Zeitenwende bedeutet gesellschaftliches und individuelles Umdenken!
Jahresrückblick mit dem scheidenden Inspekteur Generalmajor Stefan Lüth
Die Streitkräftebasis stand 2024 vor großen Veränderungen: Neue Strukturen, hohe Einsatzzahlen und die Unterstützung der Ukraine prägten das Jahr. Durch den Osnabrücker Erlass veränderte sich die Bundeswehr. Streitkräftebasis und Sanität bilden den neuen Unterstützungsbereich. Generalmajor Stefan Lüth zieht im Interview mit Oberleutnant Maximilian P. von Radio Andernach Bilanz und gibt einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben im Jahr 2025.
Herr General, könnten Sie zu Anfang des Gesprächs das Jahr einmal in drei Worten zusammenfassen?
Herausfordernd, motivierend und kräftezehrend. Herausfordernd wegen des organisatorischen Umbruchs der Streitkräftebasis in der Gesamtorganisation der Bundeswehr. Nichts durfte „zwischen die Stühle fallen“. Alle haben hervorragend mitgemacht – das Leistbare wurde bis an die Grenzen ausgereizt. Die Kameradschaft hat mich motiviert, und ich bin dankbar für die großartige Leistung, die erbracht wurde. Kräftezehrend war es, weil die Menschen im Umbruch waren und Unsicherheit herrschte: Wie geht es weiter? Was passiert mit mir persönlich? Für mich persönlich war es eine große Aufgabe, diesen Organisationsbereich ohne Stellvertreter zu führen und gleichzeitig die neue Struktur mitzugestalten.
Was war aus Ihrer Perspektive die größte Herausforderung in diesem Jahr?
Definitiv, parallel zur bruchfreien Leistungserbringung der Streitkräftebasis die Reorganisation durchzuführen. Wir mussten zwei militärische Organisationsbereiche zusammenführen und einen neuen Stab entwickeln – und das in einem engen Zeitrahmen bis April 2025. Es gab keine Blaupause, da so etwas noch nie zuvor gemacht wurde. Gleichzeitig mussten wir die Menschen in diesem Prozess mitnehmen, Transparenz schaffen und soziale Aspekte berücksichtigen.
Welche Erfolge konnten Sie im vergangenen Jahr verbuchen?
Der größte Erfolg war die Aufstellung des neuen Unterstützungsbereichs. Parallel dazu wurden alle Aufträge der Streitkräftebasis erfüllt, darunter Einsätze im internationalen Krisenmanagement. Besonders stolz bin ich auf die Leistungen, die trotz der Mehrbelastung durch die Reorganisation erbracht wurden.
Zum 1. Oktober 2024 wurde die erste Phase abgeschlossen. Was ist bis dahin passiert?
Wir haben einen Aufbaustab etabliert, der die Integration des Kommandos Sanitätsdienst und des Kommandos Streitkräftebasis koordiniert hat. Zum 1. Oktober 2024 haben wir die IOC (Initial Operating Capability) erreicht, was unter normalen Umständen nicht möglich gewesen wäre. Tatkräftige Mitwirkung aller Beteiligten hat dies ermöglicht. Gleichzeitig haben wir neue Elemente wie das Wachbataillon integriert und eine Struktur für den neuen Befehlshaber entwickelt, der ab dem 1. April 2025 die Führung übernehmen wird.
„Quadriga 24“ war eine der größten Übungen in der Geschichte der Bundeswehr. Was waren dabei die Leistungen der Streitkräftebasis?
„Quadriga 24“ war die größte Übung der Bundeswehr seit 35 Jahren. Insgesamt haben 2.000 Angehörige der Streitkräftebasis daran teilgenommen, einschließlich der ABC-Abwehr, der Logistik und der Feldjäger. Wir haben zahlreiche Aufgaben übernommen, darunter die Verkehrsleitung und den strategischen Seetransport. Besonders hervorzuheben ist die Übung „Brave Blue“, bei der das logistische Netzwerk vor Ort aufgebaut wurde. Das war ein Highlight und eine wichtige Vorbereitung auf reale Einsatzszenarien.