Cloud-Computing gehört zu den wichtigsten Technologien der Digitalisierung, auch für die Bundeswehr. Mit dem Go-live der von der BWI entwickelten „private Cloud der Bundeswehr“ (pCloudBw) wurde nun ein neuer Meilenstein in der digitalen Transformation der Streitkräfte erreicht: Am 6. Januar hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr die „Freigabe zur Nutzung“ für die erste Ausbaustufe der pCloudBw erteilt.
Über eine Cloud lassen sich Anwendungen, Plattformen und Infrastrukturen als skalierbare Services schneller, bedarfsgerechter und effizienter zur Verfügung stellen. Die Technologie bietet die Chance, Speicher- und Rechenkapazitäten kurzfristig an den jeweiligen Bedarf anzupassen und damit Ressourcen und Kosten zu schonen. Da sie nicht lokal auf einem Rechner installiert werden müssen, können cloudbasierte Anwendungen zentral und damit schneller ausgerollt werden. Je nach Schutzbedarf und Kritikalität der Daten können Nutzende von jedem angebundenen Gerät aus auf Cloud- Anwendungen zugreifen.
Auch Innovationen lassen sich darüber beschleunigen, da beispielsweise Instanzen für die Entwicklung in einer Cloud automatisiert mit wenigen Klicks eingerichtet werden können. Das macht die Technologie so relevant für die digitale Transformation der Bundeswehr und die wiederum eröffnet ihr viele Möglichkeiten: Prozesse vereinfachen, Wissenstransfer beschleunigen, die Zusammenarbeit verbessern und so das eigene Personal entlasten. Auch im Einsatz bietet Cloud-Computing der Bundeswehr Vorteile: Neben Künstlicher Intelligenz oder modernen Übertragungswegen gehört es zu jenen Kerntechnologien, die den kombinierten Einsatz von Kräften und Fähigkeiten in mehreren Dimensionen möglich machen.

Als IT-Plattform kann die Cloud auf dem Gefechtsfeld nicht nur die nötige Speicher- und Rechenkapazität liefern, sondern auch Agilität und Resilienz bieten. Anwendungen, Plattformen und Infrastrukturen lassen sich über sie schneller bereit- und bei Angriffen oder Störungen wiederherstellen. Anforderungen von Sicherheit bis Autarkie So groß das Potenzial von Cloud-Computing ist, so groß sind auch die Anforderungen der Bundeswehr – vor allem was Informationssicherheit und Datenschutz betrifft. Eine Cloud muss Daten unterschiedlicher Schutzklassen getrennt voneinander verarbeiten können. Zudem muss eine Lösung für die Bundeswehr interoperabel sein, also mit anderen Systemen, wie etwa von Bund oder NATO, zusammenarbeiten können. Außerdem muss die IT der Bundeswehr als kritische Infrastruktur im Krisenfall über Monate weiter betrieben werden – unabhängig von Interessen oder wirtschaftlicher Lage kommerzieller Anbieter. Hinzu kommt, dass Cloud-Plattformen auch in Einsatzgebieten mit eingeschränkter Konnektivität stets unterbrechungsfrei funktionieren müssen, beispielsweise an Bord von Schiffen oder an Arbeitsplätzen, die nicht permanent mit dem Internet verbunden sind.
Die private Cloud der Bundeswehr
Bis dato konnte kein kommerzieller Anbieter eine Lösung anbieten, die diese Anforderungen erfüllt und zugleich die technologische Souveränität und erforderliche Hoheit über die eigenen Daten vollumfänglich sicherstellt. Deshalb hat die Bundeswehr die BWI, ihr IT-Systemhaus und primären Digitalisierungspartner, mit der Entwicklung und dem Aufbau einer eigenen, privaten Cloud beauftragt. Sie wird das Herzstück einer „Multi Cloud der Bundeswehr“ bilden, die das Ziel verfolgt, die Abhängigkeit von einem einzelnen Cloud-Anbieter zu vermindern, die Interoperabilität zu strategischen Partnern sicherzustellen und die je nach Anwendungsfall wirtschaftlichste Lösung zu bieten. Die Freigabe zur Nutzung der pCloudBw ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Cloud. Dennoch liegt bei ihrem weiteren Ausbau noch viel Arbeit vor der BWI, wie etwa bei der Migration der bestehenden Services. Das IT-System der Bundeswehr leistungsfähiger, sicherer, adaptiver und somit widerstandsfähiger zu machen – dabei kann die private Cloud der Bundeswehr als Kernelement der künftigen IT-Architektur einen wesentlichen Beitrag leisten.
Von Dr. Götz Reinhäckel, Programmleiter pCloudBw, BWI GmbH