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Die NATO-Aufklärungsdrohnen auf Sizilien

Von Wolfgang Asmus

Noch ist es Nacht auf der Naval Airstation Sigonella an der Ostküste Siziliens. Doch von Osten kündigt erstes morgendliches Sonnenlicht den kommenden Tag an. Geschäftiges Treiben herrscht auf dem Flugplatz. Eine NATO AGS Aufklärungsdrohne wird für den Start vorbereitet. Aufgrund der Enge des Luftraums – die zweitgrößte Stadt Siziliens, Catania, liegt nur wenige Kilometer entfernt und mit ihr auch der zivile Flugplatz Fontanarossa – waren für den Drohnenstart wieder besondere Koordinationserfordernisse zu treffen. Alles hat geklappt. Auch das Flugzeug ist technisch klar. Auf der Runway rollt die Global Hawk-Drohne der NATO in die Startposition. Groß ist sie! Mit einer Flügelspannweite von knapp 40 m übertrifft sie eine Boeing 737. Die Positionslichter blinken, das Jet-Triebwerk läuft. „Magma 10 cleared Takeoff“ erteilt der Tower über Funk die Startfreigabe. Der Pilot in der Kontrollstation, dem Cockpit am Boden, bestätigt, löst die Bremsen und gibt vollen Schub.

01 NATO Sigonella BwChristian Traêger

Foto © Bw/Christian Träger

Wie von Geisterhand rollt die Global Hawk an, beschleunigt und hebt ab, hinein in den dunklen Morgenhimmel. Kurz sieht man noch die Lichter, dann ist sie in den Wolken und nimmt Kurs ins Aufklärungsgebiet. Heute gegen Mitternacht wird sie zurückkehren. Bis dahin liefert sie Aufklärungsergebnisse, die durch Auswertespezialisten in Echtzeit zu aussagekräftigen Informationsprodukten verarbeitet werden. Der Verband, die NATO Alliance Ground Surveillance Force (NAGSF), verfügt über fünf hochmoderne Drohnen Global Hawk RQ-4D Block 40 – oder besser: Remote Piloted Aircraft der HALE-Klasse (High Altitude Long Endurance). Dieses Flugzeug kann weit entfernt von der Heimatbasis bis zu 24 Stunden operieren und liefert über Satellit in Sekunden Radardaten an die Auswertestation. Aktuell nach Sigonella, aber im Prinzip an jeden anderen beliebigen Ort. Die Daten werden umgehend aufbereitet und ausgewertet. Innerhalb kürzester Zeit steht der NATO damit Echtzeit- Information zur Verfügung. Im „Cockpit“ am Boden steuert der Pilot das Luftfahrzeug über das Mittelmeer und weiter an der NATO-Ostgrenze entlang ins Zielgebiet. Der Sensoroperateur führt letzte Sensor-Checks durch. Die Mission läuft. In der „Kabine“ dahinter bereiten sich ITSpezialisten und Auswerter ebenfalls auf die Mission vor. Bis zum Zielgebiet dauert es noch einige Stunden. Diese werden genutzt, um Vergleichsdaten vorausgegangener Missionen zu laden und zu sichten, um eventuelle Veränderungen unmittelbar abgleichen zu können.

Das Ganze ist durchaus personalintensiv. Bei komplexeren Missionen arbeiten bis zu sechzig Crew-Mitglieder in der Kabine. Das überrascht allerdings nur auf den ersten Blick. Denn genau diese Kombination aus Datenbeschaffung und unmittelbarer Auswertung ist Kernidee und Stärke der Missionsdurchführung und ein Alleinstellungsmerkmal dieses Aufklärungsverbandes. Weltweit ist derzeit keine andere Organisation in der Lage, Vergleichbares zu leisten. Damit verfügt die NATO alleinig über ein Adhoc- Luft-Boden-Aufklärungsmittel, das im Verbund mit den bestehenden Aufklärungsmitteln eine zuvor bestehende Lücke schließen konnte. Es ist kein Geheimnis, dass die NATO und mit ihr viele westliche Staaten vom russischen Überfall auf die Halbinsel Krim 2014 überrascht wurden. Die permanente Überwachung von Interessensgebieten, seit 2021 nun auch durch die Drohnen der NAGSF, trägt wesentlich dazu bei, solche und ähnliche Überraschungen heute und künftig zu vermeiden.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in HHK 1/2023!

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