Voraussetzung für zuverlässige Führungsfähigkeit
Das Zeitalter der Digitalisierung verändert nicht nur die Gesellschaft grundlegend, sondern beeinflusst ebenfalls die Bundeswehr und somit auch das Heer maßgeblich. Führungsüberlegenheit als Voraussetzung für Wirkungsüberlegenheit, um die Initiative des Handelns zu wahren, entscheidet weiterhin über Erfolg oder Misserfolg
Durch den Einsatz moderner Technologien für die digitalisierte Kriegsführung werden die Reaktionszeiten immer weiter verkürzt. Um in stets kürzerer Zeit die benötigten Informationen bereitzustellen, gehören Führungsfähigkeit und Digitalisierung zu den wichtigsten Themen der Heeresentwicklung. Aufgrund der Herausforderung, militärisch notwendige Fähigkeiten unter den derzeitigen technologischen, aber auch haushälterischen Rahmenbedingungen zu entwickeln, können nur schrittweise neue Systeme gerüstet werden. Dabei ist die Interoperabilität zu Bestandssystemen zu wahren. Diese Faktoren sind im Rahmen einer ganzheitlichen Fähigkeitsentwicklung zu berücksichtigen.
Sachstand Führungsfähigkeit im Heer
Wesentliche Voraussetzung für eine zukunftsorientierte und zuverlässige Führungsfähigkeit ist ein durchgehend digitalisierter, robuster und resilienter Informations- und Kommunikationsverbund zur Vernetzung des Fähigkeitsverbundes Führung – Aufklärung – Wirkung – Unterstützung. Durch die Schwerpunktsetzung auf internationales Krisenmanagement während der letzten Dekade wurde das Hauptaugenmerk auf Mittel für Informationsübertragung und -verarbeitung des stationären Einsatzes, so z. B. innerhalb von Feldlagern und deren Vernetzung, gelegt.
Die Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung erfordert hingegen hohe Mobilität der Führungssysteme, um auf dem Gefechtsfeld überlebensfähig zu sein, wie der Ukrainekrieg eindrücklich unter Beweis stellt. Zur Führung von Kräften in Operationen ist ein leistungsfähiges, robustes und mobiles Netz zur Informationsübertragung vorzuhalten. Der Zugang zu IT-Services einer streitkräftegemeinsamen Informationsdomäne mit Anschlussfähigkeit an multinationale Netzwerke und die Interoperabilität der Führungsmittel des Heeres mit denen der Partnernationen sind wesentliche Voraussetzungen, um den Informationsaustausch entlang internationaler Standards, beispielsweise der Spezifikationen des Federated Mission Networking, gewährleisten zu können. Um die Führungsfähigkeit des Heeres zu stärken und auf ein modernes Niveau für eine digitale Gefechtsführung zu heben, sind Projekte von wesentlicher Bedeutung identifiziert worden, die zugleich eine beschleunigte Verbesserung versprechen.
Hierbei handelt es sich um Projekte für die Realisierung von verlegefähigen Gefechtsständen und deren Hüllen, IT-Arbeitsplatzausstattungen, Material zur Vernetzung der Gefechtsstände, verlegefähige Rechenzentren, materielle Ausstattung für IT-Betriebsführung, Informationsübertragung zwischen Gefechtsständen sowie für den mobilen Anteil der Gefechtsstände bewegliche Befehlsstellen als geschützte bewegliche Führungseinrichtungen. Diese Projekte bilden ein Gesamtsystem, die alle zusammen erforderlich sind, um den Ansprüchen an eine moderne, digitalisierte Führung der Landstreitkräfte gerecht zu werden. Durch das bereitgestellte Sondervermögen der Bundeswehr konnten in sehr kurzer Zeit nicht nur Realisierungsoptionen aufgezeigt, sondern auch ermöglicht werden. Somit wurden die ersten wichtigen Impulse für einen Fähigkeitsaufwuchs in der Domäne Führung des Heeres gesetzt. Beispielhaft werden im Folgenden Projekte aufgezeigt, die aufgrund der neuen Rahmenbedingungen realisiert werden können.