Herr General, am 1. April wurde die Panzerbrigade 45 in Litauen offiziell in Dienst gestellt. Beim Aufstellungsappell am 22. Mai waren unter anderem Bundeskanzler Friedrich Merz, Verteidigungsminister Boris Pistorius sowie der litauische Präsident Gitanas Nausėda anwesend. Wie ist der aktuelle Stand des Aufwuchses – sowohl personell als auchmateriell?
Maßgebend für den Aufbau der Panzerbrigade 45 „Litauen“ ist die im Dezember 2023 durch Deutschland und Litauen gemeinsam beschlossene Roadmap. Diese Vorgaben setzen wir in konkretes militärisches Handeln um. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass wir bisher voll im Zeitplan sind. Aktuell befinden sich rund 400 Angehörige der Brigade in Litauen, der Brigadestab selbst ist hier in Vilnius vor Ort. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf dem Aufbau der Führungsfähigkeit.
Das Vorkommando ist bereits seit Anfang 2024 in Litauen stationiert. Mit der offiziellen Indienststellung am 1. April 2025 und dem feierlichen Aufstellungsappell am 22. Mai, bei dem die Brigade auch offiziell den Beinamen „Litauen“ erhielt, wurde ein wichtiger Meilenstein erreicht. Die zum 1. April neu aufgestellte Stabs- und Unterstützungskompanie sowie die neu aufgestellte Fernmeldekompanie sind in Nemenčinė stationiert, ein Sanitätszentrum entsteht in Rokantiškės.
Im Februar 2026 wird die Multinationale Battlegroup Litauen der Panzerbrigade 45 unterstellt. Gleiches gilt für das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach und das Panzerbataillon 203 aus Augustdorf. Diese beiden schweren Verbände befinden sich derzeit noch in Deutschland. Sie werden im weiteren Verlauf nach Bereitstellung der Infrastruktur nach Litauen verlegt. 2026 werden wir bereits eine erhöhte Ausbildungsund Übungspräsenz der Panzerbrigade 45 sehen. Damit leistet die Brigade „Litauen“ im Rahmen der 10. Panzerdivision bereits zu einem frühen Zeitpunkt einen wichtigen Beitrag zur Abschreckungsfähigkeit der NATO. Ziel ist es, bis 2027 eine kriegstüchtige Brigade mit rund 5.000 Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeitenden aufzustellen – voll integriert in die Division 25 unter dem Dach der 10. Panzerdivision. Dann, in Abhängigkeit der Fertigstellung der Infrastruktur, soll auch die Full Operational Capability, die volle Einsatzbereitschaft, erreicht sein.
Welche Verbände beziehungsweise Einheiten sind bereits vor Ort und wo sind diese heute wie zukünftig disloziert?
Der derzeitige Schwerpunkt liegt klar auf dem Aufbau der Führungsfähigkeit der Panzerbrigade 45 „Litauen“ bis Ende 2025. Zum Brigadestab in Vilnius kommen Unterstützungselemente wie
- die Stabs- und Unterstützungskompanie sowie
- die Fernmeldekompanie in Nemenčinė und
- sanitätsdienstliche Kräfte im Raum Rokantiškės.
Die truppenärztliche Versorgung einschließlich Truppenzahnarzt ist auch bereits sichergestellt. Ein wesentlicher Stationierungsort für die weiteren Einheiten und Verbände der Brigade wird künftig Rūdninkai sein. Dort erfolgt derzeit der Aufbau zusätzlicher Infrastruktur, um die langfristige Stationierung der Brigade zu gewährleisten.
Hierbei handelt es sich nicht nur um Kasernenanlagen im klassischen Sinne. Hinzu treten maßgebliche logistische Einrichtungen für die Instandsetzung und Bevorratung, aber auch der Ausbau des zugehörigen Truppenübungsplatzes. Dies alles wird dankenswerterweise durch Litauen in einem Kraftakt bereitgestellt und nach deutschen Vorgaben umgesetzt. In Rūdninkai als künftigem Hauptstationierungsort werden in der Zielstationierung rund 3.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst leisten. Dort werden langfristig der Brigadestab, die Kampftruppenbataillone sowie logistische Einheiten und auch die Masse der Sanitätskräfte disloziert.
Die weiteren Kräfte der Brigade, darunter unverändert die Multinationale Battlegroup, werden in Rukla stationiert werden. Hinzu kommt, dass Litauen auch die zivile Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten für uns baut beziehungsweise bereitstellt. Der Aufwuchs der Brigade erfolgt schrittweise und ist eng an den Fortschritt der Infrastrukturmaßnahmen geknüpft. Hier zeigt sich Litauen als äußerst verlässlicher und engagierter Gastgeber. Die Zusammenarbeit verläuft hervorragend, und der Zeitplan wird eingehalten.
Der Brigade sind auch Unterstützungskräfte aus anderen Bereichen zugeordnet. Welche Anteile wie zum Beispiel logistische oder sanitätsdienstliche Unterstützung sind bereits vor Ort und welcher Aufwuchs ist in der Zielstruktur zu erwarten?
Neben den Kerntruppen der Panzerbrigade 45 „Litauen“ sind bereits auch weitere Unterstützungskräfte aus verschiedenen Bereichen der Bundeswehr vor Ort, um den strukturierten Aufwuchs der Brigade zu begleiten und zu ermöglichen. Dazu gehören unter anderem die Feldjäger und weitere Kräfte des Unterstützungskommandos wie Logistik und sanitätsdienstliche Versorgung sowie aus der Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum. Auch die Luftwaffe ist bereits mit einem Verbindungselement und zukünftig mit einem Anteil zur bodengebundenen Flugabwehr – konkret mit dem System Ozelot – vor Ort. Diese Kräfte sind auch wichtige Verbindungselemente innerhalb der Bundeswehr, um eine reibungslose Verlegung und Integration der weiteren Fähigkeiten vorzubereiten. Der Aufwuchs der Unterstützungskräfte erfolgt dabei kontinuierlich, parallel zur Verlegung der Hauptkräfte. Alle diese Elemente sind essenziell, um die volle Einsatzbereitschaft der Brigade bis 2027 zu gewährleisten.
Schon jetzt zeigt sich: Die enge Verzahnung von Kampf- und Unterstützungstruppen ist entscheidend für das Gesamtfähigkeitsspektrum der Brigade. Und sie wird konsequent mitgedacht und umgesetzt.
Welche Übungsvorhaben sind derzeit in der Planung? Wann sehen Sie die Möglichkeit, mit der Brigade in Volltruppe zu üben? Bietet Litauen hier für Sie eine gute Übungsinfrastruktur?
Für das Jahr 2025 liegt der Fokus klar auf dem Herstellen der Führungsfähigkeit der Brigade. Ziel ist es, die Führungsfähigkeit des Brigadestabes sowie der Gefechtsstände der Brigade weiter auszubauen und damit mir als Kommandeur die Führung im Gefecht der verbundenen Waffen zu ermöglichen. Ab 2026 ist dann der nächste große Schritt vorgesehen: Mit der Übungsreihe „Freedom Shield“ beginnt ein systematischer Aufbau hin zur Übungsfähigkeit in Volltruppe.
Hierbei wird neben dem Panzergrenadierbataillon 122 und dem Panzerbataillon 203 gerade auch die Multinationale Battlegroup, die im Februar 2026 unter die Führung der Brigade gestellt wird, im Schwerpunkt stehen. Die Ausbildungs- und Übungsinfrastruktur in Litauen hat sich bisher als sehr solide erwiesen. Für die kommenden Jahre ist durch Litauen ein weiterer, gezielter Ausbau vorgesehen, um auch zukünftig groß angelegte Volltruppenübungen auf Brigadeebene durchführen zu können. Diese Infrastruktur wird dabei nicht nur von deutschen Kräften genutzt, sondern steht perspektivisch auch anderen alliierten Partnernationen wie den USA zur Verfügung.
Kurz gesagt: Die Voraussetzungen für eine realitäts- und einsatznahe Ausbildung sind gegeben und sie verbessern sich kontinuierlich mit dem infrastrukturellen Aufwuchs vor Ort.



