Nachgefragt bei … Brigadegeneral Tim Zahn, Chief Digital Officer des Heeres

Brigadegeneral Tim Zahn, Chief Digital Officer des Heeres (©Bw)
Brigadegeneral Tim Zahn, Chief Digital Officer des Heeres (©Bw)

Herr General Zahn, vor etwa einem Jahr haben wir mit Ihrem Vorgänger auf dem Dienstposten als Chief Digital Officer im Heer gesprochen. In der Digitalisierung ist ein Jahr eine kleine Ewigkeit. Hat das Heer bei der Digitalisierung der Dimension Land seitdem Fortschritte gemacht?

Selbstverständlich, denn Stillstand wäre relativ zur Fähigkeitsentwicklung der uns bedrohenden Staaten ein Rückschritt. Wie in der Beseitigung von Ausrüstungslücken nach Jahren der Unterfinanzierung und durch Materialabgaben gilt auch bei der Digitalisierung der Dimension Land, dass es sehr viel aufzuholen gibt. Das größte und komplexeste Entwicklungs- und Beschaffungsprogramm der Landstreitkräfte, die Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO), befindet sich weiter in der Umsetzung. Für unser Kernnetz wurde der Rahmenvertrag Tactical Wide Area Network (TaWAN) Anfang des Jahres geschlossen. Auch die Aufstellung eines zentralen IT-Fach- und Kompetenzzentrums der Dimension Land am Standort Munster und dessen weiterer Aufwuchs zum Systemzentrum Digitalisierung Dimension Land innerhalb des nächsten Jahres sind weitere wichtige Schritte. Gleichzeitig wird aber der Handlungsdruck, Führungsüberlegenheit in der Dimension Land zu schaffen, um darauf Wirkungsüberlegenheit zu gründen, durch technologische Entwicklungen immer größer.

Bleiben wir gleich beim Stichwort D-LBO. Wie geht es voran?

Gut. Die Abstimmung zwischen dem Heer als Hauptnutzer, den Nutzern Marine, Luftwaffe, Unterstützungsbereich und als zentralem Bedarfsträger Cyber- und Informationsraum (CIR) sowie dem Bedarfsdecker im Programm D-LBO ist ausgezeichnet. Alle ziehen an einem Strang in die gleiche Richtung. Darüber hinaus fühlen sich alle den Zielen verpflichtet, gleichermaßen die zeitlichen Vorgaben und den Erhalt der Einsatzbereitschaft der Kräfte während und nach der Umrüstung zu gewährleisten. Wenn ich eben von Komplexität gesprochen habe, beziehe ich das besonders auf die Integration von Hard- und Software in die Bestandsplattformen der Landstreitkräfte und unter anderem auch daraus resultierenden sehr hohen Anforderungen an den Betrieb verschiedener Anwendungen und Betriebszustände. Aber wie gesagt, wir sind gut unterwegs und haben die Ablauflinie mit der Pilotumrüstung am 2. Juni als Vorgriff auf die vorgezogene Serienintegration ab 1. Juli überschritten. Aber in einige Plattformen wird die Technik doch später integriert und diese verbleiben somit länger in der analogen Welt.

Hat der daraus folgende Mischbetrieb von analog ausgerüsteten und digitalisierten Fahrzeugen Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft des Heeres?

Einen analog-digitalen Mischbetrieb wird es in einzelnen Nischen noch längere Zeit geben. Das überrascht uns nicht. Technische Lösungen, um Daten und Sprache auch dann sicher zu übertragen, halten die Einsatzbereitschaft hoch. Das vorher schon erwähnte IT-Fach- und Kompetenzzentrum Land stellt den Betrieb von IT-Services der Dimension Land erstmalig an zentraler Stelle sicher. Darunter fällt auch ein verstärkt prozessübergreifendes Denken in Services. Die bereits angesprochene Vernetzung, auch an der Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Welt, muss hier von Beginn an mitgedacht werden. Weitere Details zur Einsatzbereitschaft gehören aber im gegenwärtigen sicherheitspolitischen Umfeld nicht in die Öffentlichkeit.

Sie waren in ihrer Vorverwendung Kommandeur des Zentrums für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr. Welche Kenntnisse oder Erfahrungen haben Sie in das Heer mitgenommen oder unterstützen Sie in Ihrer neuen Verantwortung?

Natürlich die Grundregeln der Informationssicherheit, die überall gelten, wo Daten in Netzwerken oder im elektromagnetischen Spektrum übertragen, verarbeitet oder gespeichert werden. Dabei sind die Grundregeln auf die hochmobilen Plattformen des Heeres und der Dauer der Schutzbedürftigkeit von Informationen in einem immer transparenteren Gefechtsfeld der ersten Meilen anzupassen, aber nicht obsolet. Informationssicherheit wollen wir unseren Systemen von Beginn an mit auf den Weg geben.

Den kompletten Artikel lesen Sie in Ausgabe 5/25 des HHK!

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