München, 23. Juni 2022 – Die im Jahr 2002 begonnene enge Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und der MTU bei der Instandhaltung militärischer Triebwerke hat sich zu einer exzellenten Partnerschaft entwickelt. Seit der Einführung des Eurofighter-Antriebs EJ200 arbeiten Soldat:innen und MTU-Kolleg:innen unter der Führung des Unternehmens Hand in Hand zusammen.
Grundsätzlich gilt zwischen den Streitkräften und der nationalen Luftfahrtindustrie stets eine klare Aufgabenteilung: Der eine ist Auftraggeber, der andere Auftragnehmer. Über Jahrzehnte hielt die Bundeswehr den einen Teil ihrer Triebwerke in Eigenregie instand. Den anderen vergab sie an die Industrie. Dies erforderte für dieselbe Arbeit das Vorhalten der doppelten Infrastruktur und Sonderwerkzeuge – einmal in den Werkstätten der MTU, ein zweites Mal an den Luftwaffenstandorten. Ende der 1990er Jahre setzte mit Blick auf den Eurofighter in dieser Frage ein Umdenken ein. „Bei den gegenüber früheren Rüstungsprojekten geringeren Beschaffungsstückzahlen wäre eine Aufteilung auf zwei Instandsetzungseinrichtungen wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen“, sagt Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe. Dies galt insbesondere für die Triebwerke.
Die Lösung bot das Konzept einer völlig neuen Kooperation, bei der Soldat:innen der Bundeswehr und MTU-Mitarbeiter:innen in die Abläufe des Unternehmens integriert sind. „Während die Gesamtverantwortung für das Instandhaltungspaket bei der MTU liegt, sind die Soldatinnen und Soldaten – in erster Linie technische Offiziere und Triebwerksmechaniker – disziplinarisch weiter der Luftwaffe zugeordnet“, erklärt Klaus Günther, Leiter der Militärischen Programme bei der MTU, das Konstrukt.
Foto © MTU / Uwe Steinert
Neben der eigentlichen Triebwerksinstandhaltung gehören Ersatzteilmanagement und -prognose, Schadensuntersuchungen, Produktbeobachtung und Qualitätssicherung ebenfalls zum Kooperationspaket. „Diese werden aber am MTU-Standort in München wahrgenommen, wo ebenfalls Soldatinnen und Soldaten der Kooperation in die entsprechenden Teams integriert sind“, sagt Günther.
„In den Einsatzverbänden der Bundeswehr finden neben dem Wechsel der Triebwerke nur kleinere Checks und der Tausch von Anbaugeräten statt. Wir geben zwar die Instandhaltungsleistungen ab, durch die Integration von Soldaten aber nicht alle Kompetenzen. Wir sind weiterhin in die Betreuung der Triebwerksmuster involviert und bleiben als in die Prozesse eingebundener intelligenter Kunde auskunfts- und bewertungsfähig“, so Rieks. „Das ist wichtig, um in allen militärischen Lagen und in fernen Einsatzgebieten über eigenständige Expertise zu verfügen und jederzeit handlungsfähig zu sein.“
Bei der Suche nach einem Industriepartner war die MTU für die Bundeswehr die erste Wahl. Mit dem Lizenzbau des Triebwerks J79 für den Starfighter begann im Jahr 1959 die Zusammenarbeit zwischen Streitkräften und MTU. Es folgen der Tornado-Antrieb RB199, das Tyne-Triebwerk für die Transall und deren Nachfolger, den Airbus A400M mit seinen vier TP400-D6-Triebwerken.
Ausschlaggebend ist, dass die MTU bereits bei der Entwicklung der Triebwerke mit an Bord war Diese Erfahrung bringt die MTU auch in die Instandhaltung der Triebwerke ein. Bei der Kooperation gilt das nicht mehr nur für die EJ200-Antriebe, sondern mittlerweile auch für das RB199 und für das MTR390 des Tiger-Hubschraubers. Beide wurden in den Folgejahren in die Kooperation aufgenommen. Ziel ist dabei immer, die Triebwerke in der bestmöglichen Qualität zu möglichst geringen Kosten so schnell wie möglich wieder an die Flügel – oder beim Tiger: unter die Rotoren – zu bekommen. „Der Erfolg ist auch ein messbarer“, sagt Günther. „In den ersten zehn Jahren der Kooperation haben wir etwa die On-Wing-Time des RB199 verdoppelt. Die Zuverlässigkeit des Triebwerks stieg im gleichen Zeitraum um 20 Prozent. Diese Werte sind bis heute weitgehend stabil geblieben.“
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