Luftverteidigung im Nah- und Nächstbereich

Luftverteidigung im Nah- und Nächstbereich: Einige Komponenten der Feuereinheit IRIS-T SLM. (Foto © Diehl Defence)
Luftverteidigung im Nah- und Nächstbereich: Einige Komponenten der Feuereinheit IRIS-T SLM. (Foto © Diehl Defence)

Das System Luftverteidigung für den Nah- und Nächstbereichsschutz wird Teil der zukünftig neu aufgestellten Heeresflugabwehrtruppe zum Schutz beweglicher Landstreitkräfte sowie kritischer Infrastruktur gegen Bedrohungen aus der Luft.

Der Krieg um Bergkarabach 2020 und der seit 2022 andauernde völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeigen eine sich stetig verändernde Lage mit einer enorm gestiegenen Anzahl von Unmanned Aircraft Systems (UAS).Sie verdeutlicht die Rolle sowie die elementare Bedeutung und Notwendigkeit der Luftverteidigung, insbesondere der bodengebundenen Luftverteidigung, für den Schutz der eigenen Streitkräfte und der kritischen Infrastruktur, auch gegen teilweise neue Arten der Bedrohung. Um derartigen Bedrohungen schnellstmöglich begegnen zu können, hat auch das Projekt Luftverteidigungssystem für den Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS) eine neue Dynamik erhalten. Die Fähigkeitslücke, die bereits 2018 im Rahmen des CPM-Phasendokumentes „Fähigkeitslücke und funktionale Forderung“ definiert wurde, wird daher schnellstmöglich geschlossen. Ziel ist es, die Bundeswehr in die Lage zu versetzen, hochmobil sowohl im Verbund als auch autark das gesamte Bedrohungsspektrum von bemannten und unbemannten Starr- und Drehflüglern sowie Marschflugkörpern und Rocket, Artillery, Mortar (RAM) in allen taktischen Lagen bekämpfen zu können.

Aufgrund des Umfanges des Projektes LVS NNbS ist es in zwei Teilprojekte unterteilt und wird in mehreren Projektschritten realisiert. Im Rahmen des ersten Teilprojektes wird die Erstbefähigung sichergestellt, die die Entwicklung und Beschaffung von vier Feuereinheiten umfasst. Diese Einheiten verfügen über verlegefähige, stationär einsetzbare Luftverteidigungseinheiten für den Nahbereich (Reichweite größer 20 km) und hochmobile Luftverteidigungseinheiten für den Nächstbereich (Reichweite ca. 10 km). Um die Entwicklungszeit des Waffensystems zu minimieren, wird dabei möglichst auf bereits in die Bundeswehr eingeführte Komponenten zurückgegriffen.

Im zweiten Teilprojekt sollen im Rahmen einer Folgebefähigung die Fähigkeitslücken zur mobilen Bekämpfung von UAS kleiner 150 kg (UAS Class 1) und zur Bekämpfung von Raketen, Artillerie- und Mörsergranaten (RAM-Ziele) geschlossen werden. Ebenso sollen weitere Feuereinheiten mit Komponenten, die im ersten Teilprojekt entwickelt wurden, beschafft werden.

Die Gesamtverantwortung für die bodengebundene Luftverteidigung liegt seit der Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe im Jahr 2012 bei der Luftwaffe. Ende des Jahres 2022 wurden jedoch auf Initiative von Luftwaffe und Heer die Neuverortung von Aufgaben und Elementen des LVS NNbS und der gemeinsame Betrieb durch Luftwaffe und Heer durch den Generalinspekteur gebilligt. Dabei werden die Aufgaben des Nächstbereichsschutzes durch das Heer übernommen. Die Aufgaben Nahbereichsschutz verbleiben bei der Luftwaffe. Derzeit werden die notwendigen organisatorischen Strukturen in den beiden Teilstreitkräften aufgebaut.

Feuereinheiten IRIS-T SLM

Kurz nach Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine wurde durch das Bundesverteidigungsministerium entschieden, dass die zu diesem Zeitpunkt bestehende Fähigkeitslücke im Bereich der bodengebundenen Luftverteidigung schnellstmöglich geschlossen werden muss. Hierzu wurde die Beschaffung von Feuereinheiten Infra-Red Imaging System Tail/Thrust Vector-Controlled Surfaced Launched Medium Range (IRIS-T SLM) eingeleitet. Jede Feuereinheit besteht aus drei Startgeräten für den Lenkflugkörper IRIS-T SLM, einem Radargerät TRML-4D, einem Gefechtsstand, einem Nachladefahrzeug und einer Logistikkomponente. Die für den Export entwickelten Feuereinheiten IRIS-T SLM können nicht 1:1 übernommen werden, da die Integration in die NATO-Luftverteidigungsstruktur (NATINAMDS) zwingend gefordert wurde. Zu dieser Integration müssen einige Komponenten umgerüstet sowie eine Reihe von internen Zulassungen, u. a. zur Erfüllung deutscher Rechtsnormen, durchgeführt werden.

Die erste Feuereinheit IRIS-T SLM wurde im September 2024 an die Bundeswehr übergeben. Nach deren Qualifikation/ Einsatzprüfung, die für die Genehmigung zur Nutzung Voraussetzung ist, kann die Nutzung mit Auslieferung der zweiten Feuereinheit beginnen. Weitere vier Feuereinheiten werden an die Luftwaffe übergeben.

Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz

Im Nahbereich des LVS NNbS werden die gleichen Komponenten wie bei den Feuereinheiten IRIS-T SLM genutzt. Als Effektor wird der Lenkflugkörper IRIS-T SLM eingesetzt. Als Sensor für die Aufklärung kommt das Mittelbereichsradar (MBR) TRML-4D zum Einsatz. Entscheidende Vorteile dieser beiden Komponenten sind der ferngesteuerte Betrieb von einem gemeinsamen Gefechtsstand aus und die damit verbundene geringe Anzahl an notwendigem Bedienpersonal.

Von Technischer Oberregierungsrat Lukas Brede, Stellvertretender Projektleiter LVS NNbS im BAAINBw

Den kompletten Artikel lesen Sie in Ausgabe 4/25 des HHK!

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