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Generalleutnant Gerald Funke im intensiven Gespräch mit Chefredakteur Michael Horst. (Foto © Bw/Susanne Hähnel)

Kohäsion kann nicht einfach befohlen werden – sie muss gelebt werden

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Interview mit Generalleutnant Gerald Funke, Befehlshaber Unterstützungskommando der Bundeswehr

Herr General, was fordert den Befehlshaber des Unterstützungskommandos dienstlich zurzeit besonders?

Was mich besonders fordert – und das unterscheidet mich nicht von den Inspekteuren der Teilstreitkräfte und den nachgeordneten Kommandeuren – ist das Thema Kriegstüchtigkeit in Zeiten eines sich wandelnden Sicherheitsumfeldes. Jeden Morgen stellt sich die Frage: Was wurde gesagt? Was hat sich verändert? Das zeigt, dass die Frage der Kriegstüchtigkeit drängender denn je ist. Aber was genau verstehen wir darunter? Wie setzen wir das um? Wie können wir schnell genug reagieren und die Menschen darauf vorbereiten? Diese Fragen beschäftigen mich täglich.

Das ist jedoch keine Besonderheit des Unterstützungsbereichs. Fragen Sie die Inspekteure der anderen Bereiche, diese werden Ihnen Ähnliches berichten. Bezogen auf meinen Verantwortungsbereich liegt eine meiner zentralen Aufgaben seit dem 1. Oktober 2024 im Aufbau des Unterstützungskommandos der Bundeswehr. Dieses Kommando ist der Stab des Unterstützungsbereichs und hat 750 Dienstposten. Die Besetzung läuft gut, sodass wir zum 1. April dieses Jahres die volle Einsatzfähigkeit (Red.: Full Operational Capability, FOC) des Stabes melden werden. Zum selben Zeitpunkt wird auch die Truppe offiziell unterstellt. Diese wird am Ende 55.000 Menschen umfassen, bestehend aus Teilen der bisherigen Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Sanitätsdienst. Außerdem werden zahlreiche Einzeldienststellen aus dem bisherigen Territorialen Führungskommando, beispielsweise die Jugendoffiziere, die Familienbetreuungsorganisation und viele andere Einheiten, in den Unterstützungsbereich eingegliedert. Auch Truppenübungsplätze sowie das Planungsamt der Bundeswehr werden ab dem 1. April 2025 integriert. Insgesamt setzen sich diese 55.000 Menschen aus etwa 20 Prozent zivilen Mitarbeitenden und einer Mehrheit von Soldatinnen und Soldaten zusammen. Damit wird der Unterstützungsbereich nach dem Heer der zweitgrößte Organisationsbereich der Bundeswehr – deutlich größer als Luftwaffe, Marine sowie Cyber- und Informationsraum (CIR).

Eine der zentralen Herausforderungen ist es, eine gemeinsame Identität und Zugehörigkeit zu schaffen – ich nenne das Kohäsion. Wie können wir sicherstellen, dass sich alle Beteiligten möglichst schnell mit dem Unterstützungsbereich identifizieren? Gleichzeitig ist es mir wichtig zu vermitteln, dass alle bisherigen Leistungen wertgeschätzt werden – unabhängig davon, aus welchem Bereich jemand stammt. Alle haben in ihren bisherigen Funktionen wertvolle Arbeit geleistet. Diese Wertschätzung ist ein zentraler Bestandteil der Kohäsion. Kohäsion kann nicht einfach befohlen werden – sie muss gelebt werden.

Das ist eine Herausforderung, aber eine essenzielle Aufgabe für den erfolgreichen Aufbau des Unterstützungsbereichs. Abschließend ist für mich auch die eigene Gesprächsfähigkeit in den unterschiedlichen Bereichen von großer Bedeutung. Während meiner Zeit als Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr war ich mit diesem Fachgebiet bestens vertraut. Nun muss ich mich in die Vielfalt der Fähigkeiten des Unterstützungsbereichs tiefgreifender einarbeiten – vom Sanitätsdienst über die ABC-Abwehr, die Feldjäger, die Logistik bis hin zur Zivil-Militärischen Zusammenarbeit, die zukünftig als Kommando ZMZ firmiert. Mein Ziel ist es, in all diesen Bereichen nicht nur gesprächsfähig, sondern auch auskunfts- und beurteilungsfähig zu sein. Das ist meine persönliche Verpflichtung.

Das ist durchaus eine Herausforderung, gerade in der Kürze der Zeit. Viel Glück dabei und immer gute Entscheidungen.

Danke, danke, das kann ich sicher immer gut gebrauchen.

Welche wesentlichen Gründe gab es denn für die Aufstellung dieses Unterstützungskommandos?

Es geht um eine grundlegende strategische Entscheidung, die eng mit der Landes- und Bündnisverteidigung sowie der Kriegstüchtigkeit verknüpft ist. Das Ziel des Ministers, unser Ziel, ist es, uns angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Lage noch effektiver und effizienter aufzustellen – in genau dieser Reihenfolge. Die Entscheidung zur Aufstellung des Unterstützungsbereiches wurde bereits im letzten Jahr um Ostern getroffen, unabhängig von den jüngsten Entwicklungen in den USA.

Was sich jedoch bereits damals abzeichnete, war eine deutlich erhöhte Kriegsgefahr – die höchste, die ich in meinen über 40 Dienstjahren erlebt habe. Ich spreche dabei nicht von einer hohen Wahrscheinlichkeit eines Krieges, sondern davon, dass die Gefahr größer ist als jemals zuvor in den letzten Jahrzehnten. In diesem Kontext muss die Bundeswehr besser auf die Anforderungen der Landes- und Bündnisverteidigung sowie auf das Verständnis von Kriegstüchtigkeit vorbereitet werden. Dabei darf man die Aufstellung des Unterstützungsbereiches nicht isoliert betrachten, sondern als Teil einer umfassenden Reorganisation. Zum einen ist hier die Stärkung der Rolle der nachgeordneten Fähigkeitskommandos zu sehen, zum anderen aber auch die Veränderungen auf operativer Ebene, wo aus dem Territorialen Führungskommando und dem Einsatzführungskommando das neue Operative Führungskommando entsteht. Ein wesentlicher Unterschied zum bisherigen Einsatzführungskommando besteht darin, dass sich das Operative Führungskommando künftig ausschließlich auf die operative Führung konzentriert, während die taktische Ebene von den militärischen Organisationsbereichen übernommen wird.

Das komplette Interview lesen Sie in Ausgabe 2/25 des HHK!

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