Bad Reichenhall, 05. Mai 2021 – Um für zukünftige Übungen im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung nichts dem Zufall zu überlassen, führte die Gebirgsjägerbrigade 23 – unter Leitung des Brigadekommandeurs – auf dem Ingolstädter Übungsplatz durch das Gebirgspionierbataillon 8 an der Donau eine zweitägige Offizier- und Unteroffizierweiterbildung durch. Im Rahmen der Übung „Angriff über ein breites Gewässer“ nahmen Teilnehmer aus allen unterstellten Bataillonen und Einheiten der Brigade sowie Soldaten weiterer Verbände der Bundeswehr an der Weiterbildung teil.
Die Amphibie M3 als 4-fach-Fähre. (Foto: Christian Kunerl)
Pandemiebedingt wurde die Veranstaltung auf zwei Tage gelegt, um so die Stationsausbildungen in kleineren Gruppen mit Abstand und Maske durchführen zu können. Vom Feldwebel bis zum Oberst waren Gebirgsversorger, Gebirgsaufklärer und Gebirgsjäger aus den verschiedenen Standorten der Brigade nach Ingolstadt zu den Gebirgspionieren gereist.
Taktikbesprechung am Sandkasten
An verschiedenen Stationen wurde jeweils am Vormittag eine taktische Grundlagenschulung durchgeführt. Den Anfang machte der Kommandeur der Gebirgspioniere, Oberstleutnant Marc Rabenschlag, persönlich. An einem sogenannten Sandkasten, bei dem das Übungsgebiet als Miniatur dargestellt wird, erarbeitete Oberstleutnant Rabenschlag zusammen mit den Teilnehmern die taktische Vorgehensweise zum Überqueren eines breiten Gewässers.
Vorstellung der pionierspezifischen Fahrzeuge
An der zweiten Station wurden den Teilnehmern in einer beeindruckenden Vorführung einige Fahrzeuge der Ingolstädter Pioniere und ihre Einsatzbereiche dargestellt. Der Pionierpanzer Dachs zeigte, wie schnell eine aus Erde aufgeschütteter Panzergraben beseitigt werden kann. Der Aufbau einer Panzerschnellbrücke wurde durch den Brückenlegepanzer Biber vorgeführt. Um auf matschigen Untergründen am Gewässerrand besser voran zu kommen, legte ein Spezialfahrzeug eine Faltstraße aus zusammengesetzten Aluminiumteilen aus. Den Aufbau einer bis zu 46 Meter Spannweite langen Faltfestbrücke können sechs Soldaten in rund 90 Minuten bewerkstelligen. Ein ganzer Zug besteht aus zwei Verlegefahrzeugen sowie sechs Transportfahrzeugen. Mit einer Traglast von 110 Tonnen können zwei Leopard-Panzer im Abstand von 2,5 Metern die Faltfestbrücke befahren.
Pioniere aus Minden unterstützen mit dem Bau einer Fähre
Soldaten der 5. Kompanie vom Schweren Pionierbataillon 901 waren mit ihren Amphibienfahrzeugen vom Typ M3 per Bahntransport aus Minden in Nordrhein-Westfalen angereist, um die Schanzer Pioniere bei der Weiterbildung zu unterstützen. An der Station „Amphibie“ zeigten die Mindener Pioniere, wie aus den M3-Fahrzeugen eine Fähre in verschiedenen Längen zusammengestellt werden kann. Die 26 Tonnen schweren Fahrzeuge können auch miteinander zu einer Brücke verbunden werden.
Dies zeigten die Pioniere u.a. bei der NATO-Übung „Anaconda 2016“ in Polen. Zusammen mit britischen Pionieren – nur Briten und Deutsche sind innerhalb der NATO mittels der M3 zu so einem Brückenbau in der Lage – bauten sie eine 350 Meter lange Brücke aus 30 Fahrzeugen in nur 30 Minuten. Dies brachte ihnen einen Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde. bParallel zur Vorstellung der Amphibie M3 wurde den Teilnehmern an den Rampen zur Donau das schnelle Besetzen von Schlauchbooten mit Personal und Material vorgeführt.
Soldaten beladen das Schlauchboot mit Waffen und Gepäck. (Foto: Christian Kunerl)
Um Vorauskräfte möglichst schnell zur Bildung eines Brückenkopfs an das andere Ufer zu bringen, sind diese schnellen und wendigen Boote bestens geeignet. Sie werden so nah wie möglich mit Fahrzeugen an den Uferbereich gebracht, um dann die letzten Meter per Muskelkraft ins Wasser gelassen zu werden. Neben dem Bootssteuerer und dem An- bzw. Ableger können so bis zu vier Soldaten mit Waffen und Gepäck innerhalb weniger Minuten ein Gewässer überqueren.
Darüber hinaus haben die Mindener Pioniere in einer weiteren Station sehr plastisch erläutert wie die Einrichtung einer Gewässerzone im sehr komplexen Zusammenspiel von Pionieren und Kampftruppe zum Überwinden eines Flusses abläuft, um hier ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. In diesem Zusammenhang wurden auch Koordinationspunkte im Gelände dargestellt, die sicherstellen sollen, dass Planung und Kapazität der Fähre bzw. Brücke in der Praxis funktionieren.
Der Angriff über das Gewässer beginnt
Nach den Stationsausbildungen ging es nachmittags für alle Teilnehmer der Weiterbildung wieder an die Donau. Dort wurden einige Gefechtssituationen, wie Spähaufklärung und Erkundung der gegenüberliegenden Uferbereiche, die Überprüfung der Wassertiefen mittels Echolot und das Verbringen von kleinen Trupps der Kampftruppe durch die Schlauchboote gezeigt. Eine aus vier Amphibien M3 zusammengesetzte Fähre brachte im Anschluss die verschiedenen Fahrzeuge wie Fuchs, Fennek, Dachs, Boxer und Hägglunds in drei Umläufen an das gegenüberliegende Ufer, um von dort den Kampf fortzusetzen und den Brückenkopf ausbauen zu können.
Die Fähre bringt die verschieden Fahrzeuge über die Donau (Foto: Christian Kunerl)
Gute Zusammenarbeit und erfolgreiche Übung
Großes Lob für die durchführende Truppe, in Federführung das Gebirgspionierbataillon 8, gab es am Ende der Weiterbildung durch den Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, Brigadegeneral Maik Keller. Beim Abschlussantreten stellte er fest, dass das Ausbildungsziel: Kennen der Abläufe und Verantwortlichkeiten beim Angriff über ein Gewässer vollumfänglich erreicht wurde. „Die Bilder die Sie heute gesehen haben werden Ihnen helfen bei künftigen Übungen, egal ob im Gefechtsstand an der Karte oder in der Praxis im Gelände, zielgerichtet zu planen und auf Augenhöhe mit den Pionieren zu agieren. Dies wird den Planungsprozess deutlich beschleunigen und qualitativ verbessern.“, resümierte Keller zum Abschluss. Beendet wurde das Abschlussantreten mit der Übergabe des „Commanders Coin“ an ausgewählte Soldaten der durchführenden Truppe als kleines Dankeschön für die geleistete Arbeit.
Quelle: Gebirgsjägerbrigade 23 Pressestelle
Text: Christian Kunerl