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Die neue Rolle des britischen Heeres in Deutschland

Die Großübung „Cerberus 22“ diente der Erprobung und Zertifizierung von gleich fünf britischen Brigadehauptquartieren. (©Crown copyright)
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Von Prof. Dr. Christian Führer, Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim

Auch nach dem Abzug seiner letzten Heeresbrigade aus Deutschland 2019 ist Großbritannien in Zentral und Osteuropa militärisch aktiv geblieben. Wo einst große stehende Verbände der British Army of the Rhine (BAOR) das Bild prägten, stehen nun jedoch der multinationale Übungsbetrieb mit NATO-Verbündeten und die Aufrechterhaltung einer glaubwürdigen Aufwuchsfähigkeit für den Krisenfall im Mittelpunkt.

Gegen Ende des Kalten Krieges bestand die damalige britische Rheinarmee auf deutschem Boden aus rund 55.000 Soldaten, die den Kern der britisch geführten NATO-Heeresgruppe Nord (NORTHAG) mit Hauptquartier in Mönchengladbach-Rheindahlen bildeten. Das unter dem Kommando von NORTHAG stehende I. (UK) Corps der BAOR sollte im Falle einer Invasion durch Kräfte des Warschauer Paktes zusammen mit je einem belgischen, deutschen und niederländischen Korps einen etwa 200 km breiten Streifen zwischen Kassel und Hamburg verteidigen. Zu diesem Zweck unterstanden dem I. (UK) Corps in Bielefeld 1989 drei Divisionen mit zusammen acht Kampfbrigaden (eine weitere in Großbritannien), die sich auf Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verteilten und von starken Artillerie-, Aufklärungs-, Heeresflieger- und Pionierkräften unterstützt wurden. Hinzu kamen ein bis an die Kanalküste reichendes Netzwerk an Nachschubeinheiten einschließlich einer kurzfristig verlegbaren Sicherungsdivision in Großbritannien und die fliegerischen Kräfte der Royal Air Force Germany mit zusammen 140 Abfangjägern und Jagdbombern.

Geschichte eines Truppenabzugs

Das im Sommer 1990 verabschiedete Programm „Options for Change“ leitete ab 1992 einen umfangreichen Truppenabzug aus Deutschland ein, an dessen Ende 1995 nur eine Division am Standort Herford mit drei Kampfbrigaden an den Standorten Osnabrück/ Münster, Bergen-Hohne/Fallingbostel und Paderborn/ Gütersloh sowie ein Unterstützungskommando übrigblieben, alles in allem rund 23.000 Soldaten. BAOR, NORTHAG und das I. (UK) Corps wurden im Zuge dieser Umstrukturierungen zwischen 1992 und 1994 aufgelöst, an ihre Stelle traten das United Kingdom Support Command (Germany) (ab 2012 British Forces Germany) und das multinationale Allied Rapid Reaction Corps (ARRC) unter britischer Führung, beide in Mönchengladbach. In den folgenden Jahren wurden diese Strukturen vor dem Hintergrund immer neuer Reformvorhaben britischer Regierungen weiter ausgedünnt. Ende der 1990er-Jahre mussten die drei Kampfbrigaden je eines ihrer zwei Panzerbataillone abgeben, 2009 wurde die Kampfbrigade aus dem Raum Osnabrück/ Münster abgezogen, im Sommer 2010 schließlich das ARRC-Hauptquartier nach Innsworth in Gloucestershire verlegt. Die „Strategic Defence and Security Review“ vom Oktober 2010 brachte dem britischen Heer dann erneute Einschnitte, darunter 40 Prozent Streichungen bei den Kampfpanzern und 35 Prozent bei der schweren Artillerie. Im Zuge dieser Reduzierungen wurde nun auch der Abzug der noch verbliebenen rund 15.000 Heeresangehörigen aus Deutschland bis 2020 bekanntgegeben.


Der Chief of the General Staff General Sir Mark Carleton-Smith (links) und der Inspekteur des Heeres Generalleutnant Alfons Mais beim Gründungsappell des Deutsch/Britischen Pionierbrückenbataillons 130 in Minden 2021. (©Crown copyright)

 

Die folgenden Jahre waren von Garnisonsschließungen geprägt, gleichzeitig konsolidierte man die Heereskräfte um die 20th Armoured Brigade im Raum Paderborn/Gütersloh mit dem großen Truppenübungsplatz Sennelager. Mitten in die Abzugsvorbereitungen für die letzten Einheiten platzte dann im Sommer 2018 die überraschende Meldung, dass das britische Heer doch nicht vollständig aus seinem letzten Großstandort Paderborn abziehen würde, stattdessen sollten dort gut 185 Soldaten, 60 Zivilangestellte und einige hundert Familienangehörige weiterhin in zwei Kasernenkomplexen verbleiben. Mittlerweile ist Paderborn (genauer: Paderborn-Sennelager) zusammen mit einem Depot in Mönchengladbach und einem Teil des Bundeswehrdepots Wulfen (Munitionsversorgungszentrum West) zu einem wichtigen Standbein des britischen Heeres geworden. Hinzu kommt der allerdings recht kleine britische Anteil am Deutsch/ Britischen Pionierbrückenbataillon 130 in Minden.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe!

 

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