Digitale Abhängigkeit überwinden: nationale Software-Autonomie bis 2029

Das Institut für Nachhaltiges Projektmanagement (INP Hamburg) hat unter der Leitung von Prof. Dr. Beatrix Palt mit Band 6 der Schriftenreihe einen neuen Impuls zur sicherheitspolitischen Debatte vorgelegt. (Foto: INP)
Das Institut für Nachhaltiges Projektmanagement (INP Hamburg) hat unter der Leitung von Prof. Dr. Beatrix Palt mit Band 6 der Schriftenreihe einen neuen Impuls zur sicherheitspolitischen Debatte vorgelegt. (Foto: INP)

Denkanstoß zur Verbindung von innerer und äußerer Sicherheit

Das Institut für Nachhaltiges Projektmanagement (INP Hamburg) hat unter der Leitung von Prof. Dr. Beatrix Palt einen neuen Impuls zur sicherheitspolitischen Debatte veröffentlicht. Der Band 6 der institutseigenen Schriftenreihe mit dem Titel „Expertisebildung heißt es wahrhaben wollen – nationale Software-Autonomie bis 2029“ analysiert systematisch die bislang unzureichende Verknüpfung innerer und äußerer Sicherheit in Deutschland – insbesondere im digitalen Raum. Der Grundgedanke: Wer die sicherheitspolitische Lage ernst nimmt, muss erkennen, dass ohne digitale Souveränität keine verlässliche Verteidigungs- und Resilienzstrategie denkbar ist.

Technologische Abhängigkeiten als sicherheitspolitisches Risiko

Das Papier verweist auf konkrete Risiken, etwa durch die starke Abhängigkeit öffentlicher Infrastrukturen von wenigen großen, meist US-amerikanischen Cloud- und Softwareanbietern. Die Möglichkeit technischer „Kill Switches“, unkontrollierbare Datenabflüsse und der Mangel an Transparenz bei proprietären Lösungen stellen aus Sicht der Autoren eine strukturelle Verwundbarkeit dar. Für Verwaltung, kritische Infrastrukturen und die Bundeswehr gleichermaßen.

In Anlehnung an den Koalitionsvertrag und unter Rückgriff auf Artikel 1 des Grundgesetzes (Die Würde des Menschen ist unantastbar) wird ein staatsräsonaler Ansatz formuliert: Digitale Sicherheit sei als staatliche Schutzpflicht zu verstehen, die ressortübergreifend koordiniert und durchgesetzt werden müsse. Dies erfordere sowohl vertikale als auch horizontale Durchgriffsfähigkeit – vom Bundeskanzleramt über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bis hin zu Ländern, Kommunen und Unternehmen mit staatlicher Beteiligung.

Open Source als strategische Grundlage für digitale Souveränität

Im Zentrum des vorgeschlagenen Lösungspfades steht der Aufbau einer staatlich begleiteten Open-Source-Strategie. Diese sieht vor, bestehende quelloffene Softwareprodukte zu bündeln, zu zertifizieren und gezielt weiterzuentwickeln. Die Gründung einer „Open Source GmbH“ unter Koordination des BSI wird als zentraler Baustein genannt. Ziel ist es, mittel- bis langfristig eine tragfähige, auditierbare und sicherheitszertifizierte Softwarearchitektur zu schaffen, die nationale Souveränität gewährleistet.

Der Denkanstoß enthält einen zeitlich gestaffelten Fahrplan: kurzfristige Absicherung bestehender Strukturen, mittelfristiger Aufbau europäischer Open-Source-Plattformen und langfristige technologische Unabhängigkeit. Dies umfasst unter anderem post-quantenkryptografische Lösungen, die Einrichtung eines nationalen Cloud-Anbieters sowie die Ablösung proprietärer Hardware mit nachvollziehbarer Lieferkette. Der sicherheitsrelevante Betrieb militärischer Dienste soll bis 2029 vollständig unabhängig möglich sein, heißt es in dem Papier. Eine Zielmarke, die nationale Steuerung und konsequente Umsetzung voraussetzt.

Der Beitrag wurde am 24. Juli 2025 als Band 6 der Reihe „Jenseits der Begrenztheit – Projekte anders denken, Horizonte erweitern“ veröffentlicht. Herausgeberin ist Prof. Dr. Beatrix Palt, Leiterin des INP Hamburg – Institut für Nachhaltiges Projektmanagement. Das Dokument versteht sich ausdrücklich als „Denkanstoß“ und richtet sich an politische Entscheidungsträger, Verwaltung, Industrie und Zivilgesellschaft.

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Redaktion

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