Der erste Teil dieses Beitrags befasste sich in der vergangenen Woche mit den Reaktionen auf die erneute Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und die Möglichkeit, dass der nukleare Schutzschirm der USA für die NATO durch ein europäisches System ersetzt werden müsse. Dabei zeigte er, dass schon immer ein Restzweifel bestand, ob eine amerikanische Regierung sich zur Verteidigung der europäischen Partner tatsächlich auf einen Nuklearkrieg einlassen würde. So führte der Strategiewechsel von „Massive Retaliation“ zu „Flexible Response“ in den 1960er Jahren zu Sorgen, dass die USA für ihre Verbündeten keine Eskalation auf die strategische Ebene riskieren und so das Prinzip der unteilbaren Sicherheit in Frage stellen könnten. Damit würde eine funktionierende Abschreckung gefährdet, die letztlich Ziel nuklearer Rüstung ist.
Auch die Betrachtung eines möglichen Ersatzes des bisherigen US-Schutzschirms durch einen europäischen bedingt notwendigerweise eine Befassung mit den Theorien des Nuklearkriegs, die für den Außenstehenden stets die Anmutung einer fortgeschrittenen Mathematik des Wahnsinns haben. Die populären Berechnungen, wie oft die Nuklearmächte die Welt mit ihren kombinierten Arsenalen vernichten könnten – für die es ohnehin keine echte Grundlage gibt – haben damit allerdings wenig zu tun. Vielmehr ist die noch immer übergroß scheinende Zahl von Gefechtsköpfen zumindest in russischem und amerikanischem Besitz die Folge von Differenzierungen zwischen verschiedenen taktischen und strategischen Einsatzzwecken, die eine unmittelbare Eskalation auf die höchste Ebene gerade verhindern sollen. Sowie zwischen verschiedenen Szenarien wie Erst- und Zweitschlag, und der Annahme von Verlusten durch Präventivschläge, Abwehrmaßnahmen und Fehlfunktionen.
Der Erst- und Zweitschlag
Damit einher gehen verschiedene Einsatzdoktrinen. Für die erste Generation von Interkontinentalraketen (ICBM) mit relativ geringer Zielgenauigkeit kam nur das Prinzip „counter value“ in Frage: die Vernichtung großflächiger Bevölkerungs- und Industriezentren als Vergeltung für ebensolche Angriffe des Gegners. Dies war daher stark reaktiv, während mit zunehmender Präzision der Gefechtsköpfe das Prinzip „counter force“ machbar wurde. Also der gezielte Einsatz gegen militärische (Punkt-)Ziele, insbesondere gegnerische Entscheidungszentren und Nuklearstreitkräfte selbst. In der Praxis hätte dies aufgrund der hohen Waffenwirkung und der üblichen Nähe militärischer Einrichtungen zu bewohnten Gebieten natürlich auch letztere in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem aber war es stark mit dem Erstschlaggedanken verbunden, um das gegnerische Potenzial möglichst zu neutralisieren, bevor es selbst eingesetzt werden kann.
Dies führte wiederum zu Versuchen, eigene Nuklearstreitkräfte möglichst gegen Erstschläge zu härten, und ansonsten zum Prinzip „use them or lose them“. Würden Interkontinentalraketen und bemannte Bomber nicht unmittelbar bei Warnung vor einem gegnerischen Angriff gestartet, bestünde die Gefahr ihrer Vernichtung – und damit des Verlusts der Mittel für eine Erwiderung. U-Boot-gestützte Raketen (SLBM) waren vor Erstschlägen weitgehend sicher, aber den landgestützten ICBM in Reichweite und Zielgenauigkeit zunächst unterlegen. Strategische Waffen differenzierten sich damit einmal in ICBM, die als mögliche Erstschlagsysteme vorwiegend im ersten Austausch zum Einsatz gekommen wären. Sodann SLBM, die auch als mögliche Reserve für einen „Counter value“-Zweitschlag zur Verfügung standen. Bomber schließlich konnten im Gegensatz zu Raketen nach dem Start noch zurückgerufen werden.
Das Problem der Raketenabwehr
Der Flexibilität des Bombers in dieser nuklearen „Triade“ stand allerdings seine Verwundbarkeit durch Flugabwehrsysteme gegenüber. In der Logik der Abschreckung durch „Mutually Assured Destruction“ mit dem passenden Kürzel MAD, wonach letztlich keine Seite einen strategischen Austausch überleben würde, wurden erfolgversprechende Verteidigungssysteme gegen Raketenangriffe dagegen zum destabilisierenden Faktor. Dies war der Grund, dass ein weitgehendes Verbot solcher Systeme durch den ABM-Vertrag als Teil der Strategic Arms Limitation Talks (SALT-I) zur ersten Runde von Abkommen über die Begrenzung der – nicht zuletzt finanziell – eskalierenden nuklearen Rüstungsspirale gehörte. Die USA und die Sowjetunion gestanden sich gegenseitig lediglich jeweils zwei, später nur noch eine Abwehrstellung um die jeweilige Hauptstadt oder einen ICBM-Stützpunkt zu.

Die Einführung von unabhängig zielbaren Wiedereintrittskörpern (MIRV), die mehrere Gefechtsköpfe auf einer Rakete ermöglichen, stellte die Wirksamkeit bodengestützter Abwehrsysteme ohnehin durch zahlenmäßige Überwältigung in Frage. Die USA gaben letztere daher zugunsten des technologisch allerdings zu ambitionierten weltraumgestützten „Star Wars“-Programms auf, während die Sowjetunion und später Russland durchgängig ebenfalls nuklearbestückte Abwehrraketen um Moskau unterhielten. Das führte zusätzlich zum Mitführen von Täuschkörpern als „Durchdringungshilfen“ auf ICBM, um das quantitative Problem für die Abwehr durch Scheinziele weiter zu erhöhen. Mit fortschreitender Entwicklung reduzierten sich zudem die Defizite von SLBM gegenüber ICBM, so dass sich die Einsatzkategorien verwischten.
Das britische Arsenal
Das britische Nukleararsenal ist seit dem gegenseitigem Verteidigungsabkommen mit den USA von 1958 und der Vereinbarung von 1962 zur Unterstützung beim Aufbau einer nuklearen U-Boot-Flotte für die Royal Navy eng mit dem amerikanischen verflochten. Mit Indienststellung der Polaris SLBM ging die Aufgabe der strategischen Abschreckung – nicht zuletzt aus Kostengründen – vollständig von den bemannten Bombern der Royal Air Force auf letztere über. Nach Ende des Kalten Krieges sonderte Großbritannien auch seine taktischen Freifallbomben aus. Während dieser Zeit wurde Polaris durch die modernere amerikanische Trident auf einer neuen U-Boot-Generation ersetzt. Die Royal Navy bezog und bezieht beide Raketentypen nach dem Zufallsprinzip aus einem gemeinsamen Lagerbestand mit der US-Atlantikflotte, in den sie zur Wartung zurückkehren.
Die Gefechtsköpfe sind dagegen aus britischer Produktion, obwohl sie nach allgemeiner Annahme auf amerikanischen Designs beruhen. Zumindest müssen sie in dieselben MIRV passen. Wie Polaris wird Trident von vier britischen U-Booten mit je 16 Startrohren getragen, von denen sich jederzeit ein bis zwei in See befinden. Aus politischen, aber wohl auch Kostengründen blieb die Zahl der tatsächlich einsatzbereiten Gefechtsköpfe beim Generationswechsel gleich, obwohl Trident bis zu zehn statt zwei (mit dem britischen Gefechtskopf Chevaline) MIRV tragen kann. Diese Zahl wurde von zunächst 128 weiter auf 96 gesenkt. 2010 wurde jedes Boot auf acht Raketen mit insgesamt maximal 40 Gefechtsköpfen beschränkt, davon einige einzeln auf Raketen montierte mit geringer Sprengkraft für „begrenzte“ Nuklearschläge.
Die Force de dissuasion nucléaire
Im Gegensatz zu Großbritannien entwickelte Frankreich eine vollständige nukleare „Triade“, in der die zunächst verfügbaren bemannten Bomber sowohl durch strategische Raketen-U-Boote als auch landgestützte strategische Raketen ergänzt wurden. Die britischen Nuklearstreitkräfte waren neben der nationalen Abschreckungsmission auch der NATO unterstellt und konnten somit als Verstärkung des umfassenden amerikanischen Arsenals betrachtet werden. Dagegen zielte die französische Politik auf Unabhängigkeit von den USA. Trotz gewisser US-Hilfe können die Kernwaffen und Trägermittel Frankreichs daher als souveräne Fähigkeiten gelten. Wie Großbritannien sonderte das Land nach dem Kalten Krieg seine taktischen Waffen aus und schaffte auch seine landgestützten Kurz- und Mittelstreckenraketen ab.
Letzteres war ein politischer Beitrag zum INF-Vertrag von 1987 über das Verbot nuklearer Mittelstreckensysteme in Europa, obwohl dieser nur zwischen den USA und der Sowjetunion geschlossen wurde. Wie in Großbritannien wurde die Flotte von vier strategischen Raketen-U-Booten mit je 16 Startrohren zum Rückgrat der nationalen Abschreckungspolitik. Allerdings gehören zum auf 290 Gefechtsköpfe geschätzten französischen Arsenal weiter auch 54 für den von Flugzeugen getragenen Marschflugkörper ASMP. Diese überschallschnelle Waffe mit einer in der Version ASMP-R auf bis zu 600 Kilometer geschätzten Reichweite ist mit einer Wirkung von 100 bis 300 Kilotonnen TNT keine taktische, deren Wirkung generell im ein- bis zweistelligen Kilotonnen-Bereich liegt. Vielmehr hat sie in der französischen Doktrin die Funktion eines nuklearen „Warnschusses“ vor dem massiven Einsatz von SLBM.

Der Vergleich mit China
Mit der britischen Entscheidung von 2021, angesichts der veränderten Sicherheitslage die insgesamt verfügbare Zahl der Gefechtsköpfe für Trident von 180 auf bis zu 260 zu erhöhen, wird das kombinierte europäische Arsenal maximal 550 betragen. Das ist vergleichbar mit dem gegenwärtig auf um die 600 geschätzten der Volksrepublik China. Diese beschränkte sich lange Zeit auf etwa 400 Gefechtsköpfe, die neben bemannten Bombern vor allem gegen Russland gerichtete Mittelstreckenraketen bestückten. Nur eine relativ geringe Zahl von ICBMs konnte den europäischen Teil Russlands und die USA erreichen. Als eines der flächen- und bevölkerungsmäßig größten Länder der Welt schien China sich zur Abschreckung gegen mögliche Angriffe von Nachbarstaaten vor allem auf seine konventionelle Stärke zu verlassen und Kernwaffen nur als Rückversicherung zu betrachten.
Mit Zunahme seiner globalen Ambitionen und des Konkurrenzverhältnisses zu den USA begann das Land jedoch sein nukleares Arsenal auszubauen. Nach amerikanischen Schätzungen wird dieses bis zum Ende des Jahrzehnts mindestens 1.000 Gefechtsköpfe mit zunehmend strategischen Zielen umfassen. Neben landgestützten ICBM verstärkt China auch seine früher eher symbolische Flotte von Raketen-U-Booten. Derzeit befinden sich sechs Einheiten in Dienst, die mit je zwölf Startrohren für SLBM mit interkontinentaler Reichweite ausgestattet sind. Allerdings soll die nächste Generation möglicherweise wie die gegenwärtige amerikanische Ohio-Klasse über 24 Startrohre verfügen, während die nächsten US- und britischen Boote gemeinsam entwickelte Raketenmodule mit insgesamt nur noch 16 beziehungsweise zwölf Rohren haben sollen.
Der europäische Abschreckungsbedarf
Wie das chinesische Beispiel zeigt und die Doktrin der „Flexible Response“ voraussetzt, kann Abschreckung zum Schutz einer rein defensiv ausgerichteten Politik auch wesentlich auf konventioneller Stärke beruhen. Inwieweit dies für einen eigenen europäischen Schutzschirm gegenüber einem sowohl nuklear weit überlegenen als auch konventionell starken Russland zutrifft, wäre zu prüfen. Während etwa eine effektive Raketenabwehr im Kalten Krieg mit seinen massiven nuklearen Arsenalen als destabilisierend galt, könnte sie für Europa allein möglicherweise eine stabilisierende Ergänzung seines geringeren Kernwaffenpotenzials sein. Das Kosten-Nutzen-Gefälle zwischen Angriffs- und Abwehrmitteln, die sich in der Ukraine beim massenhaften Einsatz relativ billiger Drohnen zeigt, könnte sich bei teuren Kernwaffen dann eventuell gegen den Angreifer kehren.
Dennoch bleibt das Problem einer Saturierung der Abwehr durch die Zahl angreifender Raketen, Gefechtsköpfe und Scheinziele bestehen. Hinzu kommt die neue Bedrohung durch manövrierfähige Hyperschall-Flugkörper, die noch eine weitgehend unbekannte Größe sind. Ohne nukleare Rückversicherung wird es daher nicht gehen. Jedoch wäre ein System denkbar, in dem Frankreich und Großbritannien letztere übernehmen, während die anderen Partner – zum Beispiel im Rahmen der deutsch geführten European Sky Shield Initiative – auf Gegenseitigkeit zum nuklearen den konventionellen Schutzschirm beitragen. Allerdings bliebe nach jetzigem Stand dabei in ersterem eine Lücke im Bereich taktischer Waffen. Letztere gibt es derzeit weder im Arsenal noch der Doktrin der beiden europäischen Nuklearmächte.
Die taktische Lücke
Zwar verfügt Großbritannien über Gefechtsköpfe im „taktischen“ Wirkungsbereich auf seinen SLBM. Ein Start dieser Raketen wäre aber für die Gegenseite von einem strategischen Angriff schwer zu unterscheiden und würde daher vermutlich unmittelbar zu einem entsprechenden Gegenschlag führen. Der luftgestützte französische Marschflugkörper ASMP soll wie erwähnt eine „prä-strategische“ Warnschuss-Funktion erfüllen. Der zur Einführung ab 2035 vorgesehene hyperschallschnelle Nachfolger ASN4G mit 1.000 bis 1.500 Kilometer Reichweite könnte zwar die Aufgabe der früheren Mittelstreckensysteme Pershing und Gryphon im substrategischen Bereich übernehmen. Dennoch könnte ein Gegner annehmen, dass Europa – und speziell Frankreich – mangels gleichwertiger Mittel zögern würde, auf seinen Einsatz taktischer Waffen zum Erringen des Sieges auf dem Schlachtfeld mit der direkten Eskalation in diesen Bereich zu reagieren.

Dies würde die Abschreckung untergraben und den Einsatz von Nuklearwaffen sogar wahrscheinlicher machen. Daher müsste Ersatz für die bisherigen amerikanischen B61 gefunden werden. Vermutlich würde es sich dabei statt der jetzigen Freifallbomben, wenn auch mit Präzisionslenkung modernisiert, um luft- und/oder bodengestützte Abstandwaffen handeln. Technologisch wäre dies die geringste Herausforderung bei einer Erweiterung des Arsenals. Problematischer wäre wohl die politische Konstruktion eines wünschenswerten Nachfolgesystems für die jetzige nukleare Teilhabe. Um die Verbündeten einzubinden, müsste Frankreich sich entweder an der nuklearen Planungsgruppe in einer NATO ohne einen (aktiven) Partner USA beteiligen. Oder es müsste im europäischen Rahmen ein entsprechendes Gremium geschaffen werden, um die gemeinsame Nuklearstrategie festzulegen.
Das unvermeidbare Vertrauensproblem
Insbesondere wenn Frankreich den nuklearen Schutzschirm allein stellen würde – weil sich Großbritannien nicht an einer alternativen Organisation zu einer von den USA blockierten NATO beteiligen wollte oder dürfte, und/oder aufgrund von Zweifeln an der Unabhängigkeit seines eng mit den USA verbundenen Kernwaffenarsenals – wäre eine solche Einbindung unabdingbar. Denn das Dilemma einer möglichen Abkopplung der Schutzmacht, wenn es um das eigene Überleben geht, wäre zwar innerhalb Europas aufgrund des kleineren geographischen Maßstabs geringer, aber nicht verschwunden. Idealerweise würde ein europäisches System der Abschreckung in einer Rest-NATO einschließlich Großbritanniens, Norwegens und Kanadas und eines voll eingebundenen Frankreichs etabliert. Dabei würden die beiden europäischen Nuklearmächte zunächst die Gefechtsköpfe für eine nukleare Teilhabe der bisherigen Partner stellen, möglicherweise auch durch substrategische Systeme.
Zudem würden sie die ultimative Rückversicherung durch ihre weitgehend Erstschlag-geschützten SLBM bieten. Einzelheiten wären zu klären. Sollte der schwierige Partner Türkei Teil dieses Systems bleiben, Polen neu eingebunden werden? Die NATO-Russland-Akte von 1997, die die Stationierung von nuklearen Waffen und Trägersystemen auf dem Gebiet der neuen osteuropäischen Bündnispartner „in der gegenwärtigen Sicherheitssituation“ ablehnte, ist jedenfalls gründlich überholt. Sollte wie im Kalten Krieg die Bundesrepublik Deutschland eigene Mittelstrecken-Trägermittel vorhalten, oder auch die damaligen Stationierungsländer für amerikanische Systeme, wie Italien? Sollte es die erwähnte Aufgabenteilung zwischen nuklearem und konventionellem Schutzschirm geben, oder sollten sich beide Seiten finanziell am jeweiligen Ausbau beteiligen?
Der Wahnsinn bleibt
In der nuklearen Logik könnte es sogar liegen, dass Frankreich und möglicherweise Großbritannien wieder landgestützte ICBM dislozieren. Nicht als Erstschlagwaffe oder weil sie noch technische Vorteile gegenüber SLBM hätten. Tatsächlich könnte es sich sogar um denselben Typ handeln, wie ursprünglich schon für die französische M51 vorgesehen. Der Sinn wäre gerade, dass diese gegenüber Raketen-U-Booten verwundbarer wären – aber bei einem gegnerischen Angriff nicht ignoriert werden könnten, da sie nach dem Prinzip „use them or lose them“ bei der ersten Warnung eingesetzt werden müssten. Dadurch würde sich die Sicherheit für die Bündnispartner erhöhen, dass die Schutzmächte sich bei der Gefahr einer strategischen Eskalation nicht abkoppeln würden. Indem sie sich selbst zum Ziel machten, würde so die Abschreckung verbessert.
Für dieses Risiko könnten sie wiederum durchaus eine Beteiligung der Bündnispartner an den zusätzlichen Kosten verlangen. Es bleibt eine Mathematik des Wahnsinns. Viel vernünftiger wäre es gerade angesichts der kurzen Vorwarnzeiten beim Einsatz von Mittelstreckensystemen, ein neues Rüstungskontrollregime für Europa auszuhandeln. Dieses sollte dann nicht nur den INF-Vertrag ersetzen, sondern auch Beschränkungen für taktische Waffen umfassen. Ein Problem dabei ist jedoch nicht nur die in den letzten Jahren völlig zerstörte Vertrauensgrundlage zwischen Russland und dem Westen, und zunehmend auch zwischen Europa und den USA. Auch müsste China mit eingebunden werden, da dessen Mittelstreckenarsenal für Russland schon lange ein Grund war, den INF-Ausstieg zu suchen. Doch wahrscheinlich muss es erst eine neue ruinöse Rüstungsspirale geben, bevor die Vernunft zurückkehrt.
Stefan Axel Boes