Am 1. Oktober 2025 fand der erste Bonner IT-Dialog der AFCEA im Hotel Maritim statt. Das Thema der Veranstaltung lautete: „Kriegserklärung übersehen? – Die Rolle des Zentrum Digitalisierung der Bundeswehr im Umgang mit hybriden Bedrohungen.“
Mit 375 angemeldeten Besuchern lag diese Veranstaltung im Bereich der Besucherzahlen, die man von der Koblenzer IT-Tagung zuletzt gewohnt war. Das Bonner Ambiente allerdings mit Tischen war gegenüber der nur bestuhlten Koblenzer Rhein-Mosel-Halle schon etwas exquisiter. Was war eigentlich der Grund, dass sich der Mitveranstalter BAAINBw in diesem Jahr aus dem Koblenzer Format verabschiedete? Aus verschiedenen Quellen war zu vernehmen, dass das BAAINBw das Interesse an dem Veranstaltungsformat verloren hätte. Und so entschied sich die AFCEA, als alleiniger Veranstalter aufzutreten und die ehemalige IT-Tagung jetzt als IT-Dialog fortzuführen.
Die Tagung begann nach der Begrüßung durch Generalmajor Armin Fleischmann als Vorsitzenden der AFCEA Bonn e .V., zugleich Abteilungsleiter Planung CIR und Digitalisierung der Bundeswehr im Kommando Cyber- und Informationsraum, mit der Keynote durch den Kommandeur ZDigBw (Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr und Fähigkeitsentwicklung Cyber- und Informationsraum), Brigadegeneral Bernd Stingl. Er sehe starke Veränderungen auf dem Gefechtsfeld, so Stingl. Geteiltes Führen, Drohnen und Drohnenabwehr seien die beherrschenden Themen. Und die Geschwindigkeit der Lageentwicklung habe entscheidend zugenommen. Einfachheit und Beherrschbarkeit der Systeme, eine flexible und verteilte Führung einschließlich der Nutzung von KI seien künftig unabdingbar. „Wir können schnell Fähigkeiten liefern“, ist der General überzeugt. Viele Projekte seien schon geplant und könnten jetzt umgesetzt werden. Auch die altertümlich anmutende Rückgriffmöglichkeit auf HF (Hochfrequenz) werde mitberücksichtigt. Um Daten aus allen Bereichen zu einem gemeinsamen Lagebild zusammenführen, sei die Nutzung von KI kaum wegzudenken. ZDigBw sei hier zwar ein Antreiber, aber die gesamte Gesellschaft müsse agieren.
Wieder mehr „analog“
In der anschließenden Paneldiskussion, die von Brigadegeneral Dr. Volker Pötzsch, Unterabteilungsleiter CIT I im BMVg, moderiert wurde, saßen Staatssekretär Paul Frederik Höller vom Wirtschaftsministerium NRW, Jadran Mesic, Abteilungsleiter K im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Brigadegeneral Bernd Stingl und Oberst i. G. Sönke Marahrens, Abteilungsleiter II im ZDigBw auf der Bühne. Mit der Aussage, dass im Jahr 2024 ein Schaden von 202 Milliarden Euro durch Cyberkriminalität zu verzeichnen war, betonte Pötzsch die Wichtigkeit von Schutzmaßnahmen. Staatssekretär Höller hob in einem ersten Statement hervor: „Wir müssen uns resilient machen.“ Nordrhein- Westfalen solle sich stärker in der Verteidigungswirtschaft engagieren und die KRITIS-Landschaft müsse gestärkt werden. Corona, Ahr-Flut, Krieg – es gehe nicht an uns vorbei. Und wir hätten reagiert, teilweise schnell gehandelt. Aber in der Umsetzung müssten wir noch schneller werden, um den Krisen und Bedrohungen zu begegnen. Er stellt etwa fest: Die Sprachkompetenz muss in vielen Bevölkerungsteilen verbessert werden.
Und: Wir müssten wieder mehr „analog“ werden. Das alleinige Setzen auf die Digitalisierung ohne die Fähigkeit, in der analogen Welt zu bestehen, sei ein Fehler. Höller: „Im Ahrtal hatten wir die Situation: Funk ausgefallen – also beschafften wir Motorräder. Auch Notfallbücher mit wichtigen Telefonnummern waren hilfreich.“
Mehr Resilienz, mehr Realitätssinn
Oberst Marahrens mahnte, dass Russland das Völkerrecht nicht interessiere. Dass sei schon in Ansätzen in der Rede des Präsidenten Putin im Februar 2007 bei der Münchner Sicherheitskonferenz erkennbar gewesen. Wir hätten im Westen aber „nicht hingesehen“. Russland wisse, dass es der NATO militärisch nicht gewachsen ist. Darum verlege es sich heute zunehmend auf hybride Kriegsführung. Den aktuellen Drohneneinsatz an vielen Stellen in Europa bewertete er als Ablenkung vom Krieg in der Ukraine



