Von Oberst Andreas Godau, Oberstleutnant Christian Hilleke und Major Christian Drieschner, Multinational Medical Coordination Centre-Europe
Getreu seinem Leitspruch „Combining Efforts in Medical Support“ unterstützt das Multinational Medical Coordination Centre-Europe (MMCC-E) in Koblenz durch Koordinierungs- und Unterstützungsleistungen die Sanitätsdienste seiner teilnehmenden Nationen sowie Institutionen/Stäbe der NATO und der Europäischen Union (EU).
Die Erfahrungen der letzten Jahre sowie die aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen zeigen den Bedarf eines Koordinierungselements der Sanitätsdienste auf operativer Ebene, das sowohl mit militärischen als auch zivilen medizinischen Stakeholdern zusammenarbeiten kann.
Auftrag, Struktur und Organisation
MMCC-E fördert multinationale sanitätsdienstliche Unterstützungsmöglichkeiten durch Koordination, um knappe sanitätsdienstliche Ressourcen effektiv einzusetzen. MMCC-E handelt komplementär zu bestehenden NATO/EU-Strukturen und in Einklang mit der NATO/EU-Doktrin. Es fokussiert auf die folgenden Leistungen: Steigern der Einsatzbereitschaft sanitätsdienstlicher Einheiten/Verbände/Stäbe durch Übungen, Unterstützen der multinationalen sanitätsdienstlichen Koordinierungserfordernisse zwischen Nationen und NATO/EU-Organisationen, Verbessern medizinischer zivil-militärischer Interaktion und Vernetzung sowie Beitragen zur Koordinierung sanitätsdienstlicher Fähigkeitsentwicklung.
Das Steuerungsgremium legt jährlich das Arbeitsprogramm fest und überwacht die Erfüllung der Aufgaben des MMCC-E. Neben den teilnehmenden und beobachtenden Nationen nehmen Vertreter des European Military Staff und des Supreme Headquarters Allied Powers Europa beratend am Steering Meeting teil. Gründung und Entwicklung MMCC-E, bis 2023 Multinational Medical Coordination Centre/European Medical Command (MMCC/ EMC), entstand aus der Vereinigung zweier Initiativen der NATO und EU. Sanitätsdienst Am 2. Mai 2017 beschlossen die Inspekteure von acht Sanitätsdiensten (Belgien, Deutschland, Estland, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Tschechien, Ungarn) die Gründung des Multinational Medical Coordination Centre (MMCC), um die sanitätsdienstliche Zusammenarbeit ihrer Nationen zu stärken. Das Vorhaben basiert auf dem Rahmennationenkonzept (Framework Nations Concept, FNC) der NATO, das auf dem NATO-Gipfel 2014 in Wales infolge der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland ins Leben gerufen wurde. Im selben Jahr wurde das Konzept der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit (Permanent Structured Cooperation, PESCO) durch den Rat der EU vereinbart, um die Kooperation im Bereich der Verteidigung der EU zu verbessern.
Eines der ersten PESCO-Projekte war 2018 das European Medical Command (EMC). Das besondere Engagement des deutschen Sanitätsdienstes für beide Projekte beruht auch auf der zentralen geografischen Lage Deutschlands und der multinationalen Ausrichtung der sanitätsdienstlichen Versorgung in NATO und EU. Ziel der EU-NATO Joint Declaration 2018 ist die Erhöhung von Kohärenz, Komplementarität und Interoperabilität von Fähigkeiten im Rahmen von NATO und EU, auch mit dem Blick auf die Tatsache, dass jede Nation nur über ein Single Set of Forces verfügt. Im Einklang damit beschloss das Komitee der Inspekteure der Sanitätsdienste der NATO, dass die Projekte MMCC und EMC in einer Entität zusammenzufassen sind. Dies erfolgte im Jahr 2019. Drei Jahre später erklärten die nunmehr 18 teilnehmenden Nationen die Full Operational Capability des MMCC-EMC. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung ist die Einleitung des Abschlusses der PESCO-Initiative EMC, da deren Projektziele erreicht wurden. Im zweiten Quartal 2024 soll der Abschlussreport zur Initiative dem PESCO-Sekretariat vorgelegt und damit die erfolgreiche Beendigung eines der ersten PESCO-Projekte formal initiiert werden. Parallel dazu wurde die Umbenennung in „Multinational Medical Coordination Centre-Europe“ bekanntgegeben.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in HHK 2/2024.