Am 30. November werden die Kreiswehrersatzämter in Deutschland aufgelöst. An ihre Stelle treten 16 Karrierecenter und 110 Karriereberatungsbüros der Bundeswehr, Von 1957 bis 2010 sind über 20 Millionen Musterungen an Kreiswehrersatzämtern der Bundeswehr durchgeführt worden. Kaum jemand aus der bundesdeutschen Bevölkerung kannte es nicht, das Kreiswehrersatzamt seiner Stadt oder seines Raumes.
Mit der Auflösung geht eine Ära zu Ende. „Ich möchte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über viele Jahre und Jahrzehnte gewissenhaft und beständig ihren Dienst in den Kreiswehrersatzämtern versahen, für ihren Einsatz und ihre Arbeit herzlich danken“, so der Bundesminister der Verteidigung, Thomas de Maizière, der selber in Bonn gemustert worden ist.
Die Auflösung der zuletzt noch 52 Kreiswehrersatzämter und der fünf Zentren für Nachwuchsgewinnung zum gleichen Zeitpunkt bedeuten gleichzeitig den Startschuss für die 16 Karrierecenter der Bundeswehr. Mit diesen präsentiert sich die Bundeswehr erstmals als ein Arbeitgeber für alle Bewerber. Bisher kümmerten sich diese Stellen um die gleiche Gruppe junger Menschen: die Kreiswehrersatzämter um die Wehrpflichtigen, die Zentren für Nachwuchsgewinnung um die Zeitsoldatenbewerber und die zivile Wehrverwaltung um Interessenten für zivile Laufbahnen. Das erste Mal seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 werden Bewerberinnen und Bewerber für militärische und zivile Laufbahnen nun unter einem Dach geprüft und beraten.
„Wir stehen heute in Konkurrenz zu anderen Arbeitgebern bei der Suche nach den Besten. Mit den Karrierecentern und den 110 ihnen unterstellten Karriereberatungsbüros treten wir als einheitlicher Arbeitgeber auf. Damit positionieren wir uns besser als zuvor“, so der Minister.
Die Zahl der Kreiswehrersatzämter hat sich im Laufe der Jahrzehnte entsprechend der Personalstärke der Bundeswehr verändert. Die meisten Kreiswehrersatzämter gab es nach der Wiedervereinigung – da waren es 123. Die ersten Einberufungen zum Grundwehrdienst, der damals 12 Monate betrug, erfolgten zum 1. April 1957. Seit diesem Zeitpunkt wurden rund 8,5 Millionen Wehrpflichtige zur Ableistung ihres Grundwehrdienstes einberufen. Im Vorgriff auf die Aussetzung der Wehrpflicht hatte die Bundeswehr auf Basis des Wehrpflichtgesetzes letztmals zum 1. Januar 2011 einberufen.
Ergänzende Informationen zu Karrierecentern
Es werden insgesamt 16 Karrierecenter eingerichtet werden, acht von ihnen werden über die Fähigkeit zum Assessment verfügen, d.h. hier werden Bewerber auf ihre Befähigung und Eignung geprüft. Diesen acht Karrierecentern mit Assessment werden rund 110 Karriereberatungsbüros der Bundeswehr unterstellt, die in größeren Städten eingerichtet werden.
Sowohl die Karrierecenter als auch die Karriereberatungsbüros sind mit zivilen wie militärischen Karriereberatern besetzt. Sie dienen Interessenten sowohl der militärischen wie der zivilen Laufbahn in der Bundeswehr als erste Ansprechpartner und können umfassend über die Karrieremöglichkeiten informieren. Alle Kreiswehrersatzämter (KWEA) werden zum 30. November 2012 formal aufgelöst.
Die KWEA Kiel, Schwerin, Dresden, Magdeburg, Kassel, Saarlouis und Nürnberg werden als Karrierecenter ohne Assessment weitergeführt. Ein weiteres wird in Potsdam errichtet. In diesen Karrierecentern finden keine Eignungsprüfungen statt. Sie verfügen lediglich über ein Dezernat Wehrersatz, das sich mit Dienstleistungsüberwachung und Angelegenheiten der Reservisten befasst, und ein Dezernat des Berufsförderungsdienstes.
An Standorten, an denen sich derzeit ein KWEA und ein Zentrum für Nachwuchsgewinnung (ZNwG) befinden (Berlin, Hannover, Düsseldorf und München), werden beide zu einem Karrierecenter mit Assessment zusammengeführt. An den bisherigen KWEA-Standorten Stuttgart und Erfurt sowie am bisherigen ZNwG-Standort Wilhelmshaven entstehen ebenfalls Karrierecenter mit Assessment. Ein weiteres wird in Mainz errichtet.
Diejenigen KWEA, die künftig nicht als Karrierecenter weiterarbeiten, werden ab dem 1. Dezember 2012 zunächst als Außenstelle eines Karrierecenters weitergeführt. Sie befassen sich lediglich mit Aufgaben aus dem Bereich der Reservisten und der Dienstleistungsüberwachung. Bis zu Beginn des 3. Quartals 2013 wird ein Zentralserver eingerichtet sein, der alle heute auf dezentralen Servern der KWEA gespeicherten Personaldaten aufnimmt. Auf den Zentralserver werden alle 16 Karrierecenter Zugriff haben, so dass nach erfolgter Datenübertragung auch die Aufgaben aus dem Bereich der Reservisten und der Dienstleistungsüberwachung durch die Karrierecenter wahrgenommen werden können. Danach haben die Außenstellen der Karrierecenter keine Aufgabe mehr und können endgültig geschlossen werden. Dies wird im 2. Halbjahr 2013 der Fall sein. Die in den KWEA noch vorhandenen rund 5,5 Millionen (Papier-)Altakten werden bis Mitte 2013 in ein zentrales Aktenlager nach Willich (NRW) überführt.
Text: BMVg Presse- und Informationsstab
11055 Berlin, 25. November 2012
Foto: HHK / Archiv