Die Unterstützung der Ukraine, zu der sich Deutschland nach dem russischen Angriff verpflichtet hat, umfasst nicht nur Geld, Panzer und Munition, sondern auch Know-how. Unter dem Motto „Train the Trainer“ schulen Instandsetzungspioniere der Luftwaffe ihre ukrainischen Counterparts.
Gerade hat der Fliegerhorst einen massiven Drohnenangriff überstanden, das ohrenbetäubende Geheul der Luftalarmsirenen ist verstummt, die rauchgeschwängerten Staubwolken haben sich verzogen. Was bleibt, sind mehr oder weniger große Löcher in der Startbahn, die die Wiederaufnahme des Flugbetriebs unmöglich machen. So weit das fiktive Szenario, das sich einem Dutzend Soldaten an einem verregneten Morgen nicht in der Ukraine, sondern auf einem Luftwaffenstützpunkt in Deutschland bietet. Schon surren die Bohrmaschinen leise, ein handbeschickter Betonmischer dreht sich unaufhörlich, aus der Ferne hört man das penetrante Piepen eines riesigen Radladers.
In einem Zelt beginnt ein Ausbilder gerade, auf Ukrainisch zu erklären. „Man nehme zehn Liter Wasser, sechs Schaufeln Sand, vier Schaufeln Zement und sieben Schaufeln Gesteinskörnung.“ So lautet das „Rezept“ für eine solide Betonmischung, mit der heute in der Ausbildung Löcher in der Startbahn ausgegossen oder der Mauerbau erlernt werden soll. Es ist eine auf das Wesentliche gekürzte, einsatzorientierte Ausbildung, an der sich Deutschland im Rahmen der EU-Trainingsmission neben 24 weiteren Nationen beteiligt.
Dazu zählt auch die Schulung von Instandsetzungskräften, die zum Beispiel einen Flugplatz im Falle eines Angriffs möglichst schnell wiederaufbauen müssen. Im Regelfall steht dazu eine Sprachmittlerin oder ein Sprachmittler zur Verfügung, der oder die einen direkten Dialog ermöglicht und das Gesagte Satz für Satz übersetzt; im seltenen, jedoch optimalen Fall kann der deutsche Ausbilder Russisch. Das verstehen und sprechen die meisten Ukrainer nämlich auch, sodass kein Dolmetscher notwendig ist. Mit dem neu gewonnenen Wissen kehren die „Lehrlinge“ dann in die Ukraine zurück und implementieren dieses in ihre eigene Ausbildung.
„Es ist eine Winwin- Situation, weil beide Nationen ihre Fachexpertise verbinden und voneinander lernen können“, kommentiert Ausbilder Alexander. Die deutschen Ausbilderinnen und Ausbilder sind sich ihrer Verantwortung bewusst, denn klar ist: Nach der Ausbildung kommt der scharfe Einsatz in der harten Realität des Krieges. „Wir sind dankbar für die Offenheit und Gastfreundschaft in Deutschland“, sagt ein Ausbildungsteilnehmer der ukrainischen Streitkräfte. Nach einigen Wochen geht es zurück in die Ukraine. Die Gefühle beim Gedanken an diese Rückkehr sind gemischt: „Wir sind ungeduldig, weil wir das, was wir in Deutschland lernen durften, schnellstmöglich weitergeben wollen.“ Das ist die eine Seite. Vor allem aber vermissen sie auch ihre Familien. Mit der Schulung von ukrainischen Streitkräften im Bereich der schnellen Instandsetzung, beispielsweise von Startbahnen, leistet die Bundeswehr einen wesentlichen Beitrag zur einsatzorientierten Ausbildung. Denn: Nur wer gut ausgebildet ist, kann sich gegen den Feind behaupten. Und letztlich kämpfen alle Teilnehmer der Ausbildung für dasselbe Ziel: „Die Ukraine verteidigen und die Heimat zurückgewinnen“, sagt einer der Ukrainer.
PIZ Luftwaffe
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