Unsere Ziele bleiben ambitioniert und die Herausforderungen groß – auch im Jahr 2022 werden unsere Professionalität, unsere Flexibilität und unser Einsatz gefordert sein. Alle Angehörigen der Luftwaffe wissen, dass wir mit unserem Engagement für eine bessere Einsatzbereitschaft den richtigen Schwerpunkt gesetzt haben. Die Grundlage für eine erfolgreiche Bewährung, wenn es darauf ankommt, sind einsatzbereite Streitkräfte.
Generalleutnant Ingo Gerhartz ist seit Juni 2018 Inspekteur der Luftwaffe. (Foto ©Bw/Jane Schmidt)
Die Verfügbarkeit unserer Eurofighter konnten wir von ca. 40 Prozent noch vor wenigen Jahren bis heute mehr als verdoppeln – ein Spitzenwert für ein hochkomplexes und leistungsstarkes Waffensystem, das auch im internationalen Maßstab seinesgleichen sucht. Diese Erfolge sind wichtig, da die sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit einsatzbereite und reaktionsschnelle Streitkräfte erfordern. Konflikte können jederzeit kurzfristig und unvorhergesehen auftreten und schnelles Handeln über große Distanzen erforderlich machen. Auch Deutschland ist nicht unerreichbar für Bedrohungen aus der Luft oder dem Weltraum.
Modernisierung Luftwaffe
Das Jahr 2021 endet mit neuen politischen Weichenstellungen.Für die Luftwaffe haben sich jedoch weder die Argumente noch die Lage verändert. Das veränderte sicherheitspolitische Umfeld Europas erfordert einsatzbereite Luftstreitkräfte mehr denn je. Wir behalten neben der Einsatzbereitschaft unserer bereits genutzten Systeme die Modernisierung fest im Blick. Neueste Technologie ist notwendig, um in zukünftigen Szenarien zu bestehen. Qualität und Quantität müssen ausgerichtet an den zukünftigen Einsatzerfordernissen in ein „sinnvolles“ Verhältnis gebracht werden. Dies gilt sowohl für die fliegenden, als auch die bodengebundenen Anteile der Luftstreitkräfte.
Die für die Fähigkeiten der Luftwaffe geplanten Rüstungsvorhaben bieten hierzu einen ausgewogenen Mix aus der Entwicklung künftiger State of the Art-Systeme sowie der Beschaffung marktverfügbarer Hochtechnologie. Die Modernisierung unserer Luftwaffe ist sowohl in der Luft als auch am Boden essenziell.
- Für den Ersatz der Tornado-Flotte wurde im April 2020 mit der Entscheidung für einen Mix aus Eurofighter und F/A-18F Super Hornet und EA-18G Growler Klarheit geschaffen. Diese Festlegung bietet neben der gesicherten Fortführung der Fähigkeiten Tornado und einer robusten Eurofighter-Flotte die zusätzliche Möglichkeit, die Kontrolle des elektromagnetischen Spektrums als wesentlichen Erfolgsfaktor von Streitkräften hinzuzugewinnen. Mit der EA-18G Growler werden wir eine einzigartige Fähigkeit in Europa zum elektronischen Kampf gewinnen und hierdurch die politische und militärische Handlungsfähigkeit Deutschlands und somit in der Folge auch der NATO und EU substanziell stärken. Zugleich gewinnen wir entscheidende technische und operative Erkenntnisse zur Verbesserung der Effektivität unseres trinationalen Zukunftsprojekts.
- Denn gemeinsam mit Frankreich und Spanien entwickeln wir das Next Generation Weapon System, kurz NGWS. Dieses neue Kampfflugzeugsystem der 6. Generation ist weit mehr als ein Nachfolger des Eurofighters und der Rafale. Am 30. August haben wir uns gemeinsam auf Vorgaben und Forderungen an das künftige Waffensystem geeinigt und einen weiteren Meilenstein gesetzt. Daraus entsteht jetzt ein konkreter Auftrag für die Industrien. Das neue Kampfflugzeug ist Herzstück des Future Combat Air Systems (FCAS) – eines Verbundes von bemannten und unbemannten Luftfahrzeugen in einem System. Die Fähigkeit, sich in einem vernetzten System zu integrieren, aus diesem zu agieren und zu kommunizieren, wird die Luftwaffe der Zukunft prägen.
- Innerhalb des Future Combat Air Systems werden unbemannte Plattformen fester Teil eines Gesamtansatzes sein, bei dem sie ihre spezifischen Vorteile arbeitsteilig in einen hochintegrierten Verbund einbringen. Bereits seit mehr als einem Jahrzehnt ist die Nutzung unbemannter Plattformen selbstverständliche Realität in der Luftwaffe. Die Erfolgsgeschichte Heron 1 wird bis zur Einführung der EURODRONE mit dem Nachfolgesystem Heron TP als Brückenlösung fortgesetzt. Mit verbesserter Sensorik und einem leistungsstärkeren Luftfahrzeug sind wir mit Heron TP deutlich besser in der Lage, den so wichtigen Schutz in den Einsatzländern zu gewährleisten und werden uns auch weiterhin für die Option einer Bewaffnung dieses Systems einsetzen.
- Bis 2030 werden die Patriot-Waffensysteme umfangreichen Modernisierungen unterzogen, um der Luftwaffe weiterhin als das Rückgrat im Bereich „Air and Missile Defence“ zur Verfügung zu stehen. In einem zweiten Schritt sollen spätestens ab 2026 neue Fähigkeiten in der mobilen Flug- und Drohnenabwehr aufgebaut werden. Auch hier ist es wichtig, in der neuen Legislaturperiode eine gesicherte Finanzierung für die Beschaffung der Erstbefähigung des Luftverteidigungssystems für den Nah- und Nächstbereichsschutz zu erreichen.
- Beim Schweren Transporthubschrauber ist eine Entscheidung dringend notwendig, denn die Fähigkeiten werden in jedem Einsatz benötigt. Aber auch für die spezialisierten Einsatzarten der Luftwaffen-Hubschrauber, wie beispielsweise zur Rettung und Rückführung von isoliertem Einsatzpersonal (Personnel Recovery), benötigt die Luftwaffe eine entsprechend ausgestattete und ausgerüstete Ressource.
Den gesamten Beitrag von Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, finden Sie in der sechsten Ausgabe des HARDTHÖHENKURIER