Die aktuelle Pandemielage führt uns einmal mehr vor Augen, wie wichtig eine einheitliche, behördenübergreifende Funkkommunikation bei Großschadensereignissen und Katastrophen ist. Dies trifft insbesondere für mehrere am Ereignis beteiligte Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zu, für die der digitale Funk in einem deutschlandweiten gemeinsamen Funknetz aufgebaut wurde und weiter in die Netzhärtung investiert wird. Der Digitalfunk BOS (DigFu-BOS) ist ein nichtöffentlicher, mobiler UKW-Landfunkdienst. Er ermöglicht es allen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben miteinander in einem verschlüsselten Funknetz zu kommunizieren.
Dies bringt gerade enorme Vorteile bei Katastrophen und Großschadensereignissen, da Informationen direkt an die beteiligten Einsatzkräfte unterschiedlicher Institutionen weitergegeben werden können. Dies vermeidet Zeitverzögerungen bei wichtigen Informationen, Sachlagen, Alarmierungen etc., übermittelt schnelle Entscheidungen, informiert weitere Helfer.
Die Vorteile lassen sich an einem Szenario, z. B. einem Absturz eines Luftfahrzeugs, verdeutlichen. Die über die Notrufnummer alarmierten Feldjäger fahren zur Absturzstelle. Gleichzeitig werden Behörden wie Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, ggf. Katastrophenschutz ebenfalls über den Absturz und erste Sachlage informiert. Innerhalb der weiteren Entwicklung der Lage kann es sein, dass Verletzte in die Krankenhäuser gefahren werden müssen. Hier kann der Rettungsdienst bereits die Anzahl der Verletzten, den Verletzungsgrad etc. übermitteln und ggf. auch die Verteilung auf andere Krankenhäuser vorgenommen werden.
Wer nutzt den Digitalfunk BOS und wer ist berechtigter Teilnehmer?
Der DigFu-BOS wurde für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben entwickelt und implementiert. Dies gilt sowohl für staatliche und nichtstaatliche Teilnehmer, welche mit Erhalt oder Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung betraut sind. Zunächst war die Teilnahme am BOS-Funk auf wenige Bereiche der Bundeswehr beschränkt, so waren Feldjäger, Bundeswehrkrankenhäuser, -feuerwehren die Vorreiter in der Nutzung des BOS-Funks in der Bundeswehr. Mit dem Beschluss der Bundesregierung zur Änderung des Gesetzes für die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben vom 21. Februar 2019 und der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt am 2. Dezember 2019 ist die Bundeswehr gleichberechtigter Teilnehmer im Digitalfunknetz BOS.
Zu den berechtigten Teilnehmern gehören:
- die Länderpolizeien,
- die Bundespolizei,
- die Feuerwehren,
- die Bundeszollverwaltung,
- das Technisches Hilfswerk (THW),
- die Rettungsdienste,
- die Verfassungsschutzbehörden Bund/Länder,
- die Katastrophen- und Zivilschutzbehörden des Bundes und der Bundesländer,
- weitere Mitwirkende (z. B. private Hilfsorganisationen) sowie
- die Bundeswehr mit bis zu 40.000 Teilnehmern.
Was macht den Digitalfunk BOS so attraktiv gegenüber dem kommerziellen Mobilfunk?
Entgegen dem kommerziellen Mobilfunk basiert der Digitalfunk BOS auf den besonderen und ereignisbezogenen Anforderungen, die an Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben aufgrund ihres Aufgabenbereichs gestellt werden. In seiner Ausrichtung ist es einem privaten Mobilfunknetz vergleichbar, jedoch harmonisiert und führt es die behördliche Funk-Kommunikation aller BOS in der gemeinsamen Aufgabenstellung zusammen. Dies bedeutet, dass Rettungsdienste, Feuerwehren, Ordnungsämter, THW oder Länder- und Bundespolizeien sowie auch die Bundeswehr als Teilnehmer und BOS-Funkberechtigte miteinander in einem Funknetz kommunizieren können.
Dies erleichtert und beschleunigt die Arbeit gerade bei Großveranstaltungen oder Großschadensereignissen. Die so ermöglichte Gruppenkommunikation trägt dazu bei, dass man bei einem ausgewählten und definierten Teilnehmerkreis einen Funkspruch an alle zeitgleich übermitteln kann. Bei entsprechender Lageentwicklung können bei einem laufenden Einsatz nicht involvierte, aber benötigte Kräfte auch aus anderen BOS übergreifend in einem Funkkreis zusammengeschaltet werden. In unübersichtlichen und komplexen Einsatzszenarien wie Hochwasserkatastrophen können so z. B. Pioniereinheiten, Feuerwehren, Katastrophenschutz und andere Kräfte bei Bedarf in Funkrufgruppen zugeschaltet werden. Es ist jedoch auch die Einzelkommunikation als direkte Sprechverbindung zu einem einzelnen Teilnehmer möglich.