Berater, Wegbereiter und Fachleute
Der Auftrag der Pioniertruppe des Heeres ist die pioniertechnische Unterstützung in allen Operationsarten.
Die Unterstützung erfolgt dabei in vier Kernfähigkeiten: das Fördern eigener Bewegung, das Erhöhen der Überlebensfähigkeit, das Hemmen von Bewegungen und der Beitrag zum Lagebild. Mit ihren Fähigkeiten eignen sich die Pioniere des Heeres darüber hinaus auch für Einsätze im Rahmen von Naturkatastrophen und zur humanitären Hilfe. Grundsätzlich gilt: Nur mit Pionierunterstützung kann die Kampftruppe im Gefecht erfolgreich sein!
Gliederung der Pioniertruppe
Das Heer verfügt derzeit über sieben Pionierbataillone. Das Panzerpionierbataillon 1 in Holzminden, das Panzerpionierbataillon 4 in Bogen, das Panzerpionierbataillon 8 sowie das nicht aktive Pionierbataillon 905 in Ingolstadt, das Deutsch/Britische Pionierbrückenbataillon 130 in Minden, das Panzerpionierbataillon 701 in Gera und das Panzerpionierbataillon 803 in Havelberg. Komplettiert wird die Pioniertruppe des Heeres von den Luftlandepionierkompanien 260 und 270 in Saarlouis und Seedorf, der Gebirgspionierkompanie 23 in Ingolstadt und der selbstständigen Panzerpionierkompanie 550 in Stetten am kalten Markt. In Havelberg befindet sich zudem das teilaktive schwere Pionierbataillon 901. Im Rahmen der Aufstellung der Panzerbrigade 45 in Litauen wird die selbstständige Panzerpionierkompanie 45 neu aufgestellt werden. In den Streitkräften gibt es neben den Pionieren des Heeres in der Streitkräftebasis das Spezialpionierregiment 164 in Husum und in der Luftwaffe die Luftwaffenpionierkompanie im Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“ in Diepholz.
Als zentrale Ausbildungseinrichtung dient das Mutterhaus der Pioniertruppe, die Pionierschule in Ingolstadt. Hier fließen Tradition und Fachkompetenz der gesamten Pioniertruppe zusammen. Ebenfalls beheimatet ist in Ingolstadt das Military Engineering Centre of Excellence, ein NATO akkreditiertes Kompetenzzentrum unter deutscher Führung, in dem Vertreter aus 17 Nationen multinationale Pionierexpertise für die NATO entwickeln und ausbilden. Komplettiert wird der Bereich Lehre/Ausbildung durch die Kampfmittelabwehrschule in Stetten am kalten Markt.
Das Spezialpionierregiment 164 sowie die Bataillone und selbstständigen Kompanien der Pioniertruppe des Heeres erfüllen verschiedenste Aufträge. So verfügt das Deutsch/Britische Pionierbrückenbataillon 130 mit den Schwimmschnellbrücken Amphibie M3 über die Fähigkeit, auch breitere Gewässer mithilfe einer Brücke oder durch Fährbetrieb zu überwinden. Die Panzerpionierbataillone 1, 8, 701 und 803 sowie die Panzerpionierkompanie 550 und zukünftig die Panzerpionierkompanie 45 stellen die unmittelbare Pionierunterstützung der mechanisierten Brigaden des Heeres sicher. Das Panzerpionierbataillon 4 hingegen als Divisionspionierbataillon der 10. Panzerdivision gewährleistet im Schwerpunkt die allgemeine Pionierunterstützung im rückwärtigen Raum der Division, ist aber auch dazu befähigt, die im Schwerpunkt eingesetzte mechanisierte Brigade mit Kräften für die unmittelbare Pionierunterstützung zu verstärken.
Fördern eigener Bewegung
Das Fördern von Bewegungen zu Lande hat den Zweck, die taktische Beweglichkeit herzustellen, zu verbessern und aufrechtzuerhalten. Sie muss auch unter geografisch schwierigen Gegebenheiten, unter nahezu allen klimatischen Bedingungen, bei unzureichender Infrastruktur sowie über natürliche und künstliche Hindernisse hinweg, wenn notwendig auch unter gegnerischer Waffenwirkung, gewährleistet sein. Die taktische Beweglichkeit der Kampftruppe ist der Schlüssel, um die Initiative zu erringen oder zu erhalten. Das Fördern von Bewegungen trägt damit maßgeblich zum Erfolg einer Operation bei. Um beispielsweise natürliche Hindernisse wie Gewässer und Einschnitte zu überwinden, plant, erkundet und richtet die Pioniertruppe Übergangsstellen ein. Dabei müssen nicht nur die Waffensysteme zum Übergang eingesetzt werden, sondern auch Zu- und Abfahrten zum Gewässer geschaffen und das Übersetzen der Kräfte koordiniert werden. Hierfür kommen bei schmalen Gewässern die gepanzerten Brückenlegesysteme vom Typ Leguan zum Einsatz. Das System Leguan kann mit zwei 14-Meter-Brücken (überbrückbare Breite bis zu zwölf Meter) oder einer 26-Meter- Brücke (überbrückbare Breite bis zu 24 Meter) ausgestattet werden, die zulässige militärische Lastenklasse beträgt dabei MLC 80. Der Übergang aller Gefechtsfahrzeuge der Bundeswehr ist somit möglich. Bei überlappendem Verlegen einer 14-Meter- und einer 26-Meter-Brücke können im Ausnahmefall bis zu 35 Meter breite Gewässer überquert werden.
Alternativ können mit schwerem Pioniergerät wie dem Pionierpanzer Furten geschaffen werden. Sollen breitere Gewässer überwunden werden, nutzen die Pioniere zwei unterschiedliche Systeme. Die Amphibische Brücke Amphibie M3 sowie die Faltschwimmbrücke (FSB). Mit der Amphibie M3 können Fähren betrieben oder Schwimmbrücken eingerichtet werden. Beim Fährbetrieb werden hierzu Amphibien M3 zu einer autarken Fähre gekuppelt und dann im Pendelbetrieb zum Übersetzen eigener Kräfte genutzt. Zum Bau einer amphibischen Brücke werden die einzelnen Amphibien M3 in einer Reihe gekuppelt und schaffen lange Brücken einen Gewässerübergang für die Kampftruppe. Die FSB wird bei Gewässern mit einer Breite von über 40 Metern eingesetzt, vor allem, um die Amphibie M3 herauszulösen. Ebenso wie die Amphibie M3 ist die Faltschwimmbrücke ein modulares System, das als Brücke oder Fähre genutzt werden kann. Mithilfe des Motorboot M3 werden die einzelnen Pontons der FSB im Wasser verbunden und dann zu Brücken oder Fähren gekuppelt. Das Motorboot dient auch dazu, die Brücke im Gewässer auf Position zu halten oder die Fähre im Gewässer zu bewegen.