Baltic Operations (BALTOPS) und Northern Coasts sind alljährliche maritime Großübungen im Ostseeraum, die nicht nur bei vielen internationalen Einsatzverbänden fester Bestandteil im Übungs- und Ausbildungskalender sind, sondern auch das Munitionsversorgungszentrum Nord (MunVersZ Nord), einer ortsfesten logistischen Einrichtung, die dem Logistikzentrum der Bundeswehr unterstellt ist, stark fordern.
Markant sind die regelmäßig auffällig weiß-orange lackierten Übungsminen, die das Seekriegsmittel Seemine simulieren. Der Umgang mit ihnen ist ein wesentliches Übungsziel, da die aktuelle Situation im Schwarzen Meer ihre weiterhin hohe Bedeutung verdeutlicht. Das Munitionsversorgungszentrum Nord am Ausgang der Kieler Förde verfügt über diese Übungsminen sowie eine passende Seeverladepier und rückt damit in den Blickpunkt der übenden Truppe aus dem In- und Ausland.
Die Ostsee: BALTOPS und Northern Coasts
BALTOPS wird seit 1971 jährlich als NATO-Übung unter der Federführung der 6. US-Flotte durchgeführt. Sie zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den NATOStaaten und Partnerländern im Ostseeraum zu verbessern. Northern Coasts hingegen wurde 2007 eingeführt und entwickelte sich aus rein nationalen Übungsserien zu einer jährlichen multinationalen Übung. Beide Übungen zielen darauf ab, die Einsatzbereitschaft und Interoperabilität der teilnehmenden Streitkräfte zu stärken und den Austausch von Taktiken sowie Verfahren zu fördern.
Die Übungselemente finden in verschiedenen Ostsee-Anrainerstaaten statt und umfassen unter anderem den Einsatz verschiedener Arten von Übungsminen. Solche realistischen Simulationen erlauben es den teilnehmenden Kräften, taktische Verfahren für die Minenverlegung und Minenbeseitigung zu erproben, zu vertiefen und zu optimieren. Darüber hinaus fördern sie die Koordination zwischen verschiedenen Streitkräften.
Das Munitionsversorgungszentrum Nord
Das Munitionsversorgungszentrum Nord tritt bei der Versorgung von Gefechts- und gefechtsnahen Simulationsmitteln einschließlich Übungsminen für die Seestreitkräfte Deutschlands auf den Plan. Das Munitionsversorgungszentrum Nord ist als Teil der ortsfesten Logistik eines von insgesamt vier Munitionsversorgungszentren des Logistikzentrums der Bundeswehr und trägt die
Hauptverantwortung für die gesamte Palette an Marinemunition, darunter Seeminen, Lenkflugkörper, Torpedos, Artilleriemunition und mehr. Laboe dient als zentraler Knotenpunkt für diese auf insgesamt sechs Standorte verteilte Dienststelle. Dort befinden sich der Stab sowie das Munitionslager Laboe. Zusätzlich verfügt die Einrichtung in Laboe über eine seezugängliche Munitionsverladepier, die Schiffe und Boote bis zur Größe eines Einsatzgruppenversorgers aufnehmen und mit Munition versorgen kann. In der Bevorratung befinden sich bei den Seeminen vor allem zwei Sorten: Ankertauminen und Grundminen.
Die vorhandenen Ankertauminen sind als Kontaktminen konzipiert, während die Grundminen mit einstellbaren magnetischen, akustischen oder druckauslösenden Sensoren abstandsfähig sind. Die dazugehörige Übungsmunition ist abzüglich der Gefechtsladungen im Aufbau und in den taktischen Konfigurationsmöglichkeiten grundsätzlich identisch. Für die Verwendung als Simulations- und Ausbildungsmittel kann sie mit weiteren Zusatzvorrichtungen wie Uhrwerken, pyrotechnischen Zündanzeigen und Bergematerial ausgestattet werden. Typisch für sie sind die gut erkennbaren Lackierungen in Weiß und Orange, die für das Wiederauffinden erforderlich sind.
Die Bearbeitung der Übungsmunition erfolgt in einem sogenannten Munitionsarbeitshaus, das sich ebenfalls in Laboe beim Munitionslager Laboe befindet. Dort werden unter der Führung von zwei militärischen Fachkundigen Munition (Feuerwerkern) gut zehn sehr erfahrene und hochspezialisierte Munitionsfacharbeiter eingesetzt, um alle erforderlichen Tätigkeiten durchzuführen.
Dazu zählen
- das Pflegen und Warten
- Instandsetzen,
- Umrüsten,
- Ändern,
- Konservieren und Verpacken sowie
- alle vor- und nachbereitenden Maßnahmen für die Auslieferung und Verwendung.
Multinationalität als Schlüssel mzur Zusammenarbeit
Die Lage in unmittelbarer Nähe zu den Marinestützpunkten Kiel und Eckernförde sowie die gute Erreichbarkeit über See und Straße machen das Munitionsversorgungszentrum Nord zu einem gefragten Partner für die logistische Unterstützung internationaler Übungen, die im Marinesprachgebrauch häufig als Manöver bezeichnet werden.