Linstow, 10. Januar 2018 – Auf der 58. Historisch-Taktischen Tagung der Marine hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine „denkende Bundeswehr“ erlebt.
Mit Frank-Walter Steinmeier hat zum ersten Mal ein deutsches Staatsoberhaupt einer Historisch-Taktischen Tagung beigewohnt. Noch vor seinem offiziellen Antrittsbesuch bei der Deutschen Marine konnte er die Gelegenheit zunächst nutzen, sich bei den Anwesenden für ihren weltweiten Einsatz und ihren Beitrag in der Landes- und Bündnisverteidigung zu bedanken: „Unser Land verlangt viel von Ihnen, aber Sie leisten dafür Bewundernswertes.“
Historisch-Taktische Tagung: Ehrengast Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
„Deutschland braucht eine denkende Bundeswehr“, führte er in seinem Grußwort fort. Diese zentrale Diskussionsveranstaltung der Deutschen Marine unterstreiche seit 1957 einen sehr wichtigen Leitgedanken für die gesamte Bundeswehr: „eine demokratische Armee, die das selbständige Denken nicht verlernen will“.
Steinmeier fand gerade das „ehrliche Ringen um den eigenen Anspruch“ und das „professionelle Nachdenken über den eigenen Beruf“ beeindruckend, das bestimmt sei von historisch fundierten Beiträgen, „abseits vom akademischen Rampenlicht“.
„Aus einer ganzen Reihe meiner Vorverwendungen weiß ich, ‚Leuchten, nicht Blenden‘, das hält man so bei der Deutschen Marine ganz gern. In diesem Prinzip von Professionalität, Leistung und Understatement erkenne ich das Selbstverständnis der Marine“, so der Bundespräsident. Dieses Prinzip gelte auf ganz besondere Weise auch für die Historisch-Taktische Tagung.
Zwei Vorträgen der Tagung und ihren folgenden Diskussionen hörte Steinmeier zu. Kapitänleutnant Victoria Kietzmann sprach über die „gebrochene Biographie“ des Konteradmirals Johannesson, einer der Gründerväter der damaligen Bundesmarine. Kapitänleutnant Sebastian Westphal trug vor über den Umgang deutscher Uboot-Fahrer mit Schiffbrüchigen von ihnen selbst versenkter Schiffe im Zweiten Weltkrieg.
Gerade Johannesson spielt in der heutigen Debatte um die Traditionsbildung der Bundeswehr und der Marine eine wesentliche Rolle. Er hatte noch 1945 als Flaggoffizier der Kriegsmarine ein Todesurteil gegen fünf Meuterer bestätigt. 1957 hat er als Befehlshaber in der Marine die Historisch-Taktische Tagung begründet – betont mit dem Ziel, aus Fehlern der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft zu lernen. Johannesson gelte Vordenkern der Inneren Führung, wie Generalleutnant Wolf von Baudissin, somit auch als jemand, der dieses neue, demokratische Prinzip aus Selbsterkenntnis gelebt habe. Der folgende Austausch im Plenum drehte sich besonders um die Fragen, ob Johannesson als Vorbild für Marinesoldaten von heute dienen könne und was die aktuelle Diskussion um ihn über die daran Beteiligten selbst aussage.
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