Herr Gesau, welche besonderen Herausforderungen prägen aktuell Ihr Tagesgeschäft, welche Ziele verfolgen Sie und wo setzen Sie Schwerpunkte in der Abteilung Land-Unterstützung?
Nach wie vor steht die Umsetzung von Projekten des Sondervermögens im Fokus unserer Arbeit. Wobei das Projekt Einsatzsysteme Luftlandeplattformen besondere Aufmerksamkeit genießt, da wir es unter besonders hohem Zeitdruck und in Kooperation mit unserem niederländischen NATO-Partner realisieren. Das Thema Landes- und Bündnisverteidigung beschäftigt uns in der Breite der Abteilung enorm, da hier aktuell zu sehr vielen Materialien Beschaffungsaktivitäten für die neu aufgestellten beziehungsweise aufzustellenden Heimatschutzkräfte und die Brigade Litauen laufen. Zur quantitativen Einordnung: Von insgesamt 34.000 sogenannten Materialplanungsobjekten im gesamten BAAINBw befinden sich circa 11.000 in Verantwortung der Abteilung U.

Vor diesem Hintergrund versuchen wir, an anderer Stelle Entlastungen zu schaffen, um uns verstärkt auf die militärischen Beschaffungen konzentrieren zu können: Die Beschaffung handelsüblichen Materials, insbesondere für den Sanitätsdienst, soll in die Verantwortung des Einkaufs der Bundeswehr überführt werden und damit an den Sanitätsdient der Bundeswehr übergeben und durch das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr vertraglich abgewickelt werden.
Welche wesentlichen Aufgaben sind der Abteilung Land-Unterstützung zugeordnet und wo liegen die besonderen Herausforderungen?
Die Abteilung U hat bezogen auf ihren fachlichen Zuständigkeitsbereich die gleichen Aufgaben wie alle Projektabteilungen des BAAINBw. Die besonderen Herausforderungen liegen aufgrund des querschnittlichen Profils dieser fachlichen Zuständigkeit im Wesentlichen in den Schnittstellen zu allen militärischen Bedarfsträgern, wenn auch der Schwerpunkt eindeutig bei den Landstreitkräften und dem Sanitätsdienst liegt Die Abteilung U nimmt darüber hinaus die allgemeine Fachaufsicht über die Wehrtechnische Dienststelle für landgebundene Fahrzeugsysteme, Pionier- und Truppentechnik in Trier (WTD 41), das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe in Erding (WIWeB) sowie das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien – ABC-Schutz in Munster (WIS) wahr.
Ihre Abteilung zeichnet sich ja auch durch eine Vielzahl kleinerer unterschiedlicher Projekte aus, die aber bei der Funktion des Gesamtsystems Bundeswehr eine entscheidende Rolle haben. Welche besonderen Herausforderungen bringt dieser Sachverhalt mit sich und wo legen Sie Ihre Schwerpunkte?
Die Bandbreite der in der Abteilung Land-Unterstützung bearbeiteten Projekte und Produkte ist in der Tat sehr groß. Das von Ihnen gewählte Attribut „klein“ zielt dabei auf das mit der Beschaffung beziehungsweise Nutzung einhergehende Haushaltsvolumen, was der Bedeutung dieser Projekte und Produkte in keiner Weise gerecht wird. Zumeist sind es nämlich eben diese Projekte und Produkte, die den Einsatz und Betrieb der Bundeswehr überhaupt erst möglich machen. Denken Sie nur an die Feldlagertechnik, mobile Energieversorgung, geschützte und ungeschützte Transportfahrzeuge, Geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeuge, Navigation, Aufklärung und Radartechnik, Ausbildungssimulation und Robotik sowie den weiten Bereich der Sanitätsausstattung in seinen verschiedensten Facetten.
Mit Blick auf ihre Bedeutung für den Einsatz sind diese Projekte und Produkte also keineswegs „klein“, sondern oft missionskritisch. Nur folgerichtig verstehen sich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich daher als Enabler für unsere Soldatinnen und Soldaten. Aufgrund ihrer enormen Bandbreite wirkt meine Abteilung mit ihren Projekten und Produkten in unterschiedlicher Ausprägung in alle militärischen Organisationsbereiche hinein. Das schließt im Rahmen der Projektarbeit auch mit ein, dass die in den militärischen Organisationsbereichen zum Teil unterschiedlichen Vorgaben und spezifischen militärischen Anforderungen berücksichtigt und weitestgehend harmonisiert werden müssen. Dies wiederum erzeugt bei der Realisierung der Projekte und dem Management der Produkte einen hohen Aufwand, der insbesondere unter der Vorgabe beschleunigter Beschaffung im Rahmen der Zeitenwende die Abteilung in besonderer Weise herausfordert.
Schwerpunkt ist es, auf Grundlage des Erlasses von Staatssekretär Zimmer vom 25. April 2023 das Notwendige zu tun, um das benötigte Material schnellstmöglich zu beschaffen und der Truppe zur Verfügung zu stellen. In diesem Sinne werden in jedem Projekt kontinuierlich alle Möglichkeiten der Beschleunigung geprüft und soweit geeignet auch genutzt.
Wie ist der Sachstand im Projekt Geschütztes Führungs- und Funktionsfahrzeug (GFF3) Folgegeneration und bei der Ablöseplanung der Dingo-Fahrzeuge?
Mit Blick auf das priorisierte Voranbringen der Landes- und Bündnisverteidigung wird das Projekt GFF3 Folgegeneration derzeit einem restriktiven Forderungscontrolling unterzogen. Hierbei werden unter Beteiligung des Planungsamtes der Bundeswehr, des Projektreferats BAAINBw U4.2 sowie der Bevollmächtigten Vertreter der Organisationsbereiche die bisherigen funktionalen Forderungen mit dem Ziel, im Rahmen der späteren Realisierung Zeit und Kosten einzusparen, neu bewertet.
Die Beschaffung der Ausrüstung zur Elektronischen Kampfführung der Bundeswehr und der Operativen Kommunikation ist mit Sicherheit eine fordernde Aufgabe. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der neuen Teilstreitkraft CIR und welche aktuellen Projekte sind hier von besonderer Bedeutung?
Grundsätzlich verläuft die Zusammenarbeit weiterhin konstruktiv, ziel- und lösungsorientiert. Nicht geändert haben sich ebenfalls die ambitionierten Zielsetzungen für das zukünftige Ausstattungs- und Fähigkeitssoll. Vor dem Hintergrund einer spürbaren Überalterung der Systeme in Nutzung steht eine große Zahl an Projekten für die Realisierung an.