Interview mit Ralf Raths, Museumsdirektor und Historiker
Das Deutsche Panzermuseum im niedersächsischen Munster wird seit zehn Jahren von Ralf Raths geleitet. Der 46-jährige Militärhistoriker hat in Hannover Geschichte sowie Politik studiert und ist seit 2013 Mitglied der Nationalen Kommission für Militärgeschichte.Herr Raths, neben dem Haupteingang des Museums ist ein Zitat des Philosophen Walter Benjamin zu lesen: „Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg“.
Welche Bedeutung hat diese Aussage für sie angesichts des Krieges in der Ukraine? Benjamins Wunsch von 1926, dass ein ehrliches Sprechen vom Krieg diesen überwinden solle, ist noch nicht eingetreten. Aber wenn der Krieg nicht weit von uns tobt und daher u.a. Entscheidungen über Waffenlieferungen anstehen, dann ist es wichtig, für die Menschen das nötige Wissen bereitzustellen, damit sie als Gesellschaft ehrlich und fundiert diese Fragen diskutieren können.
Einrichtungen wie das Deutsche Panzermuseum waren lange Zeit hauptsächlich nur Technikmuseen. Wie versuchen sie heute, den Besuchern historische Zusammenhänge, Gewalt und durch Kriege verursachte Leiden zu vermitteln? Wir bieten auf verschiedenen Ebene Kontexte an, die die Besucher:innen sich nach eigenem Interesse erschließen können. Unser hauptsächliches Werkzeug sind über 50 Tafeln, die „Das Jahrhundert der Panzer“ multiperspektivisch und kritisch beleuchten: Hier finden sich neben der erwartbaren Technik- und Operationsgeschichte auch Informationen aus der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, aus der Politikund Kulturgeschichte und aus anderen Bereichen. Von besonderer Bedeutung sind über 20 Fotos, die sehr explizit Gewalt bzw. deren Folgen an Menschen zeigen. Hier gehen wir weiter als viele andere Häuser – aber bewusst und reflektiert.