Kunduz, 6. Oktober 2013 – Am Sonntag hat die internationale Schutztruppe ISAF das unter deutscher Führung stehende Feldlager Kunduz, in Anwesenheit des Bundesministers der Verteidigung Dr. Thomas de Maizière und des Bundesaußenministers Dr. Guido Westerwelle, an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben.
Bei der feierlichen Übergabe des Feldlagers nach mehr als zehn Jahren in afghanische Verantwortung betonte de Maizière das Kunduz der Ort ist „an dem die Bundeswehr gekämpft hat, lernen musste, zu kämpfen. Das war eine Zäsur – nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die deutsche Gesellschaft.“ In Anwesenheit des Oberbefehlshabers der Internationalen Schutztruppe ISAF, General Joseph Dunford Jr., unterstrich der Minister die Bedeutung des Standortes auch nach der Rückverlegung der Bundeswehr aus Afghanistan. „Vergessen werden wir diesen Ort niemals. Kunduz hat die Bundeswehr geprägt wie kaum ein anderer Ort. Hier wurde aufgebaut und gekämpft, geweint und getröstet, getötet und gefallen.“
Bundesaußenminister Westerwelle bezeichnete die Übergabe als „einen Meilenstein im Prozess der Rückverlegung deutscher Truppen aus Afghanistan“. In seiner Rede betonte der Minister das „noch nicht alles gut ist, aber vieles besser“. Allerdings werde Deutschland Afghanistan nicht sich selbst überlassen und weiterhin unterstützen. „Das Engagement bekommt ein neues ziviles Gesicht“ erklärte er in Anwesenheit seines Afghanischen Amtskollegen.
Zukünftig soll das Feldlager in Kunduz der Afghan National Army (ANA) als wichtiger Stützpunkt zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung in der Provinz Kunduz dienen. Zusätzlich erhält hier die Afghan National Civil Order Police (ANCOP) mit Unterstützung der NATO Training Mission in Afghanistan eine Ausbildungseinrichtung.
Rückblick
Der Standort Kunduz war für die Bundeswehr mehr als nur ein Feldlager im Norden des Landes. Am 24. Oktober 2003 hatte die Bundeswehr das von den Vereinigten Staaten ins Leben gerufene Provincial Reconstruction Team (PRT) in der Provinzhauptstadt übernommen. Der Wiederaufbau, der einen Kernaufgabe des PRTs darstellte, wurde durch anhalte Gefechte mit den Aufständischen insbesondere in den Jahren 2009 und 2010 erschwert. Insgesamt sind im Raum Kunduz 25 deutsche Soldaten bei dem Versuch sich für eine friedliche Entwicklung Afghanistans einzusetzen gefallen.
Hintergrund
Der Rahmen für die Übergabe der Sicherheitsverantwortung wurde von der afghanischen Regierung und den internationalen Partnern während der Kabuler Konferenz im Juli 2010 gebilligt und am 20. November auf dem NATO-Gipfeltreffen in Lissabon formal beschlossen. Am Ende der Transition soll das gesamte Land in afghanische Verantwortung übergeben worden sein. Mit der Rückverlegung der internationalen Truppen bis Ende 2014 wird der Schwerpunkt des Engagements insgesamt ziviler werden. Es ist allerdings absehbar, dass ein militärischer Beitrag zur fortgesetzten Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte auch nach 2014 erforderlich sein wird. Daraus wird sehr wahrscheinlich eine ISAF-Folgemission entstehen, die allerdings wesentlich kleiner als ISAF sein soll und über keinen Kampfauftrag verfügen wird. Die Bundesregierung hat angekündigt, sich gemeinsam mit weiteren Partnern und bei einer Einladung durch die Afghanische Regierung mit bis zu 800 Soldaten beteiligen zu wollen.
Text: BMVg Presse- und Informationsstab
Transportpanzer Fuchs auf Patrouille. ©Bundeswehr/Marx