Nachgefragt bei … Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres
Herr General, sind Sie mit den zuletzt getroffenen politischen Entscheidungen zur Struktur und den Aufgaben des Heeres zufrieden oder gibt es Nachsteuerungsbedarf? Das ist eine gute Frage. Erstmal muss man sagen, dass die aktuellen Strukturentscheidungen in eine laufende Umstrukturierung des Heeres hineinlaufen. Wir sind schon seit zwei Jahren dabei, das Heer auf Landes- und Bündnisverteidigung umzugestalten. Seit dem Juni 2022 kam dazu die Billigung aus dem Ministerium, die wir jetzt schrittweise abarbeiten. Die Entscheidungen, die der Minister getroffen hat, betreffen vor allen Dingen die erste Ebene unterhalb des BMVg, im Schwerpunkt die Zusammenlegung der Sanitätskräfte und der Streitkräftebasis sowie die Zusammenführung von Einsatzführungskommando und dem Territorialen Führungskommando.
Das Heer ist vor allen Dingen durch die Übernahme des Heimatschutzes betroffen. Das alles hat Auswirkungen auf das Heer, auf unsere Führungsstruktur, auf die Art und Weise, wie wir uns jetzt auf die zusätzliche Verantwortungsübernahme einstellen müssen. Die Entscheidungen sind schnell getroffen, aber der Teufel steckt meistens im Detail. Erforderlich ist schon eine sehr detaillierte Abstimmung mit allen Akteuren, um das dann auch alles sauber aufzusetzen. Welchen Schwerpunkt sehen Sie bei der Umsetzung der neuen Struktur im Heer? Der momentane Schwerpunkt ist für uns eindeutig die Übernahme des Heimatschutzes, der ja im Prinzip eine neue Säule im Heer aufmacht. Da gilt es jetzt zu untersuchen, wie wir das abbilden.
Wie sieht die Führungsorganisation dafür aus? Das muss man ja auch – nach den jüngsten Entscheidungen – alles im Kontext der Initiative zur Dienstpflicht des Ministers sehen. Der durch das Anstoßen einer Dienstpflichtdiskussion zu erwartende höhere Zulauf an Freiwilligen ist aufzunehmen, auszurüsten und auszubilden. Diese Aufgaben werden ja mit Masse irgendwo an den Landstreitkräften und an den Heimatschutz angedockt sein, sodass da wirklich sehr viel an Untersuchungen und Gehirnschmalz in die Aufgabe reingesteckt werden muss, um alles auch aufzufangen. Die Verteidigungsplanung der NATO ist wieder bestimmende Größe für die Planung im Heer.
Welche besonderen Herausforderungen bringt das für Ihren Verantwortungsbereich, auch unter Berücksichtigung der aktuellen Lage an der Ostflanke der NATO? Wir haben den Begriff der Zeitenwende schon extrem verinnerlicht, um das einmal so zu formulieren. Seit circa vier Jahren sind wir schon auf der Reise aus dem „Afghanistan-Heer“ in ein Heer, das sich wieder schwerpunktmäßig der Landes- und Bündnisverteidigung widmet. Das sind diese strukturellen Anpassungen, die ich eben schon einmal erwähnt habe. Es ist natürlich signifikant, wie sich der Auftrag in den letzten Jahren geändert hat. Mit dem NATO New Force Model haben wir ab dem 1. Januar 2025 eine mechanisierte Division zu stellen, ab 2027 eine zweite Division. Wir haben mit den Korpsstäben in Stettin und Münster besondere Verantwortung übernommen.
Ich will gar nicht von der eFP-Battlegroup sprechen, die sich seit fast sieben Jahren bereits in Litauen befindet. In dieser ganzen Aufgabenlage kommt jetzt dann noch die Panzerbrigade 45 – nicht nur für Litauen, sondern in Litauen – dazu. Parallel dazu gehen die Einsätze im internationalen Krisenmanagement sowie das nationale Risiko- und Krisenmanagement zum Schutz deutscher Staatsangehöriger im Ausland weiter. Gleichzeitig läuft die Ausbildung ukrainischer Soldaten. Das nimmt alle Truppenteile sehr stark in die Pflicht und bestimmt unseren täglichen Arbeitsschwerpunkt. Das Heer kann sich wahrlich nicht über Unterbeschäftigung beklagen!
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