Meckenheim, 16. November 2020 – Kommerzielle Produkte wie WhatsApp ermöglichen eine einfache und direkte Kommunikation in nahezu Echtzeit. Für hoheitliche Aufgaben und damit für den Einsatz bei Behörden oder Streitkräften sind proprietäre Dienste jedoch ungeeignet. Sie erfüllen insbesondere die Anforderungen der Bundeswehr hinsichtlich Vertraulichkeit und Integrität der übermittelten Daten sowie Informationssicherheit nicht. Nun gibt es für die deutschen Streitkräfte eine einheitliche, sichere und geräteunabhängige Kommunikationslösung: Seit November können Bundeswehrangehörige den BwMessenger im Google Play- und Apple Store auch für private Devices herunterladen. 50.000 Zugänge stehen dafür zunächst zur Verfügung. Ab dem kommenden Jahr wird die Zahl schrittweise erhöht.
Sichere Lösung auf Open-Source-Basis
In den kommenden Wochen wird der neue Bundeswehr-Messenger neben einer Version für hochmobile Endgeräte auch für Arbeitsplatzcomputer sowie zur Übertragung von Informationen bis zur Schutzklasse VS-NfD („Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch“) auf dienstlichen Endgeräten für die „sichere mobile Kommunikation“, den sogenannten SMK-Geräten, nutzbar sein. Ende November beginnt der VS-NfD-Pilotbetrieb in der Bundeswehr. Zudem soll der BwMessenger perspektivisch auch ressortübergreifend eingesetzt werden können, etwa über standardisierte Schnittstellen zu anderen sicheren Chat-Diensten der Bundesverwaltung.
Der BwMessenger auf Basis des offenen Protokollstandards Matrix bietet viele Vorteile gegenüber kommerziellen Diensten: Neben einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des kompletten Datenverkehrs wird die Lösung auf eigener IT-Infrastruktur der Bundeswehr betrieben, womit diese volle Souveränität über die Daten besitzt. Sämtliche Daten werden verschlüsselt in einer eigenen Umgebung, anstatt auf dem nativen Speicher des Smartphones abgelegt. Zudem kann die BWI den Messenger jederzeit gemäß den Vorgaben der Bundeswehr beziehungsweise Feedback der Nutzer*innen anpassen und erweitern. Und es ist das erste Open-Source-Vorhaben von Bundeswehr und BWI dieser Größenordnung. „Neben den Vorteilen, die uns die Lösung unter anderem in puncto Sicherheit, Skalierbarkeit und Entwicklung bietet, leistet sie auch einen Beitrag zur digitalen Souveränität der Bundeswehr“, sagt Martin Kaloudis, Chief Executive Officer der BWI.
Soldatin mit Smartphone und BwMessenger-App (Foto © BWI GmbH)
Einheitlicher Messenger für Bundeswehrangehörige
Seit Dezember letzten Jahres entwickelt und erprobt die BWI den BwMessenger im Auftrag der Bundeswehr. Um die Möglichkeiten mobilen Arbeitens während der Corona-Pandemie zu verbessern, hatten Bundeswehr und BWI den Pilotbetrieb im April auf bis zu 30.000 dienstliche Smartphones und Tablets erweitert. Nun kann der BwMessenger auch für die offene Kommunikation auf privaten Mobilgeräten genutzt werden. Damit löst er den auf stashcat basierenden „BwChat“ als Applikation für private Smartphones und Tablets ab.
Bereits vor knapp zwei Jahren hatte der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Kommando Cyber- und Informationsraum damit begonnen, den Einsatz von Messenger-Diensten auf privaten Mobilgeräten anhand der proprietären Anwendung stashcat zu erproben. In Folge von COVID-19 wurde auch der stashcat-Pilot vorübergehend ausgeweitet. „Als schnell verfügbare, kommerzielle Kommunikationsplattform hat sich stashcat bewährt. Aber unser Ziel ist, eine einheitliche und vor allem sichere Lösung mit einem durchgängigen Bedienkonzept über alle Messenger-Varianten und Endgeräte hinweg zu bieten“, so Bernward Müser, Referatsleiter CIT II 3 im Bundesministerium der Verteidigung.
Weitere Informationen finden Sie unter www.bwi.de