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Die erste Brigade Mittlere Kräfte Panzerbrigade 21 „Lipperland“

Der Mörserzug des Jägerbataillons 1 unterstützt die eigene Truppe bei Nacht mit Steilfeuer. (Foto © Bw/Marco Dorow)
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April 2023: Ein wolkig-blauer Himmel liegt über der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne im westfälischen Augustdorf. Abordnungen aller Verbände der Panzerbrigade 21 sind zu einem feierlichen Appell angetreten – und das Jägerbataillon 91. Einige Reden, Worte des Dankes, Militärmusik. Dann ist es so weit.

Das Panzerbataillon 203 und das seit der Indienststellung der Panzerbrigade 21 ihr zugehörige haben fortan ihre militärische Heimat in anderen Großverbänden des Heeres. Und das zuvor benannte Jägerbataillon 91 nunmehr in der Panzerbrigade 21. Das Rational ist bekannt. Die neue Kräftekategorie der Mittleren Kräfte setzt auf die Vielseitigkeit und Agilität von radbasierten Fahrzeugplattformen, die innerhalb von wenigen Tagen eigenständig in ihren zugewiesenen Einsatzraum verlegen können.

Der Auftrag: Als operativer Türkeil die Zeit zu gewinnen, um die schweren Kräfte (Panzertruppen) auf der Schiene in den Einsatzraum zu verlegen. Und deshalb stellen in einer ersten Grundaufstellung drei Jägerbataillone den Kampf-Nukleus der neu strukturierten Panzerbrigade 21 „Lipperland“: das schon zuvor unterstellte Jägerbataillon 1 aus Schwarzenborn, das Jägerbataillon 91 aus Rotenburg (Wümme) sowie das zum 1. Oktober 2023 ebenfalls unterstellte Jägerbataillon 413 aus Torgelow. Nun macht ein Unterstellungswechsel von Jägerbataillonen noch keine fertige Brigade Mittlere Kräfte. Vielmehr kam es seit dem Frühjahr 2023 darauf an, die durch Ausbildung und Übung tief im Muskelgedächtnis verankerten Kampfweisen der gepanzerten Kampftruppen – also Kette – sowie die „alten“ Kampfweisen der Jägertruppe – also leichte Infanterie – auf ihre Anwendbarkeit bei den Mittleren Kräften zu überprüfen.

Dieses innovative Um- und Neudenken taktischer Grundsätze war vermutlich die größte Herausforderung. Einsatzgrundsätze, Verfahren und Kampfweisen mussten neu entwickelt, erprobt und in die Köpfe gebracht werden, denn nur mit Thinking out of the Box kann den operativen Forderungen des Heeres genügt werden. Diese waren im Vorfeld eindeutig und klar formuliert: zu Hause kaltstart- und verlegefähig auf eigener Achse sein. Im Einsatzraum zeitlich begrenzt autark und abstandswirksam in überdehnten Räumen einen mindestens zahlenmäßig überlegenen mechanisierten Gegner beherrschen können

Wie gesagt: Diese Anforderungen stell(t)en für jede Truppengattung eine Zäsur dar – Aufklärungskräfte Mittlerer Kräfte müssen in deutlich überdehnten Operationsräumen agieren, Jäger das Gefecht agil, abstandswirksam und oftmals aufgesessen führen, Pioniere schneller als zuvor Sperren ohne ausgiebige Erkundungen ausbringen und Versorger, Instandsetzer wie auch Führungsunterstützer die Bedürfnisse der vorn eingesetzten Truppe auch über weite Entfernungen erfüllen. Um diese teils vielschichtigen neuen Aufgaben zu lösen, dienten Geländebesprechungen, Kriegsspiele, digitale Erprobungen in Simulationseinrichtungen Führerweiterbildungen sowie eine Lehr- und Versuchsübung „Mittlere Kräfte“ im Gefechtsübungszentrum Heer Ende 2023 sowohl mit brigadeeigenen als auch externen Akteuren aus dem Amt für Heeresentwicklung, Ausbildungseinrichtungen, Forschungsinstituten sowie der Industrie. Aber eben auch Ausbildungen und Übungen mit der Truppe, die uns auch titelgebend an die NATO-Ostflanke gebracht haben.

Dort und auf dem Weg dorthin haben wir vermutlich sogar die wichtigsten Erfahrungen gesammelt. Das richtige Mindset: Rückversicherung des Baltikums Der vielleicht bedeutsamste Katalysator für die (Weiter-) Entwicklung Mittlerer Kräfte war eine reale Aufgabe.

Ende 2023 erhielt die Panzerbrigade 21 den Auftrag, im Zuge der Mission enhanced Vigilance Activities (eVA) die Präsenz des Heeres in Litauen zusätzlich zu den Kräften der enhanced Forward Presence (eFP) zeitweise zu erhöhen. Ziel: Durch das schnelle Verlegen aus den Heimatstandorten direkt zu den Gefechtsübungen in Polen und Litauen aufzeigen, dass wir bereit sind, unsere Partner an der NATO-Ostflanke zu verteidigen. Dadurch haben wir uns nicht nur weiterentwickelt, sondern vielmehr zeitgleich mit unseren Soldatinnen und Soldaten auch einen realen und nach außen deutlich wahrnehmbaren Beitrag zur Abschreckung Russlands geleistet. Dass sich die mit dem eVA-Auftrag einhergehenden Gefechtsübungen ganz hervorragend mit dem Aufbau und der weiteren Erprobung Mittlerer Kräfte verbinden ließen, zeigte sich schon früh. Bereits 2023 haben die Torgelower Jäger die Fähigkeit zur eigenständigen Verlegung auf der Straße über 1.300 Kilometer nach Litauen eindrucksvoll nachgewiesen. Im Februar 2024 bewältigten die Rotenburger Jäger die rund 2.000 Kilometer vom Heimatstandort im Landmarsch durch Deutschland und Polen nach Litauen.

Nach zwei Tagen des Marsches überquerte das Jägerbataillon 91 mit Unterstützung polnischer Pioniere mit Schwimmbrücken südlich von Danzig die Weichsel, ehe nochmals eineinhalb Tage später das litauische Pabradė zur Aufnahme der Brigadeübung „Grand Eagle 1/24“ erreicht wurde. Dabei umfasste der durch Aufklärungs-, Pionier-, Versorgungs- und Sanitätskräfte verstärkte Gefechtsverband mehr als 600 Soldatinnen und Soldaten, die in den folgenden Wochen in Ausbildungs- und Schießvorhaben nicht nur das Beherrschen ihrer Ausrüstung und ihrer Gefechtsfahrzeuge trainierten, sondern aktiv zur Weiterentwicklung der Kampfweisen Mittlerer Kräfte beitrugen. Im besonderen Fokus stand dabei die Zusammenführung der Jäger in neuer Rolle mit den Kampfunterstützern der Brigade in deutlich größeren Räumen als für eine Brigade alter Art vorgesehen.

Hierbei zeigte sich insbesondere durch die Vielseitigkeit und Agilität des GTK Boxer, dass (abstandswirksames) Feuer und Bewegung für Mittlere Kräfte ein noch bedeutenderer Grundsatz sind als für mechanisierte Kräfte. Marsches als auch bei der sich anschließenden Gefechtsübung. Dass dieses Zeugnis kein Zufall gewesen ist, bestätigte das Jägerbataillon 1 kurz danach bei der Übung „Saber Strike“.

Erst Polen, dann Litauen: Mittlere Kräfte zeigen Präsenz in Osteuropa

In mehreren Marschgruppen verlegte das mit zusätzlichen Fähigkeiten verstärkte Jägerbataillon 1 mit knapp 1.000 Soldatinnen und Soldaten und 300 Fahrzeugen im April 2024 durch Deutschland nach Polen und im Anschluss gleichermaßen nach Litauen. Besonders war dabei die Unterstellung des Gefechtsverbandes unter das amerikanische 2. Kavallerieregiment. Amerikanisch geführt marschierten die Schwarzenborner Jäger in einem ersten Übungsabschnitt zum Truppenübungsplatz Bemowo Piskie im Nordosten Polens.

Von Autorenteam Panzerbrigade 21

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