällt und viele Angehörige des Divisionskommandos den Freitag freinehmen, hat er vier Tage Zeit, Daten zu migrieren, Datenbäume neu aufzusetzen, Fileserver zu adressieren und neue Lotus-Notes-Adressen einzurichten. Das geht nur bei abgeschalteten Systemen, sonst droht Datenverlust. Major Meiers Administratoren werden deshalb am 2. Oktober Nachrichten herumschicken, die die User daran erinnern, vor dem langen Wochenende die Rechner herunterzufahren. Am 7. Oktober können sie sich dann mit ihrer neuen Kennung wieder einloggen. „Der Vorgang ist vergleichbar mit einer Schließanlage, wo nach einem Eigentümerwechsel die Schlösser ausgetauscht wurden“, erklärt der IT-Spezialist. „Unsere Hauptaufgabe ist es, dass zum 7. Oktober jeder mit seinem Schlüssel genau nur zu dem Raum im Haus Zutritt hat, in den er vorher auch schon hinein konnte. Und die Haustür muss er auch aufschließen können.“ Aufatmen kann die Abteilung erst am 7. Oktober. Erst dann wird sie wissen, dass der Datentransfer zu 100 Prozent funktioniert hat.

Veränderungen in vielen Bereichen
Aber auch in der Kaserne wird es Veränderungen geben. Etliche Gebäude der Liegenschaft sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Mit der Neuaufstellung der Division SÜD wird nun eine ganze Reihe der Gebäude renoviert, bei laufendem Betrieb. Ein Haus nach dem anderen wird geräumt, die Dienststellen umgelagert und in der Zwischenzeit wird renoviert. Zuständig ist Oberstleutnant Jörg Steffen, Pionierstabsoffizier der DLO und Projektoffizier für die Infrastrukturmaßnahmen der Division SÜD. Zu seiner Aufgabe fällt ihm ein Vergleich ein: „Am besten kann man sich ein Bild von dem machen, was wir hier tun, indem man sich ein Schiebepuzzle mit 16 Feldern und 15 Puzzleteilen vorstellt. Ich kann immer nur ein Teil verschieben, am Ende entsteht jedoch ein Bild.“
Genauso wie neue Lotus-Notes-Adressen und Datenbäume eingerichtet werden müssen, wird es in der Division natürlich auch neue Türschilder geben. Stabsunteroffizier Christian Bender von der G6 Zeichenstelle des Divisionsstabes ist vorbereitet: „Es ist ja nur eine Umstellung für uns, weil die Räume und die Gebäude immer noch die gleichen sind“, sagt er. „Sobald ich weiß, wer genau in welchem Zimmer sitzt, wird der Auftrag erledigt.“
Ein Divisionswappen wird man auf den Schildern allerdings nicht finden, genauso wenig auf Uniformen. Denn die Division SÜD wird bereits am 1. Januar 2015 zur 10. Panzerdivision und wird dann auch das Wappen des Großverbandes aus Sigmaringen übernehmen. Doch das liegt noch in weiter Ferne. Eines ist allen Beteiligten der Umgliederung bewusst: Hinter der Strukturreform stehen nicht nur Organisationseinheiten, sondern menschliche Schicksale. „Bei aller Planung und Organisation gilt jedoch der viel zitierte Satz: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Er fühlt sich aber nicht immer im Mittelpunkt“, sagt der Divisionskommandeur, Generalmajor Benedikt Zimmer: „Hier müssen wir ansetzen und die Umstellung so umsetzen, dass die Angehörigen der Division in die neue Struktur mit ihren neuen Aufgaben mitgenommen werden. Das ist unsere wesentliche Aufgabe.“

Seit 2011 laufen die Planungen
Bereits seit September 2011 – nach Billigung der künftigen Grobstruktur der Bundeswehr durch Verteidigungsminister Thomas de Maizière – begann die Umgliederung der Division Luftbewegliche Operationen. Zu Beginn 2012 gab sie die Flugabwehrkräfte an die Luftwaffe ab, Anfang 2013 folgten die mittleren Transporthubschrauber CH-53. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Heerestruppenbrigade in Bruchsal außer Dienst gestellt und das Jägerregiment 1 an die 1. Panzerdivision abgegeben. Die ABC-Abwehrkräfte der DLO wurden dem ABC-Abwehrkommando in Bruchsal, das Heeresmusikkorps 12 als Heeresmusikkorps Veitshöchheim der Streitkräftebasis unterstellt. Mit Aufstellung der neuen Division Schnelle Kräfte (DSK) Anfang 2014 werden die beiden Transporthubschrauberregimenter 10 und 30 in Faßberg und Niederstetten mit dem leichten Transporthubschrauber NH90 sowie das Kampfhubschrauberregiment 36 in Fritzlar mit dem Unterstützungshubschrauber TIGER an die DSK abgegeben, die Luftbewegliche Brigade 1 in Fritzlar und das Kampfhubschrauberregiment 26 in Roth aufgelöst.

dlo-Bild-6Elf Jahre DLO-Geschichte
Die Division Luftbewegliche Operationen (DLO) wurde am 1. Juli 2002 in Veitshöchheim als neuartiger Großverband aufgestellt und war mit ursprünglich 14.800 Soldaten und 13 Verbänden die zweitstärkste Division des Heeres. Dank ihrer Hubschrauberregimenter war sie Hauptträgerin der Luftbeweglichkeit im Heer, auf die andere Divisionen zurückgreifen konnten. Zu den Aufgaben der DLO gehörten neben Stabilisierungsoperationen und nationalen Verteidigungsaufgaben auch immer wieder Einsätze im Katastrophenschutz, zuletzt bei der Flutkatastrophe an Elbe und Donau im Sommer 2013. Sie führte die Luftbewegliche Brigade 1, die Heerestruppenbrigade, drei selbständige Transporthubschrauberregimenter, ein Fernmeldebataillon sowie das Heeresmusikkorps 12.

Auflösung, aber Zukunft fest im Visier
In der Struktur Heer2011 wird es die DLO nicht mehr geben. Ab dem 1. Oktober 2013 beginnt ihre Auflösung. Gleichzeitig beginnt die Aufstellung der Division SÜD, die Anfang 2015 in 10. Panzerdivision umbenannt wird. Nach dem Ende der Umgliederung wird der Großverband als eine von zwei mechanisierten Heeresdivisionen die Gebirgsjägerbrigade 23, die Panzerbrigade 12 sowie die Panzergrenadierbrigade 37 führen, ergänzt durch zwei Artilleriebataillone in Idar-Oberstein und Weiden und das Sicherungsbataillon 12 in Hardheim. Dazu kommen das nichtaktive Unterstützungsbataillon 10 in Veitshöchheim und das nichtaktive Pionierbataillon 905 in Ingolstadt. Im gleichen Jahr wird die neue 10. Panzerdivision Leitverband für die Auslandseinsätze der Bundeswehr.

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