Ihre Sucheingabe

[naviPost_search]

Software Defined Defence

Software Defined Defence (SSD) (Foto ©BMVg )
Login für Abonnenten

Erhalten Sie jetzt einen Zugang zu den Magazinen von Hardthöhenkurier:

Partner unsere Sonderpublikationen

AFCEA Sonderpublikationen

„Software Defined Defence“ (SSD) als neues zentrales Paradigma für die Entwicklung der Streitkräfte der Zukunft hat das Ziel, die enormen Potenziale von Software für die flächendeckende Steigerung der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr zu nutzen. Eine Begrenzung auf zukünftige Plattformen und Waffen greift dabei zu kurz, da auch eingeführte Systeme von den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt profitieren sollten.

Digitalisierung verändert zunehmend und in immer größerer Geschwindigkeit sämtliche Lebensbereiche der Gesellschaft. Hierfür verantwortlich ist insbesondere die rasante Weiterentwicklung von Software in immer kürzeren Zyklen, zunehmende Datenmengen sowie exponentiell steigende Rechenkapazitäten. In der Privatwirtschaft wirkt sich Software disruptiv auf ganze Branchen aus, unter anderem durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Keiner kann sich mehr dem Einfluss und einer Abhängigkeit von Software entziehen, seien es Apps auf dem Smartphone, Entertainment-Systeme im Auto oder die Steuerung der Haustechnik. Auch in den Streitkräften hat die Bedeutung stetig zugenommen. Nahezu alle Waffensysteme, beispielsweise Panzer, Schiffe oder Flugzeuge, könnten ohne entsprechende Software ihre Fähigkeiten nicht entfalten und wären damit für die Auftragserfüllung nicht geeignet.

Aber in der Wahrnehmung und damit auch in Rüstung und Beschaffung steht immer noch die Plattform mit ihren physikalischen Eigenschaften und weniger die Software im Fokus der Betrachtung. SDD schafft die Voraussetzungen, um schnell auf sich ändernde Bedrohungen durch reine Anpassungen von Software bestenfalls ganz ohne physische Hardware-Modifikationen reagieren zu können. Im Kern geht es um eine Verschiebung des Fokus hin zu mehr modularisierten und wiederverwendbaren softwarebasierten Komponenten. Verbesserungen der Fähigkeiten und der Leistungsfähigkeit von Plattformen und Waffensystemen erfolgen lageangepasst über rasche Änderungen an der Software.

Auch Fähigkeitsgewinne durch neue Software und Vernetzung bisher nicht interagierender Systeme können schneller als in herkömmlichen Systementwicklungszyklen erreicht werden. Inkrementelle Vorgehensmodelle, hohe Agilität sowie Flexibilität der Softwareentwicklung können damit auch bei Waffensystemen zur Anwendung kommen. Eine digitale Ertüchtigung von Systemen ist hierfür von entscheidender Bedeutung.

Potenziale von Software Defined Defence

Mit der Umsetzung von SDD als zentralem Leitprinzip für die zukünftige Streitkräfteentwicklung können eine Vielzahl von Potenzialen und Mehrwerten erschlossen werden. Dank kurzer Entwicklungszyklen von Software kann die Leistungsfähigkeit insbesondere von Führungs-, Informations- und Waffensystemen der Bundeswehr deutlich schneller gesteigert werden. Denn mit Software lassen sich viel zügiger größere Sprünge in der Fähigkeitsentwicklung erreichen, als dies bei physischen Systemkomponenten möglich wäre. Die Möglichkeit und Notwendigkeit, immer größere Datenmengen zu erfassen, erfordert eine hochprofessionelle Datenverarbeitung. Software Defined Defence schafft die Voraussetzungen, die Daten- und Informationsflut nicht nur beherrschbar zu machen, sondern zum Vorteil der Bundeswehr zu nutzen. Denn mit zeitgemäßer Software und Unterstützung durch KI lassen sich die Daten zahlreicher Sensoren in kürzester Zeit zu aussagekräftigen, hochqualitativen Informationen verdichten und eine Überlegenheit im militärischen Entscheidungsprozess generieren. Deutliche Potenziale liegen in einem effizienteren Einsatz der begrenzten personellen Ressourcen. Die Möglichkeiten der Automatisierung durch Software sind immens, wobei menschliche Akteure nichtsdestotrotz alle Entscheidungen treffen (Human in the loop by design). Angesichts steigender Datenmengen und begrenzter personeller Ressourcen ist Automatisierung für die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr nicht nur erfolgskritisch, sondern alternativlos. Last but not least sind auch die finanziellen Ressourcen zu erwähnen. Steigende Kosten für neue und insbesondere für im Betrieb befindliche Waffensysteme sowie erhöhte Leistungsanforderungen an die Bundeswehr erfordern dringend die Ausschöpfung der nicht beziehungsweise nicht umfänglich genutzten Potenziale der Legacy-Plattformen, um die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr zu relativ geringen Kosten zu steigern.

Umsetzung von Software Defined Defence

Schon die kleine Auswahl von offensichtlichen Potenzialen zeigt, dass die Umsetzung von SDD für die und in der Bundeswehr erfolgen muss. Die Abteilung Cyber- und Informationstechnik des BMVg hat dafür den Lead übernommen. Ein erster wesentlicher Schritt ist die Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses und einer Zielvorstellung für dieses umfassende Thema. Mit einem Team von fachlich zuständigen Stellen wurden verschiedene Workshops und Veranstaltungen zu übergreifenden, aber auch detaillierten Aspekten durchgeführt. Die Erkenntnis, dass SDD der Weg ist, um viele aktuelle Herausforderungen anzugehen, ist dabei breiter Konsens. Als Ergebnis ist ein Konzept entstanden, welches in Kürze erlassen werden wird.

Von Kapitän zur See Daniel Prenzel, Bundesministerium der Verteidigung – Abteilung C

Im neuen HARDTHÖHENKURIER lesen Sie den ganzen Beitrag.

Verwandte Themen: