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Digitalisierung ist die DNA der Luftwaffe

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Interview mit Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe 

Sehr geehrter Herr General, die Luftwaffe ist seit  jeher technologischer Vorreiter, die DNA der Luftwaffe ist digital. Sprechen wir von einer evolutionären oder revolutionären technologischen Entwicklungshistorie? Erst einmal herzlichen Dank für dieses Interview. Es fällt in eine Zeit, die immer mehr von Technologieentwicklung und darin vor allem von der digitalen Weiterentwicklung geprägt ist. Wir alle verspüren das, sehen es täglich, machen auch Gebrauch davon. Diese Entwicklung führt aber zu einer interessanten Herausforderung: In der Vergangenheit haben wir Wissenschaft und Technologie aus ihrer Entstehung her – quasi „ex tunc“ – und dann in ihrer Anwendung auf aktuelle Fähigkeiten oder Werkzeuge, – also „ex nunc“ – heraus betrachtet. Die ersten PCs sind gedanklich für ein Jahrzehnt Laufzeit gekauft worden. Das ist nun seit einiger Zeit zu Ende und hat uns dazu gebracht, dass wir notwendigerweise heute ein Stück weit die Zukunft einbeziehen müssen, um nicht morgen veraltet zu sein. Wir haben also eine Form von „ex futurum“ einzubeziehen. Das ist eine spannende Sache, wenn wir uns in die Welt von morgen begeben müssen, um die heutigen Fähigkeiten für die Streitkräfte zu entwickeln und zu beschaffen. Was Ihre Frage nach der evolutionären oder revolutionären Entwicklung betrifft, so erleben Menschen immer dann Revolutionäres, wenn sie eine Entwicklung so nicht erwartet haben. Das sollte in der Technologieentwicklung und insbesondere in der Digitalisierung seit Längerem wohl kaum noch der Fall sein. Wer die Zeichen der Zeit einer immer schnelleren und immer umfassenderen Digitalisierung und ihrer Entwicklung erst heute erkennt, hat einige Jahre wohl seine Umgebung nicht wahrgenommen. Natürlich gibt es Entwicklungen, die durch Forscher und Wissenschaftler zu einem bestimmten Zeitpunkt auf den Markt gebracht werden. Technologie entwickelt sich schrittweise, nicht fließend, aber man kann mit einiger Aufmerksamkeit und Offenheit schon sehen, was uns in den nächsten Jahren erwartet – und wenn das nicht der Fall sein sollte, gibt es Zukunftsforscher, deren Foresight man sich mal anschauen sollte. Abschließend: Da die inhärenten Fähigkeiten unserer Luftwaffe wie Projektionsfähigkeit, Präzision, Flexibilität und Geschwindigkeit, um nur einige zu nennen, immer schon modernste Technologie erfordert haben, ist es nicht erstaunlich, dass ich Ihre Aussage „die DNA der Luftwaffe ist digital“ nur bestätigen kann. Zugegeben, auch wir haben uns in der Digitalisierung über die Jahre weiterentwickelt, aber spätestens mit dem Eurofighter haben wir ein ganz besonderes Augenmerk auf diese Technologie gelegt. Die Digitalisierung der Luftwaffe hat über die Jahre und Jahrzehnte in allen Teilbereichen stattgefunden, sodass wir wirklich ganzheitlich von „unserer DNA“ sprechen können. 

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GenLt Dr. Rieks ist seit 2018 auch Beauftragter für die Digitalisierung der Luftwaffe. (Foto © Boris Trenkel)

Welche technologischen Anwendungsbereiche der Digitalisierung stehen bei der Luftwaffe derzeit besonders im Fokus? Ich könnte es mir, Herr Lindhorst, angesichts Ihrer Frage ganz einfach machen und antworten: „alle“. Abgesehen von der Plumpheit dieser Antwort, wäre sie auch nicht falsch; wenn ich auch mit einem Augenzwinkern zugeben müsste, dass wir bei einigen Technologiefeldern und einigen Bereichen der Digitalisierung noch recht am Anfang stehen. Ich bin aber erst einmal über die Digitalisierungs- Affinität der meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Luftwaffe erfreut. Das ist ein wenig selbsterklärend, weil wir in unserer privaten Welt uns ja auch mit allen digitalen Medien umgeben und wie selbstverständlich damit umgehen. Aber es strahlt auch darüber hinaus in die dienstliche Welt herüber. Wie häufig höre ich bei entsprechenden Diskussionen: „…da müssen wir noch in der Digitalisierung stärker voranschreiten…“, oder: „…hier wird Künstliche Intelligenz eine große Rolle spielen“. Die Erkenntnis, sich mit der Digitalisierung und insbesondere mit ihrer Weiterentwicklung befassen zu müssen, ist das entscheidende Element, unsere Luftwaffe up to date zu halten – was sie sein muss, um bestehen und ihren Auftrag erfüllen zu können. Dass man mit einer solchen Modernität dann auch eine attraktive Teilstreitkraft wird, ist ein durchaus guter und gewollter Nebeneffekt. Aber es bleibt bei der Reihenfolge: Fokus Auftragserfüllung, dann Attraktivität – wenn es um Digitalisierung geht. Konkret zu den Anwendungsbereichen und zu Ihrer Frage: Ich möchte insbesondere drei Anwendungsbereiche nennen: Datenmanagement und -verarbeitung, Entscheidungshilfen und Automatisierung und letztlich die Verbindungen und Links. Um diese drei zu erläutern, erlauben Sie mir je eine kurze Anmerkung: Wenn wir die immer umfangreicheren Daten nicht nutzen und sie nicht auch einbeziehen, werden wir zweitrangig sein. Dazu gehört eine Data-Fusion unterschiedlichster Formate und Quellen ebenso wie die Bewältigung und Auswertung von Massendaten sowie die Erkennung von Mustern und die Ableitung von zielgerichteten Erkenntnissen. Die Beherrschung der Datenwelt ist sozusagen die unabdingbare Horizontale zur vertikalen Fähigkeitsentwicklung. Wer nur eine Dimension beherrscht, wird künftig nicht erfolgreich sein. Bei den Entscheidungshilfen und der Automatisierung müssen wir ziemlich genau definieren, wie die „Maschine“ mit möglicherweise ihrer künstlichen oder algorithmischen „Intelligenz“ uns unterstützen soll. Manche Dinge erklären sich von allein: Ein instabiles Flugzeug ist über eine Automatisierung erst flugfähig, ein Air Picture wird durch eine entsprechende Auswertung von Daten zu einer nutzbaren Quelle von Entscheidungen. Aber in anderen Bereichen müssen wir noch definieren, zusammenstellen und erproben, wie wir die Entscheidungshilfen der Digitalisierung nutzen können und wollen. Deshalb haben wir u. a. eine Studie zu Künstlicher Intelligenz in Air Command and Control aufgelegt. Und drittens sind die Verbindungen und Links in einem System von Luftkriegsmitteln das Entscheidende. Hierbei geht es sowohl um die „Verbindung“ als auch um die Frage, wo denn welche Rechenleistung lokalisiert sein soll und wie und welche Daten denn wann übermittelt werden. Sehr schnell fällt hier das Stichwort „Combat Cloud“; ich würde es aber immer gleich in Verbindung mit einem „Air Combat Management System“ nennen. Beides greift ineinander. Hier sind die entscheidenden Schritte für die Zukunftsentwicklung unserer Luftwaffe – und darüber hinaus – zu machen.

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Vernetzung aller Systeme (Foto © Airbus).

Wo liegen die besonderen Herausforderungen im Prozess der Digitalisierung? Danke für diese Frage, die immer mitschwingt, wenn wir über Digitalisierung sprechen. Zumeist wird sie in dem Sinne aufgegriffen, dass unsere Planungs- und Beschaffungsprozesse für die Digitalisierung drei Eigenschaften haben: zu kompliziert, zu getrennt, zu langsam. Und so pauschal stimmen diese Äußerungen erst einmal ja auch. Digitalisierung muss schnell entwickelt, eingeführt und weiterentwickelt werden. Digitalisierung kann nur in engem Zusammenwirken mit allen Kräften innerhalb und außerhalb der Bundeswehr erfolgen. Und: Digitalisierung lebt auch von Trial and Error, vom Erproben und Testen, von der Entwicklung in Teams verschiedener Perspektive- und Expertiseträger. Das ist ganz anders als in der Vergangenheit, wo wir „ein wenig Digitalisierung in die Waffensysteme gepackt haben“. Daher bedarf es der Anpassung oder der neuen Auslegung bzw. eines neuen Lebens der Prozesse, die wir haben. Ich hätte gerne eine weiterführende Antwort auf die Frage: „Welcher prozessuale/zeitliche/budgetäre Vorteil entsteht bei unserer Konzentration auf Digitalisierung in der Bundeswehr?“. Wir haben uns diesem Themenbereich in der Luftwaffe auch mit Blick auf die Adaption unserer Strukturen zugewandt. In der englischen Sprachumgebung ist das Ergebnis: Development, Testing and Evaluation (DT&E) ist eng mit einem Operational Testing and Evaluation (OT&E) zu koppeln – und bei beidem müssen alle Partner wie Industrie, Operateure, Techniker, Zulasser und Erprober  einbezogen werden. Im Endergebnis entsteht aus dieser Sicht die Idee eines Systemhauses Luft, eines Air Warfare Centers darin und dem zugeordnet verschiedener (nationaler) Test- und Entwicklungszentren. Ich bin gespannt, ob wir zu einem neuen „Prozess der Digitalisierung“, wie Sie es genannt haben, kommen werden. Ich würde die Entwicklung dahin sehr unterstützen, und ich weiß, dass es die Digitalisierungsverantwortlichen in den anderen Dimensionen definitiv auch tun würden.

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So könnte es aussehen: Next Generation Weapon System mit einem Eurofighter und Remote Carriern. (Foto © Airbus)

Wenn wir den Blick nach vorne richten, wo geht die Architektur und technologische Entwicklung der Digitalisierung hin? Ja, jetzt haben Sie eine Zukunftsfrage gestellt. Die ist mittel- und langfristig schwer zu beantworten – auch wenn wir immer alle glauben, hier mit unseren taktischen und unmittelbaren Notwendigkeiten die Weisheit gefunden zu haben. Auf der anderen Seite kann ich Ihnen nicht etwas von „ex futurum“ erzählen und Ihnen hier eine Antwort schuldig bleiben. Also versuche ich es mal so: Es wird uns in Zukunft nicht an Daten mangeln; aber aus der Masse die Klasse herauszufiltern und durch entsprechende Algorithmen und Korrelationen zu entwickeln, ist das Entscheidende der Digitalisierung. Es geht also um Datenaufbereitung, Rechenleistung und digitaler Intelligenz in diesem Prozess. Zweitens sehe ich, dass der unglaubliche Fortschritt lernender, auch nicht deterministischer Systeme mit Exzellenz des Ergebnisses uns ganz tief in die Künstliche Intelligenz eintreten lässt. Daran hängt dann die Nutzung derselben in robotischen Systemen und in der Steuerung von Systemen aus einer Vielzahl von Einzelelementen. Und ein weiterer Blick in die Glaskugel wird meiner Ansicht nach ergeben, dass wir ganz neue und ganz andere Mensch-Maschine- Schnittstellen haben – bis hin zu regelrechten Partnersystemen für uns Menschen, wie immer diese dann auch aussehen. Wann und wie wir Quantencomputer integrieren können, kann ich derzeit nur schwer beurteilen. Wir sollten aber ein waches Auge auf diese Entwicklung haben, da sie definitiv vieles verändern bzw. beeinflussen wird. Je nachdem, wie technikaffin Sie sind oder wie viel Angst Sie vor neuer Technik haben, schafft Ihnen ein solches Szenario entweder glänzende und strahlende Augen oder aber den Angstschweiß auf die Stirn – übrigens bei einigen Verantwortlichen auch deshalb, weil es möglicherweise unsere gesamte Führungsorganisation verändern wird, aber das sei nur am Rande gesagt. Ich gehöre allgemein zu den Menschen mit einer hohen Technik- und Digitalisierungs- Affinität und sehe, dass die nächsten Generationen sich eine Welt zugunsten der Menschheit schaffen können – vielleicht ja auch noch mal ganz anders, als ich es mir hier jetzt denke. Allein, zwei Herausforderungen größerer Natur sind von Beginn an im Auge zu behalten und nicht unter dem Motto „das kriegen wir später“ mitzunehmen: Erstens, der Mensch muss der Entscheider und Verantwortungsträger bleiben. Er muss nicht an jeder, aber an entscheidender Stelle im Loop sein. Das hat etwas mit ganz unmittelbaren Notwendigkeiten zu tun – wie die Erhaltung von Flexibilität oder die Bewältigung unvorhergesehener Dinge. Es hat auch etwas zu tun mit unserem Menschenbild, mit Ethik und mit dem Behalten der Gesamtverantwortung in menschlicher Hand bzw. im menschlichen Gehirn. Zweitens müssen wir alles in ein Szenario hineindenken, das in vielfältiger Form eine Cyber-Umgebung ist. Ich halte dabei die beiden Extrempositionen „Erst die Digitalisierung, dann kümmern wir uns um Cyber“ oder „Es muss alles ‚to the Edge‘, weil im Cyber-Raum im Konflikt eh keine Datenübermittlung möglich ist“ für wenig hilfreich. Der Schieberegler zwischen beiden Positionen und ihren jeweiligen Gegenpolen muss aber irgendwo hingeschoben werden. Ich bin sehr gespannt, ob und wie wir die beiden Herausforderungen gemäß Thomas von Aquin mit einer „ordnenden Vernunft“ zu guten Ergebnissen führen. Die Zuversicht der glänzenden Augen bewahre ich mir aber…

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Ein Besucher testet die virtuelle Flugsimulation am Tag der Bundeswehr. (Foto © Bw/Darius Retzlaff)

 Wer sind die Partner der Digitalisierung? Die Frage kann ich wirklich sehr kurz durch einen Aufzählung beantworten: Die Partner der Digitalisierung der Luftwaffe sind und müssen sein:

  • Zunächst sind es die Forscher und Entwickler, die Universitäten und Institute wie DLR oder Fraunhofer sowie die forschenden Bereiche der Industrie
  • Unsere Partner sind die Entwickler und Softwareschmieden, die Integratoren und die Prototypen- Bauer.
  • Da wir operativ mit unseren Partner-Dimensionen und Organisationsbereichen sowie mit unseren internationalen Verbündeten und Freunden zusammen unsere Fähigkeiten zum Einsatz bringen, sind dies „selbstverständliche“ Partner.  Hierzu gehören auch die Bereiche der NATO und EU, in denen Digitalisierung vorangetrieben wird bzw. die Thinktanks und Centers of Excellence.
  • • Enge Partner müssen auch die „hauptamtlichen Digitalisierer“ in der Bundeswehr sein (CIT, CIR), ebenso wie der Cyber Innovation Hub und die BWI, wobei ich das Planungsamt mit seiner Weiterentwicklung bei CD&E sowie den Studien einbeziehe. • Planer, Haushälter und Beschaffer sind Partner, ohne die es nicht geht.
  • Und letztlich sind es wir selbst, die Luftwaffe mit ihren Digitalisierungseinrichtungen, den Operateuren und allen, die für das Innovationsmanagement, die Digitalisierung und die Fähigkeitsentwicklung Verantwortung tragen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit vollständig bin. Wenn wir also alle die genannten Partner brauchen und zielgerichtet arbeiten lassen wollen, wie machen  wir das, wie viel Personal und wen brauchen wir dazu, wie ist der Prozess, wenn wir als Dimension oder Teilstreitkraft in unserer „Umsetzungsverantwortung“ sind, so wie es in der  Digitalisierungsstrategie des BMVg festgelegt ist? Wenn Digitalisierung zukünftig der Kern aller  Weiterentwicklung ist, dann muss sie mit all ihren Notwendigkeiten und eben von mir aufgezeigten Rahmenbedingungen der Schnelligkeit ihrer Weiterentwicklung etc. für das „Scharfe Ende“ der Luftwaffe und Bundeswehr ausgerichtet sein.

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Ein Pilot trainiert in einem Simulator die Luftbetankung mit einem MRTT und einem Eurofighter. ( Foto ©Lw)

Stichwort „JADO“: wie kommen wir dahin?  Es hätte auch etwas gefehlt, Herr Lindhorst, wenn die Abkürzung JADO für „Joint All-Domain Operations“ nicht gefallen wäre. Ich ergänze dann immer noch gleich auch als zusätzliches Element das „Command & Control“, also JADO (C2). Wenn wir zu einem JADO (C2) kommen wollen, und es gibt gute operative Gründe dafür, dass es wirklich notwendig ist – jenseits aller Jointness der vergangenen Jahrzehnte, dann müssen wir meines Erachtens drei Herausforderungen lösen: Erstens sollten wir klären, was wir unter JADO (C2) verstehen. Die Bandbreite in der heutigen Diskussion geht von einer recht TSK-orientierten individuellen Ausrichtung bis hin zu denjenigen, die unter JADO die Auflösung der klassischen operativen Verantwortlichkeiten zugunsten einer umfassenden Jointness verstehen. Zweitens ist ein klares Verständnis zu entwickeln, ob wir eine JADO-Entität als „Führer“ brauchen, sei es auch eine wechselnde, je nach Situation, wobei zu entscheiden wäre, wer denn das jeweils dann einteilte.

Eine Selbstverständlichkeit, wer denn der JADO Commander sei, existiert erst einmal nicht – es wird wohl kaum „natürlich und immer“ ein Divisionskommandeur sein noch ein Pilot in einem Air System of Systems oder ein Kommandant auf einem Schiff. Und drittens sollte klar sein, was JADO (C2) von dem klassischen joint und combined Ansatz unterscheidet. Wenn die Antwort lautet: „Nicht viel“, dann haben wir möglicherweise eine Chance vertan und die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht ausgenutzt. Denn eins ist klar: Digitalisierung macht JADO (C2) erst möglich. Ich habe für mich selbst, Herr Lindhorst, je eine Antwort in mir. Ich will sie aber lieber in die Diskussion einbringen, als sie hier zu „verkünden“, wie es viele Kameraden unterschiedlicher Dienstgrade bereits

tun. Ich verspreche mir aber viel von einer Diskussion über genau dieses Thema zwischen den Digitalisierern der Dimensionen und überall mit unseren Partnern. Ich bin deshalb auch im letzten Jahr mit einem kleinen Team in den USA wie bei der NATO gewesen, wo wir genau auf all diese Fragen auch gestoßen sind.

Abschließend: JADO (C2) ist eine so umfassende, auch digitale Herausforderung, dass ich sie schrittweise in drei Schritten angehen würde, von denen einige Elemente auch parallel entwickelt werden dürfen – aber im Großen und Ganzen:

  • Unsere jetzigen Systeme und militärischen Mittel sollten wir befähigen, in unserer neuen und umfassenderen
    Datenwelt besser eingesetzt zu werden.Stichwort: Legacy und Combat Cloud.
  • Mein zweiter Schritt wäre die Entwicklung von System of Systems wie zum Beispiel FCAS,
    aber auch im Land- und im See-, ggf. ja auch im Cyber-Bereich. Stichwort: Zwischenschritt System of Systems.
  • Und letztlich sollten die dann vorhandenen Elemente zu einem vollständigen JADO und JADO (C2)
    zusammengebunden werden, absehbar dann in einer Multi-Cloud. Stichwort: JADO – digital, operativ, C2.

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GenLt Dr. Ansgar Rieks im Gespräch mit Chefredakteur Burghard Lindhorst und Oberst i.G. Peter Kraus (re.),  Büroleiter Digitalisierung im Kommando Luftwaffe. (Foto © ©Trotzki)

Und bei allem sollten wir parallel zu den drei Schritten ein ganz neues Verständnis zu den Themen „Cyber“ und eng damit verbunden zur „Elektronischen Kampfführung“ entwickeln und in unsere Fähigkeiten „am scharfen Ende“ integrieren. Nebenbei: Das alles gilt es, gemeinsam mit unseren Partnern zu tun, um so viel Interoperabilität und Zusammenwirken zu erzeugen, wie es nur eben möglich ist. Wir sollten eine Welt von nebeneinander- (statt zusammen-) wirkenden Communities verhindern. Das gilt sowohl für die Jointness mit unseren Partner-Dimensionen und -Organisationsbereichen, wie auch für die Combinedness mit unseren internationalen Alliierten und Freunden. Was wir abschließend sehen können, ist die unglaubliche Verflechtung von technisch-digitalen, operativen, systematischen, zeitlichen, prozessualen und strategischen Fragen. Das macht es herausfordernd, aber auch spannend.

Sehr geehrter Herr General, vielen Dank für die interessanten Informationen!

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