Berlin, 17. September 2021 – Der Bundespräsident hat Brigadegeneral Jens Arlt mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Frank-Walter Steinmeier selbst ehrte den Kommandeur der Evakuierungsoperation in Kabul am 17. September in Schloss Bellevue. In einem beispiellosen Kraftakt hatten Arlt und seine Truppe so viele Menschen wie möglich aus der Stadt gerettet. Binnen weniger Tage – vom 16. bis zum 26. August – gelang es Brigadegeneral Arlt und seinem Verband, rund 5.400 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt in Sicherheit zu bringen – Deutsche, Afghanen aber auch Bürger anderer Nationen. Hierfür hatte die Bundeswehr mit Land- und Luftstreitkräften ihre bisher größte Luftbrücke eingerichtet. Insgesamt umfasste der Evakuierungsverband, dessen Operationsbasis die usbekische Hauptstadt Taschkent war, mehrere hundert Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr.
Foto ©Sebastian Wilke/Bundeswehr
Vor welchen Herausforderungen seine Truppe und er standen, hatte Arlt schon unmittelbar nach dem Ende der Evakuierungsoperation eindringlich beschrieben: „Ein hochdynamischer Einsatz, mit nichts zu vergleichen, was ich bisher erlebt habe, wo jeder an seine Belastungsgrenze geht und sich einbringt, um das Ganze möglich zu machen“, so der Brigadegeneral, der regulär Kommandeur der Luftlandebrigade 1 in Saarlouis ist.
Dass so viele Menschen trotz der gefährlichen Lage unversehrt nach Deutschland fliegen konnten, lag am außergewöhnlichen persönlichen Einsatz Arlts. Diesen würdigte der Bundespräsident auf besondere Weise: Es ist seit Jahren das erste Mal, dass das deutsche Staatsoberhaupt einen Soldaten initiativ mit dem höchsten deutschen Orden auszeichnet – die Ehrung also nicht nur selbst anregt, sondern das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse auch persönlich aushändigt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte in seiner Laudatio, die Ehrung des Generals für außerordentliche, über das Erwartbare hinausgehende Verdienste erfolge stellvertretend für alle daran Beteiligten: „Ihr Land verneigt sich vor Ihnen.“ Die Bundeswehr habe in diesem Einsatz unter schwierigsten Bedingungen „gezeigt, dass sie kann, was von ihr verlangt wird.“
„Wir wären mit ihm in die Hölle gegangen“, zitierte Steinmeier einen Soldaten des Evakuierungsverbandes. Mehr Lob und Anerkennung könne sich ein militärischer Führer von seiner Truppe nicht wünschen. Am Flughafen in Kabul hätten alle zusammen Großes geleistet, aber auch Schreckliches erlebt. Wer dort war, „wird noch lange damit kämpfen“, so das Staatsoberhaupt.
Auch Brigadegeneral Jens Arlt hob hervor, dass er die Auszeichnung stellvertretend für die Teamleistung aller mit Dank und Stolz entgegennehme: „Es war für mich eine Ehre, diesen Verband zu führen.“ Einen von Herzen kommenden Dank sandte er auch an die Partner und Familien der Evakuierungstruppe. Diese hätten „Ruhe und Zuversicht von zu Hause ausgestrahlt“ und den nötigen Rückhalt gegeben.
Mit der Machtübernahme der Taliban hatte sich die Sicherheitslage in Afghanistan deutlich verschlechtert. Um deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, einheimische Ortskräfte und ihre Familien sowie weitere Schutzbedürftige in Sicherheit zu bringen, unterstützte die Bundeswehr die Evakuierungsoperationen des Auswärtigen Amtes. Insgesamt wurden 5.347 Personen aus mindestens 45 Nationen mit Transportflugzeugen vom Typ A400M und A310 evakuiert. Zur Absicherung und Unterstützung waren unter anderem Fallschirmjäger, Spezialkräfte, Feldjäger, Sanitäter, ein Krisenunterstützungsteam und weitere Spezialisten aus vielen Bereichen der Bundeswehr vor Ort.
Nachdem das Kabinett die Evakuierungsmission am 18. August gebilligt hatte, stimmte der Deutsche Bundestag am 25. August dem Einsatz nachträglich zu. Die Operation markiert das Ende des 20-jährigen Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan. Neben einer Abordnung aus dem Evakuierungsverband wohnte auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer der Zeremonie am Amtssitz des Bundespräsidenten bei.
Quelle Bundeswehr / Christina Moritz