Interview mit Thomas M. Meyer, Key Account Manager W.L. Gore & Associates GmbH
Herr Meyer, welche besonderen Herausforderungen prägen aktuell Ihr Geschäft?
Die Zeitenwende hat eine große Nachfrage nach persönlicher Schutzausrüstung für Soldatinnen und Soldaten ausgelöst. Aktuell bekommt sie weiteren Schwung. Daher arbeiten wir unter Hochdruck daran, die NATO-Streitkräfte – darunter auch die Bundeswehr – schnellstmöglich mit unseren Spezialtextilien für Bekleidung und Schuhen zu beliefern. Und in diesem Zuge unsere Lieferfähigkeit weiter zu steigern, indem wir unsere Lieferketten dieser hohen Nachfrage anpassen.
Welche Ziele verfolgen Sie bei der Ausstattung der Bundeswehr und der Institutionen mit Sicherheitsaufgaben, und wo setzen Sie Schwerpunkte in der Firma?
Unser Ziel ist es, einen Beitrag für die Verteidigungsfähigkeit der Streitkräfte und der NATO-Armeen insgesamt angesichts der neuen Bedrohungslage zu leisten. Dazu gehört vor allem, neueste Technologien schnell in die Truppe zu bringen. Ein konkretes Beispiel: Die Deutsche Marine modernisiert aktuell ihre Einsatzbekleidung, die Ausschreibung wurde gerade abgeschlossen. Die Beschaffungszeit betrug nur drei Jahre. Wir werden in diesem Zuge die technischen Funktionstextilien für das neue modulare Bekleidungssystem der Marinesoldatinnen und -soldaten liefern. Es umfasst mehrere Lagen vom Combat Shirt bis zur Kälteschutzjacke. Noch in diesem Jahr werden wir mit der Auslieferung der Funktionstextilien für hochfunktionale, wetterfeste und flammhemmende Bekleidung für 11.000 Marinesoldatinnen und -soldaten starten.
Welche Philosophie verbirgt sich denn hinter dem modularen Bekleidungskonzept der Firma Gore?
Militärische Bekleidung und persönliche Ausrüstung sollten immer als System gedacht werden, in dem die Schichten modular und funktionell aufeinander abgestimmt sind. Je nach Einsatz, Wetterbedingungen und Klimazone ergibt sich flexibel ein Optimum an Schutz, Tragekomfort und Bewegungsfreiheit. Das ist im Übrigen nicht komplett neu: Dieser Systemgedanke hat sich bei der Bundeswehr als „Zwiebelschalenprinzip“ schon in den 1980er-Jahren mit der Einführung des Feldbekleidungssystem 90 bewährt und wurde auch bei den weiteren Entwicklungen wie dem Kampfbekleidungssatz Streitkräfte konsequent beibehalten.
Im System lassen sich so neue Technologien in ein bereits bestehendes Bekleidungssystem leichter integrieren und über die Zeit ergänzen wie bei einem Update von Software. Bezogen auf den Auftrag für die Marine gehören dazu Nässeschutzjacke und -hosen in Marineblau für den Einsatz unter rauen Wetterbedingungen. Ergänzt wird die Ausstattung durch den Bord- und Gefechtsanzug mit Jacke, Hose und Combat Shirt. Eine Kälteschutzjacke sorgt zusätzlich für Wärmeisolierung bei niedrigen Temperaturen.
Wie steht es um Haltbarkeit und Nachhaltigkeit bei Ihren Produkten?
Wir wissen, dass gerade im Textilbereich die lange Nutzung und Lebensdauer von Produkten ein großer Hebel für mehr Nachhaltigkeit ist. Einfach gesagt: Je länger ein Produkt genutzt wird, desto geringer ist sein ökologischer Fußabdruck. Gore-Tex-Produkte haben nicht umsonst eine hohe Reputation für sehr robuste und haltbare Materialien. Gleichzeitig minimieren wir auch konstant den Ressourcenverbrauch in der gesamten Herstellungskette. So kommt schon heute der gesamte von Gore Fabrics bezogene Strom, den wir zu großen Teilen auch selbst produzieren, aus erneuerbaren Energiequellen.
Das komplette Interview lesen Sie in Ausgabe 2/25 des HHK!
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