Als Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022 mit seiner Rede im Deutschen Bundestag die „Zeitenwende“ einläutete, war dies auch ein Startschuss für die weitere Umstrukturierung und Umgliederung der Streitkräfte.
Für das Heer bedeutete dies nicht nur die Umstrukturierung von Großverbänden der Ebene Division und damit die Aufstellung zusätzlicher Divisionstruppen mit zum Beispiel je einem Aufklärungs-, Pionier-, und Versorgungsbataillon, sondern auch die Umstrukturierung der Brigaden. Im Verantwortungsbereich der 10. Panzerdivision (10. PzDiv) wurde dazu bereits im Jahr 2024 durch Neuaufstellung und Unterstellungswechsel jeder Brigade ein Artilleriebataillon unterstellt. Zudem mussten im Zuge der Umstrukturierung der Divisionsstäbe diese um über 40 Dienstposten verkleinert werden. Das Dezernat Joint Fire Support Coordination Group in der Generalstabsabteilung 3/5 erfuhr dahingegen einen personellen Aufwuchs. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die Planung und Koordinierung des Einsatzes der im Einsatzraum verfügbaren nationalen und multinationalen bodengebundenen und luftgestützten Wirkmittel.
Als „Division 25“ steht die 10. PzDiv der NATO seit dem 1. Januar 2025 in unterschiedlichen militärischen Bereitschaftsgraden zur Bündnisverteidigung zur Verfügung. Das übergeordnete Ziel hierbei ist, aus einer Grundaufstellung heraus kaltstartfähig, also ohne zusätzliche Personal- und Materialbewegungen in einen Einsatzraum verlegen zu können.
Streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung 10. Panzerdivision
In den letzten circa 20 Jahren bestand die Rolle der Ebene Division vornehmlich darin, im Auslandseinsatz und in der Landes- und Bündnisverteidigung die Brigaden dazu zu befähigen, den Close Fight (Kampftruppe gegen Kampftruppe) führen zu können. Die Divisionen hatten keine Kräfte zur streitkräftegemeinsamen taktischen Feuerunterstützung (STF) und damit keine Mittel, um in den rückwärtigen Raum (Division Rear) und in den tiefen Raum (Division Deep) wirken zu können. Durch die bereits angesprochenen Umstrukturierungen kann die Division dies nun (wieder) sicherstellen, wobei im Folgenden auf den Kampf in der Tiefe fokussiert wird. Dieser wird im Schwerpunkt durch die Kräfte des Divisionsaufklärungs- und Divisionsartilleriebataillons geführt, um feindliche Kräfte bereits in der Tiefe aufzuklären und anschließend zu verzögern, abzunutzen oder zu zerschlagen. Damit soll ein günstiges Kräfteverhältnis für den Kampf der Brigaden im Close Fight generiert werden. Artillerie, Flugabwehr, logistische Einrichtungen und Gefechtsstände stellen dabei häufig die wichtigsten gegnerischen Ziele dar und werden auf einer High Payoff Target List zur Bekämpfung nominiert.
Um diesen Auftrag erfolgreich umsetzen zu können, verfügt die 10. Panzerdivision mit dem Artillerielehrbataillon 345 in Idar-Oberstein über ein Divisionsartilleriebataillon, welches so gegliedert ist, dass es den Kampf in der Tiefe erfolgreich führen kann. Möglich ist dies durch den Raketenwerfer MARS II; der Verband verfügt über eine Batterie mit vier Zügen mit jeweils vier Raketenwerfern. Neben Raketen des Typs Guided Multiple Launch Rocket System (GMLRS) mit einer Reichweite von 84 Kilometer können auch Minenraketen zur Verbringung einer Wurfminensperre mit einer Reichweite von bis zu 38 Kilometer verschossen werden. Die Panzerhaubitze 2000 ist das zweite Wirkmittel; der Verband verfügt über zwei Batterien mit jeweils drei Zügen mit je drei Geschützen. Mit der neu beschafften Munitionsfamilie Assegai ist hier eine Schussweite von bis zu 40 Kilometer mit HE-Geschossen (High Explosive) möglich. In der 2. Batterie werden die Aufklärungsmittel geführt. Diese sind im Detail das Artillerieortungsradar COBRA (Counter Battery Radar, zur Zielortung von gegnerischer Artillerie und Durchführung des reaktiven Counter Battery Fire), das Kleinfluggerät Zielortung (KZO, in Zukunft ersetzt durch HUSAR, Hocheffizientes Unbemanntes System zur Aufklärung mittlerer Reichweite) mit einer Eindringtiefe von rund 100 Kilometer (unter anderem zur Durchführung des proaktiven Counter Battery Fire) und das Schallmesssystem, das als passives und damit nicht aufzuklärenden Systems bis zu 18 Kilometer tief aufklären kann.
Waren alle Artilleriebataillone innerhalb der 10. Panzerdivision wegen der auf internationalem Krisenmanagement ausgerichteten Struktur der Division grundsätzlich gleich gegliedert, gibt es jetzt entscheidende Unterschiede in den Fähigkeiten zwischen Divisions- und Brigadeartilleriebataillonen. Dies ist darin begründet, dass die Brigadeartillerie die Feuerunterstützung der Kampftruppenbataillone sicherstellt, wozu andere Fähigkeiten als auf Divisionsebene notwendig sind. Die Umsetzung dieser Konzeption hatte zur Folge, dass neben der Versorgungs- nur noch zwei schießende und eine Feuerunterstützungsbatterie in der Struktur eines Brigadeartillerieverbands ausgebracht sind.
In der 10. Panzerdivision als Division 25 stellen das (Panzer-) Artilleriebataillon 131, das Panzerartilleriebataillon 375, das zukünftige Panzerartilleriebataillon 455 und die 41. Afdeling Veldartillerie (Feldartillerieabteilung der Niederländer) diese Verbände. Im Oktober 2023 wurde das Panzerartilleriebataillon 375 am Standort Weiden in der Oberpfalz neu aufgestellt, nachdem es im Zuge der auf internationalem Krisenmanagement (IKM) ausgerichteten Strukturanpassungen der deutschen Artillerie im Jahr 2005 aufgelöst worden war. Mit dieser Neuaufstellung erhielt die Panzergrenadierbrigade 37 einen eigenen Artillerieverband. Die zwei schießenden Batterien haben ihren Schwerpunkt in der indirekten Feuerunterstützung durch die Bekämpfung von Punkt- und Flächenzielen mit der Panzerhaubitze 2000. Die Feuerunterstützungsbatterie leistet mit ihren Joint Fire Support Teams und Joint Fire Support Coordination Teams (diese werden auch als STF-Koordinierungselemente bezeichnet) und den Artilleriebeobachtungsradaren einen Beitrag zur artilleristischen Aufklärung.



