Berlin, 16. Januar 2018 – Generalmajor Knappe war seit Juli 2015 Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben. Im Januar 2018 endet seine Dienstzeit in Berlin, er wird als Kommandeur in das Multinationale Kommando Operative Führung nach Ulm wechseln.
Nach rund zweieinhalb Jahren in Berlin ist es damit Zeit, Bilanz zu ziehen; obwohl er das eigentlich nicht richtig findet.
Herr General, wie fällt Ihre Bilanz als Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben aus? Ich mag es eigentlich nicht, Bilanz zu ziehen, weil das dem Thema nicht ganz gerecht wird. Bilanz bezieht sich für mich auf das Bestehen des Kommandos. Das Kommando hat sich unmittelbar nach seiner Aufstellung im Januar 2013 unter meinem Vorgänger in einem Hochwassereinsatz erstmals ausgesprochen bewährt. Dann hat es zum Auftakt meiner Führung in der Flüchtlingsunterstützung zwischen 2015 und 2016 deutschlandweit ein enormes Maß an Anerkennung bekommen. Beide Unterstützungsleistungen wurden hier im Kommando koordiniert. Aber es war nicht das Kommando, sondern es waren die Soldatinnen und Soldaten und unsere zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Hilfeleistungen erbracht haben. Beides hat zu einem hohen Ansehen und zu großer Dankbarkeit geführt.
„Die Leistung des Stabes, macht die Stärke eines solchen Kommandos aus.“ / © KdoTA/Akbar
Aber auch die Diskussion um einen Bundeswehr-Einsatz im Innern spielte in Ihrer Amtszeit eine Rolle. Das hat unter anderem die Stabsrahmenübung GETEX gezeigt, die wir im März dieses Jahres mit sechs Bundesländern absolviert haben, und die wir nun auf Ebene der Bundesländer fortsetzen. Die Bundesländer sehen die Unterstützung durch die Bundeswehr im Innern nach Artikel 35, Absatz 2 des Grundgesetzes als einen Bereich an, den man unbedingt beüben muss. Das zeigt, dass unser Aufgabenpaket wichtig, akzeptiert und anerkannt ist.
Ein weiterer Bilanzpunkt ist der Host Nation Support, kurz: HNS. Das Thema war vor allem im Herbst dieses Jahres von großer Bedeutung. Die Aufgaben in diesem Bereich sind für uns deutlich größer geworden. Auch dabei sind wir unterhalb des Kommandos Streitkräftebasis die durchführende Ebene. Grund für die wachsende Bedeutung sind die Verlege-Operationen unserer Verbündeten durch Deutschland. Sie erfordern einen enormen Koordinationsaufwand. Das geschieht durch das Kommando Territoriale Aufgaben, aber auch mit Unterstützung durch Feldjäger und dem Logistikkommando; dazu kommt die Nutzung von Truppenübungsplätzen für Zwischenstopps, Unterkunft und Verpflegung. Dabei entsteht ein großes Informationsbedürfnis sowohl auf Seiten der Bundesländer als auch auf Seiten der Öffentlichkeit; zumindest überall dort, wo die Truppenbewegungen sichtbar werden. Auch das gilt es gemeinsam mit den Verbündeten zu koordinieren. Host Nation Support rundet so das Bild ab, das meine Amtszeit als Kommandeur hier geprägt hat.
Kommen wir zum Thema Reserve. Auch hier hat sich im Laufe Ihrer Dienstzeit einiges getan. Das betrifft vor allem die allgemeine Reserve. Mit Blick auf die Aussetzung des Grundwehrdienstes und den Umstand, dass es immer weniger Bürger bei uns geben wird, die Bundeswehr erlebt haben, ist uns jeder Reservist auch ein wichtiger Multiplikator. Wir müssen uns deshalb in zunehmendem Maße auch um Ungediente kümmern und Angebote machen, damit auch Ungediente Reservisten werden können. Sie müssen nicht unbedingt beordert, sondern können Teil der allgemeinen Reserve werden. So wie der ein oder andere zum Technischen Hilfswerk, zum Roten Kreuz oder zu den Johannitern geht, sollten auch wir als Bundeswehr Ungedienten eine Möglichkeit bieten, sich zu engagieren und teilzuhaben. Wenn wir den einen oder anderen damit auch für eine Beorderung gewinnen könnten, dann wäre das umso schöner.
Welcher Aspekt liegt Ihnen noch am Herzen, was würden Sie gerne noch ansprechen? Das Kommando Territoriale Aufgaben wird in 2018 fünf Jahre alt. Mit diesem Kommando wurde ein Kompetenzbereich geschaffen – territoriale Aufgaben, zivil-militärische Zusammenarbeit, Host-Nation-Support – der als solcher von der zivilen Verwaltung und den Blaulichtorganisationen wahrgenommen wird. In diesem Kompetenzbereich hat sich das Kommando Territoriale Aufgaben durchweg bewährt. Das hat nichts mit mir als Kommandeur oder meinem Vorgänger zu tun. Dass unsere Kompetenz Wert geschätzt und auch gerne in Anspruch genommen wird, hat vielmehr mit der kontinuierlichen Arbeit zu tun und vor allem mit den Angehörigen des Kommandos und seines nachgeordneten Bereichs – und darauf dürfen die Soldatinnen und Soldaten und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Recht stolz sein.
So kann man also doch von einer positiven Bilanz sprechen? Wenn man am Ende eine Bilanz zieht, dann ist die meist ereignisorientiert. Das reicht aber nicht ganz aus. Was eigentlich herauszustellen ist, ist die Leistung, die die Soldatinnen und Soldaten, die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch die Reservisten erbringen. Es ist die Leistung des Stabes, die die Qualität ausmacht und die die Kontinuität sichert. Das kann man nicht genug herausstellen, denn das macht die Stärke eines solchen Kommandos aus. Als Kommandeur ist man nur eine begrenzte Zeit am Schlagzeug. Wenn ich weg bin, wird mein Nachfolger das mindestens genauso gut machen. So wie ich in Anspruch nehme, das gut – oder annähernd so gut – gemacht zu haben, wie mein Vorgänger.
© Kommando Territoriale Aufgaben / Susanne Lopez