Die sogenannte Zeitenwende durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die darauffolgende Refokussierung des Heeres auf die Landes- und Bündnisverteidigung geht auch an der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ nicht spurlos vorüber. Wie plant die Panzerbrigade 12 die Einnahme der neuen Struktur? Welche Herausforderungen gilt es dabei zu meistern? Welche Vorteile ergeben sich durch die neue Struktur in ausgewählten Truppenteilen?
In der 68-jährigen Geschichte der Panzerbrigade 12 wurden seitens des Bundesverteidigungsministeriums verschiedenste Heeresstrukturen von 1 bis 4, die Wiedervereinigung und die Heeresstruktur 5 über das „Heer der Zukunft“ bis hin zum „Zielbild Heer“ beschlossen. Das Ziel war immer die Anpassung des Heeres an die seinerzeit vorhandene Sicherheitslage und den daraus resultierenden Auftrag. Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der damit verbundenen Zeitenwende seit 2022 ist den Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 12 klar, dass sich die gesamten Anstrengungen in den Handlungsfeldern Personal, Material und Ausbildung an den bestehenden Notwendigkeiten der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) zu orientieren haben.
Bestmögliche Voraussetzung für die Erfüllung des Kernauftrags, den Kampf der verbundenen Kräfte, ist die Schaffung von Grundlagen in Form der Struktur „Division 2025“. Diese Speerspitze für die Verteidigung der NATO Ostflanke steht dem Bündnis ab 1. Januar 2025 zur Verfügung. Den Nukleus bildet dabei die 10. Panzerdivision aus Veitshöchheim mit der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“, der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, der 13. Niederländischen Lichte Brigade sowie der in Litauen neu aufzustellenden Panzerbrigade 45 sowie den Divisionstruppen.
Die Panzerbrigade 12 im Zielbild „Einsatzkräfte Heer“
Die Panzerbrigade 12 ist von den Maßnahmen der Umstrukturierung auf dem Weg zur Division 2025 umfangreich betroffen. Ziel dieses Beitrags ist es, neben einem Gesamtüberblick das Panzerpionierbataillon 8 aus Ingolstadt, das Versorgungsbataillon 4 aus Roding sowie die Fernmeldekompanie aus Cham näher zu betrachten. Die Binnengliederung dieser Verbände ist besonders stark von der Umgliederung hin zur neuen Struktur betroffen. Im Zielbild der Einsatzkräfte des Heeres stehen der Panzerbrigade 12 drei aktive Kampftruppenbataillone zur Verfügung. Dies sind u. a. die beiden Panzerbataillone 104 aus Pfreimd und 363 aus Hardheim (Odenwald). Beide Verbände haben als Leitverbände die 14. und 15. Rotation der enhanced Forward Presence (eFP) Battlegroup in Litauen gestellt und verfügen derzeit mit dem Kampfpanzer Leopard 2 A6A3 und dem Leopard 2 A7V zudem über die modernsten Gefechtsfahrzeuge. Von den beiden Panzergrenadierbataillonen 112 aus Regen und 122 aus Oberviechtach verbleiben nur die Regener „Bayerwald-Grenadiere“ in der Brigade.
Die Oberviechtacher Grenadiere werden zukünftig der Panzerbrigade 45 in Litauen unterstellt. Dieser Grenadierverband war seit 1959 Teil der „Zwölfer“ und wird damit erstmalig in seiner Geschichte nach 67 Jahren seine „Heimat“ verlassen. Das Bataillon aus Regen, welches über zwei Jahre in der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) als Teil der NATO Response Force eingesetzt war, verfügt ebenfalls über modernstes Gerät. Das ist der Schützenpanzer Puma im Konstruktionsstand VJTF; das Bataillon wird sukzessive auf den Stand S1 umgerüstet werden. Ebenfalls zu den Manöverelementen zu zählen ist das nicht-aktive Gebirgspanzerbataillon 8 aus Pfreimd. In Bezug auf die Struktur „Division 2025“ bleibt festzuhalten, dass die Kampftruppenverbände nur überschaubar von Änderungen betroffen sind. Als Beispiel sei an dieser Stelle die Zusammenfassung der Scharfschützengruppen der Kampfkompanien in einen Scharfschützenzug innerhalb der 1. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 112 genannt. In den Panzerbataillonen ergeben sich Änderungen bei der Aufstellung der Fernmeldezüge der 1. Kompanien, welche den Grundsätzen der Gefechtsstandkonzeptionen entsprechen.
Orientierung der Kampf- und Einsatzunterstützung
Weitaus gravierender wirken sich die Umstrukturierungsmaßnahmen auf die Kampf- und Einsatzunterstützungskräfte aus. Seitens der Bataillonskommandeure, beginnend mit Oberstleutnant Dr. Tobias Gößlbauer, Kommandeur des Versorgungsbataillons 4 aus Roding, wird die Umgliederung wie folgt bewertet: „Mit der Fokussierung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung sind ab 2025 kriegstaugliche und kaltstartfähige Führungs- und Einsatzstrukturen zu etablieren. Das Zielbild Einsatzkräfte Heer wurde dazu als übergreifender Abholpunkt für sämtliche strukturellen, personellen und materiellen Folgeplanungen sowie weiterer begleitender Maßnahmen in allen Bereichen des Heeres entwickelt. Hiervon ist auch die Einsatzlogistik des Heeres betroffen.“ Das Versorgungsbataillon 4 wurde im Rahmen der Strukturentwicklung entlang des Zielbilds beginnend ab dem 1. April 2024 umgegliedert und wächst damit in seiner Sollstärke leicht an. In Zahlen bedeutet dies, dass das Bataillon nun 1.333 Dienstposten umfasst. Das entspricht einem Aufwuchs um 120 Dienstposten. Dieser resultiert im Wesentlichen aus der Erhöhung der Anzahl der aktiven Kompanien von fünf auf sechs. Die Grobstruktur gemäß Zielbild sieht für das Versorgungsbataillon 4 folgende Organisationselemente vor: einen Bataillonsstab, eine Versorgungs- und Unterstützungskompanie, drei leichte Versorgungskompanien, hiervon eine nicht-aktiv, eine schwere Versorgungskompanie, eine Transportkompanie, eine Grundausbildungskompanie.