Wie ist die aktuelle Lage bei den Projekten „Waffensystem Territoriale Flugkörperabwehr“ und „Nationales Lage- und Führungszentrum Territoriale Flugkörperabwehr“? Beeinflusst die Lage in Israel zurzeit die Realisierung? Die beiden Projekte stehen in unmittelbarem Zusammenhang miteinander und werden parallel realisiert. Das Waffensystem zur Territorialen Flugkörperabwehr Arrow ist nach dem Vertragsschluss mit der israelischen Regierung Ende November 2023 auch formal in die Realisierung gegangen. Der Überfall der Hamas und der Beginn des Krieges in Israel im Oktober 2023 hat aus nachvollziehbaren Gründen die geplante Vertragsunterzeichnung etwas verzögert und wir waren zugegeben etwas besorgt, was die Realisierung Arrow und den ohnehin anspruchsvollen Zeitplan anging. Bisher kann aber – auch aufgrund des unglaublich hohen Engagements auf Seiten der israelischen Regierung und Industrie für den Erfolg des Projekts – kein nennenswerter negativer Einfluss auf die Realisierung festgestellt werden. Das Projekt liegt im Zeitplan und die vorgesehenen Meilensteine werden derzeit erreicht. Dennoch müssen wir, je länger der Krieg andauert und insbesondere bei weiterer Eskalation damit rechnen, dass die komplexen Lieferketten im Projekt „Arrow“ unter Umständen beeinträchtigt werden. Wir stehen dazu in ständigem Austausch mit den israelischen Auftragnehmern, um ggf. rechtzeitig entgegenwirken zu können. Erst kürzlich war eine über 40-köpfige israelische Delegation zu Gast in Koblenz, was auch das Engagement unserer israelischen Freunde im Projekt untermauert. Das Projekt „Nationales Lage- und Führungszentrum Territoriale Flugkörperabwehr“ untersucht derzeit im Rahmen einer Studie die erforderlichen Funktionen eines solchen Lage- und Führungszentrums und vergleicht diese mit den durch das Waffensystem Arrow bereitgestellten Fähigkeiten. Erst am Ende dieser Untersuchungen werden wir ausreichend Erkenntnisse haben, um eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen in diesem Projekt treffen zu können. Auch in diesem Projekt sind derzeit keine signifikanten Verzögerungen absehbar.
Ein Nachfolger für den Transportpanzer Fuchs steht immer noch auf der Agenda. Wie stellt sich der aktuelle Sachstand zurzeit dar? Welchen Zeithorizont bis zur Ablösung der Altsysteme prognostizieren Sie in der derzeitigen Lage? Der Transportpanzer 1 Fuchs wurde 1979 in die Bundeswehr eingeführt und wird derzeit immer noch mit rund 900 Fahrzeugen in mehr als 30 verschiedenen Varianten mit ganz verschiedenen Fähigkeiten genutzt. Aufgrund des hohen Alters ist eine Ablösung dieser Flotte in den nächsten Jahren erforderlich. Dabei werden nicht alle heute vorhandenen Varianten auch zukünftig benötigt, weil die geforderten Fähigkeiten anderweitig abgedeckt werden können. Andererseits ist bereits jetzt absehbar, dass auch wieder neue Varianten hinzukommen werden. Insofern handelt es sich hier um ein recht komplexes Projekt, das gerade bei uns vorbereitet wird. Aufgrund der Größe und Vielfalt der Flotte wird sich die Ablösung der heutigen Flotte vermutlich über mehr als zehn Jahre erstrecken, was wiederum bedeutet, dass einzelne Varianten des Transportpanzers 1 Fuchs noch deutlich über 2030 einsatzreif gehalten werden müssen.
Der Entscheidungen für den schweren Waffenträger für die Infanterie und die Radhaubitze sind getroffen. Wie ist die weitere Ausrichtung der Bundeswehr bei der Nutzung der Boxer-Plattform für beispielsweise die Mittleren Kräfte des Heeres? Die Entscheidung für die Radhaubitze wird Anfang 2024 erwartet. Der Spähpanzer Rad auf Boxer-Basis befindet sich in der Vorbereitung. (Red.: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am 20. März die Beschaffung von 123 schweren Waffenträgern Infanterie und einen Vertrag zu deren logistischer Unterstützung genehmigt.) Der Schwere Mörser wird nicht auf Boxer umgesetzt. Der Nächstbereichsschutz des Luftverteidigungssystems Nah- und Nächstbereichsschutz mit dem Lenkflugkörper IRIS-T SLS wird auf Boxer umgesetzt und ein entsprechender Vertrag wurde im Januar 2024 geschlossen. Die Entscheidung für den Brückenleger wird derzeit vorbereitet. Wir werden den Boxer dann in über zehn Varianten in der Nutzung haben.
Das komplette Interview lesen Sie in HHK 2/2024.