Von der Jagd auf Uboote, Seeminen und Spinnen

Im Ausstellungsteil des Marineworkshops wurde unter anderem das autonome Unterwasserfahrzeug Greyshark von EuroAtlas präsentiert. (Foto © MRV/Boes)
Im Ausstellungsteil des Workshops wurde unter anderem das autonome Unterwasserfahrzeug Greyshark von EuroAtlas präsentiert. (Foto © MRV/Boes)

27. DWT-Marineworkshop

Zum 27. Mal fand Ende September der Marineworkshop der Deutschen Wehrtechnischen Gesellschaft im mecklenburg-vorpommerschen Linstow statt. Obwohl nicht in Sichtweite zur Ostsee, dominierte nicht zuletzt die Lage dort die Vorträge und Diskussionen der Veranstaltung.

Diese brachte auf einer Veranstaltung, die sowohl unter den Teilnehmern als auch in den Redebeiträgen vom „blauen Tuch“ dominiert war, mit dem Direktor der Wehrtechnischen Dienststelle 71 für Schiffe und Marinewaffen gerade ein nichtuniformierter Angehöriger der Bundeswehr wohl am besten auf den Punkt: „Es gibt jeden Tag einen russischen Angriff auf See“, sagte Frank Menning aus der Erfahrung seiner eigenen Flotte von Erprobungsschiffen.

So befasse sich das Marinearsenal neben Erprobungskampagnen für unbemannte Über- und Unterwasserfahrzeuge etwa auch mit Hafenschutzkonzepten. Jedoch sei die Zeitenwende auf ziviler Seite noch nicht bei jedem angekommen. „Je größer der Vertragspartner, desto schlimmer die Performance“, fasste Menning kurz und bündig zusammen: „Je kleiner, desto gut“. Zu den Hemmnissen der Bürokratie zitierte er den Politikwissenschafter Carlo Masala: „Solange wir mehr Angst vor dem Bundesrechnungshof als vor den Russen haben, ist die Welt noch in Ordnung.“ Was allerdings zu einer Nachfrage aus dem Publikum führte, ob die WTD 71 hier möglicherweise nicht selbst zu groß sei.

In eine ähnliche Kerbe hatte am Morgen des ersten Veranstaltungstages schon der Abteilungsleiter Rüstung im BMVg gehauen. Vizeadmiral Carsten Stawitzki ließ sich unter anderem über „die Deregulierung der Deregulierung“ des Vorschriftendschungels auf europäischer Ebene aus. Und fügte mit Blick auf manchen Industriepartner hinzu, dass ihm das Verständnis fehle, wenn für ein Schiff mit 100 Meter Länge lediglich fünf Mann für das Verlegen von Kabeln beschäftigt würden – insbesondere, wenn man das Unternehmen auch aus wirtschaftspolitischen Gründen beauftragt habe.

Forderungen an die und von der Industrie

Für die Sicherung der NATO-Nordostflanke legte er drei Aufträge zugrunde: Sicherstellung der Integrität des NATO-Territoriums, Schutz der kritischen Infrastruktur und Offenhalten der Sealines of Communication insbesondere über den Atlantik. Die Rahmenbedingungen für die Rüstung in der Zeitenwende 2.0 – finanziert durch Aufhebung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben nach Auslaufen des Sondervermögens für die Zeitenwende 1.0 – seien Grundlage für eine glaubwürdige Abschreckung. Es werde keine Rahmenverträge mehr geben, aus den vorhandenen werde alles abgerufen. Dazu aber auch die Forderung: „Die Industrie muss zeitgerecht liefern.“

Die explizite Kritik konnte Harald Fassmer als Präsident des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Tatsächlich brauche die deutsche Industrie mehr Förderung, wie sie anderswo gang und gäbe sei, meinte er in seiner eigenen Keynote. Einigkeit herrschte im anschließenden Podiumsgespräch darüber, dass sich das Beschaffungstempo gegenüber den letzten Jahren auf jeden Fall drastisch erhöhen müsse. Denn in seiner bisherigen Zeit als Stellvertreter des Inspekteurs der Marine hatte Vizeadmiral Frank Lenski zuvor beklagt, habe er gerade „zweieinhalb Schiffe“ in Dienst gestellt, davon zwei gebraucht gekaufte Schlepper.

In der zweiten Runde des Tages zu Forschung und Innovation ging es denn neben der Tätigkeit der WTD 71 auch vor allem um die Beschleunigung von Vorgängen. Die Bundeswehr sei zu zentralistisch, kritisierte etwa Kapitän zur See Markus Gansow, Abteilungsleiter I im Planungsamt: „Viele wollen steuern, wenige wollen rudern.“ Zudem habe die Truppe ein Transparenz- und ein Umsetzungsproblem: „Die Bundeswehr weiß zu unbemannten Systemen fast alles, aber nicht, wer es weiß.“ Nach wie vor gelte es auch, das bürokratische „Tal des Todes“ zu überwinden, in dem neue Projekte nach dem ersten Enthusiasmus vertrocknen.

Von Stefan Axel Boes

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