Nur wenige Firmen weltweit können so hohe Technologiestandards wie Rohde & Schwarz erfüllen. Im Interview gibt Thomas Geißler, Senior Director Sales Europe Defense, einen Überblick.
Sehr geehrter Herr Geißler, was bietet Rohde & Schwarz an aktuellen Lösungen für den Verteidigungssektor in Deutschland und Europa an? Seit mehr als zwei Jahren sehen wir, dass fast alle Länder in Europa ihre Ausgaben im Bereich Sicherheit und Verteidigung deutlich erhöhen. Unsere Kunden fragen nach schnellen, marktverfügbaren Lösungen und nicht mehr wie früher nach Goldrandlösungen. Sie wollen beschaffen, was schnell einsetzbar, schnell verfügbar und auch schnell produzierbar ist.
Rohde & Schwarz ist hier sehr gut aufgestellt. Wir haben eine sehr hohe Wertschöpfung mit unseren Fertigungswerken in Deutschland. Ein anderer Aspekt ist natürlich die Technologie. Wohin geht es? Rohde & Schwarz als Technologieunternehmen liefert, wie man im Englischen sagen würde, cutting-edge technology. Wir erweitern permanent unsere Technologien, forschen ständig in den neuesten Bereichen. Gerade im Feld Sicherheit und Verteidigung ist Software Defined Defense ein großes Thema, wie die Digitalisierung von landund luft- und seebasierten Operationen insgesamt. Es wird immer mehr digitale Technologie auch in der Verteidigung bei den Streitkräften eingesetzt. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: die Artificial oder Künstliche Intelligenz.

Digitalisierung hilft, Prozesse zu vereinfachen, sie werden schneller und besser. Muss nicht Künstliche Intelligenz eigentlich vom Anspruch her noch eine Qualitätsstufe über der reinen Digitalisierung liegen? Ja, absolut. Wo fängt es an? Wenn man sich so das klassische Gefechtsfeld oder tatsächlich die Situation in der Welt anschaut, haben wir auch als Firma sehr viel gelernt. Wir beobachten genau, was gerade auf unserem Globus passiert. Drohnen werden die künftige Kriegsführung deutlich verändern, weil dort vielfältige digitale Möglichkeiten eingesetzt werden. Drohnen kann ich auf der einen Seite digital steuern, aber auch mit Sensoren ausstatten, die digitale Signale erfassen und an den Operator weitergeben, sei es über einen Videolink, also über optische Sensoren, sei es von Sensoren, die das Funkspektrum erfassen. Vor ein paar Jahren war alles noch sehr analog auf dem Gefechtsfeld. Heute gibt es Drohnen für alle Aufträge, seien es fliegende Drohnen, Über- oder Unterwasserdrohnen genauso wie bodengestützte Drohnen.
Hat man früher bei der Bundeswehr über Drohnen gesprochen, ging es in der Regel um einen singulären Einsatz. Heute spielt doch die Massierung, also die Quantität auch eine besondere Rolle. Wie sehen Sie das? Ja, das hat eine ganz andere Qualität bekommen, dadurch, dass Drohnen massiv eingesetzt werden. Wenn ich überhaupt einen Überblick haben will über das, was in meinem Umfeld passiert, muss ich alle diese Drohnen auch detektieren können. Wo kommt denn die Bedrohung her? Das fängt an bei den wirklich kleinen ferngesteuerten Drohnen und erstreckt sich bis hin zu großen militärischen Drohnen. Aber allen ist etwas gemeinsam: Sie haben eine gewisse Signatur in einem Spektrum. Und hier können wir entsprechende Lösungen beisteuern, um solche Drohnen auch zu detektieren und auch entsprechend erfolgreich zu stören.
Da setzen wir beispielsweise bereits Mittel des Maschinenlernens oder erste Stufen der Künstlichen Intelligenz ein, die den normalen Nutzer, den einfachen Soldaten an der Front von solchen Routineaufgaben entlasten. Das kann heutzutage eine Maschine schon leisten.
Wenn man sich im zivilen Umfeld anschaut, wie schnell sich hier die Technologie im Bereich der Künstlichen Intelligenz entwickelt, ist das teilweise schon erschreckend. Denken wir nur an systematische Desinformation. Wie halten Sie dagegen? Wir setzen unter anderem auf eine eigene Plattform, die nennt sich Chat-RS, die unsere Mitarbeiter in verschiedenen Language Models nutzen können. Dort kann man Möglichkeiten austesten. Wie können Mittel der Künstlichen Intelligenz auch für unseren Alltag, für unsere Arbeit genutzt werden?
Es ist in der Tat verblüffend, wie vielfältig diese Technologie im militärischen Umfeld eingesetzt werden kann. Wir haben im vergangenen Jahr einen Vertrag unterzeichnet, um das KI-Backbone für das Future Combat Air System, das trinationale Programm zwischen Frankreich, Spanien und Deutschland, um die Flugzeuggeneration des Next Generation Fighter Aircraft herum zu entwickeln. Rhode & Schwarz entwickelt hier mit seiner Tochter Schönhofer tatsächlich das Rückgrat der Künstlichen Intelligenz für das Thema Flugkörper. Wir sind natürlich schon sehr stolz drauf, hier an vorderster Front der Technologieentwicklung mitwirken zu dürfen.
Und wie sieht es aus im Bereich zellularer Netze? Cellular Network, also zellulare Netze, aber auch IP Analytics und Security Screening sind für uns wichtige Themen. Was ist der gemeinsame Nenner? Alles sendet Signale. Security Screening kennt man vom Flughafen mit den Bodyscannern. Die senden Signale aus, um die Oberfläche des menschlichen Körpers abzuscannen. Und wie Sie vielleicht selber schon erlebt haben, geht das mittlerweile am Flughafen alles sehr schnell. Diese Technologie wird inzwischen nicht nur von Flughafen- oder Sicherheitsbehörden, sondern eben auch beispielsweise im Polizeiumfeld eingesetzt, um bei Veranstaltungen die Zuschauer entsprechend schnell zu überprüfen. Es gibt auch einen großen Kunden, der diese Technologie für seine Produktionsstätten einsetzt. Denn es gibt immer wieder Menschen, die sich halt irgendwas einstecken, um das mit rauszuschmuggeln.
Bei Cellular Network reden wir insbesondere von den Technologien für die Mobilfunknetze. Da bieten wir Lösungen, um alle Netzwerke zu optimieren, damit sie die entsprechende Qualität auch tatsächlich liefern. Hier hat Rohde & Schwarz angefangen im Bereich GSM, dann über UMTS 3G, LTE 4G hin zu 5G, was für uns allerdings schon wieder Vergangenheit ist. Wir forschen bereits an dem nächsten Standard 6G und sind hier mit den entsprechenden Technologielieferanten in sehr engem Austausch, um die Technologie der nächsten Generation zu entwickeln. Für das Behördenumfeld ist dies inzwischen auch sehr wichtig, etwa für Polizeibehörden, die beispielsweise einen möglichen Verdächtigen identifizieren möchten, um ihn zu identifizieren und gegebenenfalls nach einem richterlichen Beschluss dann auch entsprechend dingfest machen zu können. Alles, was das Radiospektrum umfasst, ist in unserer Kompetenz. Das geht von den normalen Funknetzen bis raus ins Weltall.
Überall können wir das abdecken, wir können es analysieren, wir wissen genau, wo was wie woher kommt und wir können es auch selber herstellen, also selber Daten und Sprache präsentieren. Das ist so unsere Main-Competence. Auch bei Cybersecurityund Networks bieten wir Lösungen an, gerade für den kommerziellen Bereich, um die Netzwerke von Firmen entsprechend abzusichern.
Das ist Sicherheit Made in Germany. Das wird auch für Behörden immer wichtiger. Man will weg von chinesischen Anbietern, aber eben sich auch nicht abhängig machen von amerikanischen Alternativen.

Also sind wir jetzt beim Thema nationale Souveränität … Ja, genau. Da ist Rohde & Schwarz sehr gut aufgestellt: von der Netzwerktechnologie, der Cybersicherheit bis hin zu hochgradig verschlüsselten Systemen, die auch NATO-weit eingesetzt werden. Weltweit können das nur wenige Firmen, Verschlüsselungstechnologie bis hin zum Verschlussgrad Geheim, VS-Geheim oder NATO-Secret-Lösungen zu entwickeln und auch selber zu fertigen.
Im Bereich Digitalisierung landbasierter Operationen sind wir als Rohde & Schwarz natürlich besonders stolz, hier einen wesentlichen Beitrag mit unseren Führungsfunkgeräten liefern zu können. Das hat auch dem deutschen Kunden gezeigt, dass Fertigung in Deutschland sehr relevant ist. Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, in sehr kurzer Zeit marktverfügbares Gerät auch in großer Stückzahl liefern zu können. Die schnelle Verfügbarkeit und auch die schnelle Lieferfähigkeit waren entscheidende Faktoren, uns als Partner für das Deutsche Heer in der Digitalisierung landbasierter Operationen für das Führungsfunkgerät auszuwählen.
Last but not least: Wie sieht es aus mit Systemen für die Marine? Rohde & Schwarz liefert für alle modernen Fregatten, wie die F125 und die F126, die EloKa-Anlage und die Electronic Support Measure-Anlage, um auch hier modernste Radarunterschiede und Kommunikationssignale zu erfassen. Dadurch erhält der Kommandant ein sehr schnelles Lagebild, welche Signale in seinem Umgebungsbereich gerade aktiv sind. Wir sind sehr stolz, dass auch die polnische Marine uns für ihr neues Fregattenprogramm ausgewählt hat.
Sehr geehrter Herr Geißler, vielen Dank für den umfassenden Überblick!
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