Von Peter Winkler, Leiter Digital Enabling Services & Digital Business Integration, BWI GmbH
7:30 Uhr, blauer Himmel, 5 Grad Außentemperatur. Trotz des guten Wetters herrscht Windstärke 7 auf der Überfahrt vom isländischen Reykjavík nach Norfolk in den USA. Die drei Männer an Deck haben Mühe, bei dem starken Seegang das andere Ende der Fregatte zu erreichen. Sie führen dort bis zum Abendessen Gespräche mit der Besatzung, bevor eine weitere Nacht in der Unteroffizierskabine auf sie wartet. Sie fragen sich, was das mit IT-Sicherheit zu tun hat? Nun, die drei Kollegen sind bei der BWI im Bereich Digital Enabling Services (DES) als Experten für Cybersecurity tätig. Die Atlantiküberfahrt auf der Fregatte F124 ist Teil ihrer Arbeit: In ihren Projekten unterstützen sie die Bundeswehr bei der Informationssicherheitskonzeption für ihre Seesysteme. Das große Ziel dahinter: die Einsatzfähigkeit auf dem digitalen Gefechtsfeld sicherzustellen.
Schwimmende Einheiten der Marine sind heutzutage moderne und technisch hoch komplexe Waffeneinsatzsysteme. IT ist wesentlicher Bestandteil der Schiffe und Boote und damit Voraussetzung für eine einsatzbereite und reaktionsschnelle Marine. Und wo bei der Bundeswehr IT drinsteckt, hat auch IT-Sicherheit oberste Priorität. Nicht umsonst müssen alle Einheiten die hohen Sicherheitsanforderungen des BSI und der NATO erfüllen. Nur so kann die für die Teilnahme an Einsätzen und Übungen notwendige Akkreditierung durch die Deutsche Militärische Security Accreditation Authority erreicht werden – egal, ob es sich um ein neues Schiff handelt oder eines, das bereits vor längerer Zeit vom Stapel gelaufen ist.
Foto © BWI/Xandra Herdieckerhoff
Bei neuen schwimmenden Einheiten lassen sich diese Anforderungen direkt beim Bau berücksichtigen – Security by Design quasi. Anders bei älteren Schiffen: Da kommt es vor, dass sich aktuelle Sicherheitsanforderungen nicht umsetzen lassen. Dann muss man die dadurch entstehenden Risiken aufzeigen und durch passende Maßnahmen minimieren, um die Schiffe mit ihrer IT einsatzfähig zu halten. Damit die Marine dabei immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel hat, unterstützt die BWI sie mit ausgeprägter Sicherheitsexpertise und fundiertem Bundeswehr-Know-how. Zum Beispiel bei der Erfassung und Überprüfung der IT-Security-Maßnahmen an Bord. Aufgrund der Komplexität und Integrationsdichte der Systeme ist zwingend die Fachexpertise der Bordbesatzung vonnöten. Leider ist das eine Herausforderung: Ist die Besatzung auf See, sind ihre Kommunikationsmittel der taktischen Kommunikation vorbehalten. Im Hafen geht die Besatzung meist von Bord, um in den notwendigen Urlaub zu gehen oder an Fortbildungen teilzunehmen. Dadurch lassen sich Terminplanung und persönlicher Austausch nur schwer realisieren.
Deswegen haben wir zusammen mit der Marine pragmatisch Abhilfe geschaffen: Die Kolleg*innen der BWI fahren einfach als Gäste mit zur See! Das hat den unschlagbaren Vorteil, dass die komplette Mannschaft an Bord und rund um die Uhr verfügbar ist. Was sonst monatelang umständlich und zeitaufwendig per E-Mail und Telefon geklärt werden müsste, kann so in kürzester Zeit erledigt werden. Ein echter Projektbeschleuniger! Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Kontakt von Mensch zu Mensch an Bord. Der schafft ganz nebenbei einen vertrauensvollen Austausch mit der Besatzung und sensibilisiert zusätzlich für Anforderungen in der Praxis.
Das Team von DES ist bereits auf großer Fahrt auf der Fregatte 124 und dem Wehrforschungsschiff „Planet“ gewesen. Dieser Ansatz ist so erfolgreich, dass er in weiteren Marineprojekten genutzt wird.
Den ganzen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des HHK!